APA/HELMUT FOHRINGER

Anschlag in Wien: Französisches Lokal im Visier

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Die Telefonauswertung des Attentäters und eines Verdächtigen legen ein französisches Lokal als Ziel des Anschlags im November in der Wiener Innenstadt nahe - es hatte am Tattag geschlossen.

Um 19.36 Uhr am 2. November 2020 wurde der Wiener Terrorist von einer Überwachungskamera gefilmt, als er am Lokal "Le Salzgries" in der Marc-Aurel-Straße 6 war - eine halbe Stunde später eröffnete er das Feuer, tötete vier Menschen und verletzte über zwanzig weitere teils schwer. Er war bereits seit etwa 18.25 Uhr in der Gegend des Schwedenplatzes – PULS 24 berichtete hier. Stunden zuvor um 15.12 Uhr rief er in dem französischen Lokal an. Das belegt die Telefonauswertung, die sich im Ermittlungsakt, der PULS 24 vorliegt, findet. Das Lokal ist am Montag geschlossen, es hob niemand ab. "Es konnte nicht eruiert werden, was der Grund für den Anruf (...) im Lokal gewesen sein könnte", schreiben die Ermittler.

Es ist nicht der einzige Hinweis auf das Lokal. Ein weiterer Verdächtiger (V1) – er wollte gemeinsam mit dem Attentäter 2018 nach Syrien ausreisen, sie saßen zeitgleich in Haft – suchte laut Handyauswertung vor dem Anschlag insgesamt vier Mal nach "Le Salzgries" und benutzte auch ein Mal den Suchbegriff "Marc-Aurel-Straße". Ob das eigentliche Ziel ein Frankreich-Konnex haben sollte, ist unbekannt. Belegt ist, dass V1 "insgesamt 6.703 Youtube Videos" angesehen hat. Mehrere hundert Videos waren Reden "bedenklicher Prediger" und zahlreiche Videos beschäftigten sich mit vergangenen Terroranschlägen in Frankreich - auch in den Tagen vor dem Anschlag.

"Jeje"

Am Tattag selbst trafen sich der Attentäter und V1 nicht nur, sondern V1 kommentierte einen Instagram-Post des Terroristen, in dem er den "Islamischen Staat" verherrlichte mit "Jeje". Für die Ermittler ein Beleg für die Bestärkung zur geplanten Tat. Zumal V1 bei den Einvernahmen angab, Instagram nicht zu nutzen und sich nicht an die Zugangsdaten erinnern könne. Stunden vor der Tat um 1.46 Uhr "beschäftigt er sich mit einem Video mit dem Titel: Handy zurücksetzten (ohne Passwort & ohne Datenverlust) - Smartphone auf Werkseinstellungen setzten!" In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass das Handy des Attentäters, welches in einem Mistkübel aufgefunden und sichergestellt werden konnte ebenfalls auf Werkseinstellungen zurückgesetzt war.

Der Attentäter und V1 hatten seit Jahren Kontakt. Auch nachdem die beiden vorzeitig aus der Haft entlassen wurden. "Wir waren wieder normal befreundet und hatten wieder Kontakt", wird V1 den Ermittlern erzählen. Und: Die beiden vorbestraften und auf Bewährung freigelassenen Dschihadisten wurden auch gemeinsam von der Polizei kontrolliert. Im Februar 2020 gerieten sie in ein Planquadrat. Durch die Abfrage wurde die Polizei automatisiert darauf hingewiesen, dass sie das BMI/BVT verständigen und eine Weisung einholen soll. "Es folgte eine fernmündliche Verständigung des BVT-JD – keine Maßnahmen." Spätestens damit musste aber dem BVT bekannt sein, dass die beiden einschlägig Vorbestraften wieder Kontakt miteinander hatten.

Versteckte Machete

Als die beiden noch in Haft saßen, im März 2019, schrieb V1 in einem Brief an den späteren Attentäter die Ortsangabe eines Verstecks. Der Brief wurde abgefangen und die Örtlichkeit kontrolliert. Gefunden wurde an diesem Tag nichts. Fünf Tage nach dem Anschlag, am 7.11.2020, kontrollierte das LVT erneut den Ort und fand diesmal eine Machete hinter einer Reklametafel - PULS 24 berichtete hier.    

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  • Die Telefonauswertung des Attentäters und eines Verdächtigen legen ein französisches Lokal als Ziel des Anschlags im November in der Wiener Innenstadt nahe - es hatte am Tattag geschlossen.

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