21-Jährige verurteilt
Baby erwürgt und im Müll entsorgt: "Es war ein Impuls"
Leicht gekrümmt, in sich gezogen und mit den Haaren im Gesicht sitzt eine 21-jährige Österreicherin am Montag im Verhandlungssaal des Landesgerichts Wien.
Sie schaut nach unten, spricht zittrig und verhalten. Fast wie ein Kind. Dennoch musste sich die junge Frau vor einem Schöffensenat für eine Tat verantworten, die sie "ihr Leben lang wie einen Rucksack mittragen" werde, so die Richterin.
Die 21-Jährige hatte am 9. Dezember 2024 eine Sturzgeburt auf der Toilette eines Hotels in Wien-Simmering. Wie sie angibt, habe sie die Schwangerschaft nicht wahrgenommen, wenngleich sie in den "letzten Monaten" vor der Entbindung Verdacht geschöpft hatte. Sie glaubte aber nur, sie sei etwas "speckiger" geworden.
"Hab' geglaubt, dass ich meine Tage bekomme"
Am 8. Dezember 2024 kam sie mit ihrem Partner für ein verlängertes Wochenende nach Wien. Nachdem sie den Christkindlmarkt am Rathausplatz besucht hatten, klagte sie über heftige Unterleibsschmerzen.
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"Ich hab' geglaubt, dass ich meine Tage bekomme", sagt sie vor Gericht. Am nächsten Tag ging es ihr schlechter, sie blieb im Hotel, als in der Hotellobby die Wehen einsetzten. Sie zog sich auf die Toilette in der Lobby zurück, schildert der Staatsanwalt.
Neugeborenes erwürgt
Das Baby fiel, wie bei einer Sturzgeburt üblich, bei der Entbindung plötzlich aus dem Geburtskanal und in die WC-Muschel. Gewaltsam riss die 21-Jährige die Nabelschnur ab und fischte den Neugeborenen aus der Toilette.
Über mehrere Minuten würgte sie den Buben am Hals. Sie habe das Kind "gepackt", sagt sie nur. Gegenüber der Polizei gab sie an, auf einer Skala von 1 bis 10 mit einer 7 zugedrückt zu haben. "Ich kann die Kraft nicht einschätzen und dann drückte ich fest zu", meint sie.
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Warum? "Ich weiß es nicht"
"Ich denke mir jetzt, ich hätte anders reagieren sollen". "Ja, hätten sie", entgegnet ihr die Richterin.
Sie habe sich in einem "Ausnahmezustand" befunden, sagt sie auf die Frage der Richterin, warum sie denn keine Hilfe holte. "Es war alles blutig, voller Blut und ich habe nicht gewusst, was ich machen soll".
Hätte es in ihrem Umfeld sie Konsequenzen gegeben, hätte man von ihrer Schwangerschaft gewusst, fragt die Richterin. "Nein", antwortet die junge Frau kurz. Warum habe sie das dann getan? "Ich weiß es nicht", so die Angeklagte. Eine Antwort, die sie während des Prozesses mehrmals gibt.
Auch an das, was sie nach der Tötung des Babys tat, könne sie sich nicht mehr genau erinnern. Laut Staatsanwalt packte sie den Kinderleichnam in einen Müllsack und stülpte einen weiteren, größeren Müllsack darüber. Danach wickelte sie das Bündel in ihren Pulli.
Entsorgte Leichnam im Container
Beinahe sei sie von einer Reinigungskraft erwischt worden. Die Reinigungskraft, die als Zeugin geladen war, habe selbst die Toilette aufsuchen wollen, als sie die 21-Jährige mit dem Bündel unter dem Arm antraf.
Es sei ihr aufgefallen, dass ein Müllsack fehlte. Die Mutter hatte das Blut weggewischt und gab gegenüber der Reinigungskraft an, dass sie den Müllsack selbst entsorgen wolle, da es ihr peinlich sei.
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Die Reinigungskraft habe selbst nicht in den Müllsack geschaut, der 21-Jährigen jedoch Zugang zu den Abfallcontainern ermöglicht. Dort entsorgte die Angeklagte den Leichnam, den Pulli zog sie indes wieder heraus. Sie habe in diesem Moment "gar nicht nachgedacht". "Es war ein Impuls", so die Angeklagte.
Bestritt Geburt auch im Spital
Danach suchte sie ihr Hotelzimmer auf, wo sie sich auch ihr Partner befand. Da sie weiterhin starke Blutungen hatte, holte ihr Freund Hilfe. Sie wurde in ein Spital gebracht, dort erkannten die Ärzte, dass sie wohl zuvor ein Kind zu Welt gebracht hatte. Gegenüber der Ärzte bestritt sie das. "Ich war immer noch überfordert", gesteht sie.
Das Spital rief im Hotel an, dort wurde der tote Bub dann gefunden.
"Dachte, ich sitze einem Kind gegenüber"
Das psychiatrische Gutachten ergab, dass sich die 21-Jährige in einem "psychischen Ausnahmezustand" befand, weshalb sie nicht wegen Mordes, sondern wegen Tötung eines Kindes angeklagt wurde.
"Ich habe gedacht, ich sitze einem Kind gegenüber, das noch nicht ganz begriffen hat, was passiert ist und eigentlich nur zur Mama möchte", sagt die Gutachterin vor Gericht zum Zustand der 21-Jährigen.
Diese macht während den Erzählungen keinen Mucks, schaut nur zu Boden. Bei den Schilderungen zur Tötung des Babys scheint sie kühl und distanziert. Erst, als die Richterin sie darauf anspricht, wie sich die Tat auf ihr jetziges Leben auswirke, wird sie emotional.
Sie weint als sie davon erzählt, dass sie nicht mehr in ihrem alten Wohnort leben könne. "Da bin ich verschrien". Auch einige Familienmitglieder brachen den Kontakt ab. Ihre Nichten und Neffen dürfe sie nicht mehr sehen.
Die Obduktion ergab, dass der Knabe gesund und lebensfähig gewesen wäre. Zudem sei er termingerecht geboren worden, also keine Frühgeburt gewesen.
16 Monate bedingt
Die 21-Jährige wurde zu 16 Monaten bedingter Haft und drei Jahren Probezeit verurteilt. Die Strafe wurde zur Gänze auf Bewährung ausgesprochen. Es wurde ihr Bewährungshilfe angeordnet.
Von einer Weisung zur Psychotherapie sah der Schöffensenat ab, da der Gesetzgeber die Kosten dafür nicht übernimmt und sich die 21-Jährige das aktuell nicht leisten könne. Sie sei momentan arbeitslos.
Auch gegen den 25-jährigen Partner war ermittelt worden. Das Ermittlungsverfahren wurde aber eingestellt, da er glaubhaft machen konnte, nichts von der Schwangerschaft gewusst zu haben.
Video: Totes Baby in Müllraum von Hotel gefunden
Zusammenfassung
- Wegen Tötung eines Kindes wurde eine 21-Jährige am Montag im Landesgericht Wien zu 16 Monaten bedingter Haft und drei Jahren Probezeit verurteilt.
- Die Frau zeigt sich geständig, im Dezember 2024 ein Baby auf einer Hoteltoilette geboren, danach erwürgt und in einen Abfallcontainer geworfen zu haben.
- Sie habe von der Schwangerschaft nichts gewusst.
- Die Obduktion ergab, dass der Knabe gesund und lebensfähig gewesen wäre. Zudem sei er termingerecht geboren worden, also keine Frühgeburt gewesen.