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Anschlagsplan auf Stephansdom: Schon Ukraine ermittelte

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In den Weihnachtsferien herrschte in Wien Terroralarm. Mehrere Verdächtige sollen Anschläge auf Stephansdom, Prater oder Kölner Dom geplant haben. Ein Ehepaar wurde in Österreich verhaftet, ein weiterer Verdächtiger aus Deutschland ausgeliefert. Fünf Monate danach laufen die Ermittlungen immer noch. Laut PULS 24 Infos wird im Wienerwald nach Sprengstoff gesucht. Neu auch: Ermittelt wurde schon in der Ukraine.

Die Vorgehensweise wäre durchaus üblich für Terroristen: Kurz vor Weihnachten wurden in Rotterdam und in Berlin mehrere mutmaßliche Anhänger der radikalislamistischen Hamas festgenommen. Am Handy eines Verdächtigen entdeckten die Ermittler Fotos von Waffen - digitale Spuren führten nach Bulgarien, wo kurze Zeit später tatsächlich ein Waffenlager ausgehoben wurde.

Dort wurden Waffen unter einem Baum vergraben. Sie sollen für einen Anschlag gegen Jüd:innen in Berlin versteckt gewesen sein. "Dead Drop Methode" wird das in Ermittlerkreisen genannt.

Andere Terrorgruppe, möglicherweise ähnliche Vorgehensweise: Ebenfalls kurz vor Weihnachten erfolgte in Wien und in Deutschland weitere Festnahmen. Mehrere Verdächtige sollen im Namen des sogenannten "Islamischen Staat in der Provinz Khorasan" (ISKP) Anschläge auf den Stephansdom, den Kölner Dom und möglicherweise auch auf den Wiener Prater geplant haben. 

Mutmaßliches Mastermind ausgeliefert

Davon gehen zumindest die Ermittler aus. In einem Flüchtlingswohnheim in Ottakring erfolgten am 23. Dezember 2023 mehrere Festnahmen. Darunter ein Ehepaar - er Tadschike, sie Türkin - befindet sich weiterhin in U-Haft. Als Beschuldigte werden aber noch weitere Personen geführt.

Wie PULS 24 berichtete, wurde auch ein in Deutschland festgenommener Tadschike nach Österreich ausgeliefert - er sitzt nun ebenfalls hier in U-Haft. Er soll laut Ermittlern das Mastermind hinter den mutmaßlichen Anschlagsplänen sein.

Der 30-jährige Tadschike wurde vom deutschen Verfassungsschutz schon länger beschattet und offenbar dabei beobachtet, wie er den Stephansdom filmte, auf Überwachungskameras überprüfte und das Gemäuer abklopfte

Zwischenzeitlich flog der 30-Jährige für ein paar Tage nach Istanbul, kehrte am 18. Dezember nach Wien zurück und fertigte am 19. Dezember noch Fotos und Videoaufnahmen vom Prater an, ehe er am 20. Dezember nach Deutschland zurückkehrte und wenig später festgenommen wurde. Bei seinen Wien-Aufenthalten soll er das Ehepaar in Ottakring mehrmals getroffen haben. 

Fotos von Stephansdom und Prater

Seither drangen zu den Ermittlungen wenig neue Details an die Öffentlichkeit. PULS 24 liegen nun die Akten vor. Sie zeichnen ein Bild von schwierigen und umfangreichen Ermittlungen.

Auf den Handys der Verdächtigen, die in Einvernahmen bisher alles abstritten, wurden IS- oder Hamas-verherrlichende Bilder gefunden - und einige Verdächtige hatten Bilder von Stephansdom, Prater und anderen Sehenswürdigkeiten abgespeichert. Es handelt sich dabei um aus dem Internet heruntergeladene Bilder.

Die Verdächtigen dürften aber viele Daten gelöscht haben, die Auswertungen auch noch nicht ganz abgeschlossen sein.

Unterdessen gehen die Ermittler jeder noch so kleinen Spur nach: Da bei den Hausdurchsuchungen nach den Festnahmen keine Waffen oder ähnliches gefunden wurden, ging man von möglichen Verstecken aus. Vom deutschen Bundeskriminalamt habe man außerdem den Hinweis erhalten, dass ein möglicher Anschlag mit Sprengstoff verübt hätte werden sollen. 

Sprengstoff-Suche im Wienerwald

Im Zuge der Razzia in der Flüchtlingsunterkunft in Ottakring wurden zahlreiche Handys sichergestellt - auch von einer Person aus Dagestan, die zunächst nur nach dem Fremdengesetz mitgenommen wurde.

Auf den Handys wurden auffällige Koordinaten von abgelegenen Gebieten in der Nähe Wiens entdeckt. Es folgten Drohnen und Spürhund-Einsätze im Wienerwald bei Sieghartskirchen. Laut PULS 24 Informationen sind die Untersuchungen vor Ort noch nicht abgeschlossen. 

Auch ein als gestohlen gemeldetes Auto fand man so - ob die Verdächtigen etwas damit zu tun haben, ist noch nicht bekannt. Auf Sprengstoff oder Waffen dürfte man bisher jedenfalls bisher nicht gestoßen sein. 

In Einvernahmen bestreiten die Beschuldigten, irgendetwas von einem möglichen Anschlagsplan gewusst zu haben.

Ermittlungen in der Ukraine

Der aus Deutschland ausgelieferte Tadschike, er soll Innenausstatter sein, sagte etwa aus, er habe "keinerlei Kontakte zum ISKP", jenem IS-Ableger, der etwa hinter dem Anschlag in Moskau steckte. Er habe sechs Kinder - "mein einziger Wunsch wäre, sie großzuziehen" - und zwei Frauen - eine der beiden habe er in der Türkei getroffen.

Interessant sind auch die Angaben der Türkin. Sie schildert etwa, dass sie ihren Mann über das Internet kennengelernt habe und dann von der Türkei zu ihm in die Ukraine gezogen sei, wo der Tadschike lebte, bevor sie gemeinsam nach Österreich kamen.

Sie will von möglichen Besuchen ihres Mannes nicht viel mitbekommen haben, weil sie bei anwesenden Männern immer zu Boden schaue oder in die Küche gegangen sei. Generell sei sie nicht viel aus dem Haus gegangen - habe nur die Kinder zum Koranunterricht gebracht oder sei einkaufen gegangen.

Über ein Rechtshilfeersuchen wurde den österreichischen Behörden mittlerweile aber mitgeteilt, dass das Ehepaar auch in der Ukraine schon einschlägig bekannt war: In den Unterlagen ist von einer Terrorzelle und Dokumentenfälschung zu lesen, in die auch die Frau verwickelt gewesen sein soll.

Die Ermittlungen in Österreich laufen also noch auf Hochtouren, möglicherweise tauchen auf den Handys noch weitere brisante Details auf und auch aus anderen Ländern könnten weitere Hinweise kommen. 

Video: Terror in Österreich: Neue Zelle entlarvt

ribbon Zusammenfassung
  • In den Weihnachtsferien herrschte in Wien Terroralarm. Mehrere Verdächtige sollen Anschläge auf Stephansdom, Prater oder Kölner Dom geplant haben.
  • Ein Ehepaar wurde in Österreich verhaftet, ein weiterer Verdächtiger aus Deutschland ausgeliefert.
  • Fünf Monate danach laufen die Ermittlungen immer noch. Unter anderem dürfte es laut PULS 24 Infos um Sprengstoff-Suche gehen.
  • Neu auch: Ermittelt wurde schon in der Ukraine.

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