Kistner zur vierten Impfung: "Virologisch, epidemiologisch und klinisch" kann sich alles ändern

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Der unabhängige Impfstoffexperte Otfried Kistner findet die Frage nicht leicht zu beantworten, ob wir einen vierten Impfstich brauchen. "Ja, es wird einen geben", meint Kistner. Für den Impfstoffexperten stellen sich hierzu aber mehrere Fragen: "Wer wird ihn bekommen? Wann wird er ihn bekommen? Und welchen Impfstoff wird er bekommen?"

Aktuell wird auf der ganzen Welt über die vierte Booster-Impfung gegen COVID-19 debattiert. Während neue Daten aus Israel nahelegen, dass ein vierter Stich mit den vorhandenen Impfstoffen einen "eher geringen Zusatznutzen" gegen die Omikron-Variante bringe, bereiten sich viele europäische Staaten sowie die USA auf weitere Booster vor.  

Kistner hält es für realistisch, dass ältere Menschen und Personen mit schweren Erkrankungen oder einem schwachen Immunsystem wie z.B. Krebspatienten in "drei bis sechs Monaten" einen "vierten Stich" benötigen werden. Jugendliche und gesunde Erwachsene brauchen vermutlich erst nach sechs, neun oder womöglich zwölf Monaten eine Auffrischungsimpfung "um einen weitreichenden Schutz für künftige Varianten zu erhalten".

Am Wendepunkt

Jedoch müsse man es genau verfolgen, ob man eine weitere Impfung benötige und wie diese dann aussehen sollte. Die Datenlage ist aktuell "sehr komplex". Laut Kistner befinden wir uns "virologisch, epidemiologisch und klinisch an einem spannenden Wendepunkt.".

4. Stich wegen Omikron notwendig?

Im Moment sei das Virus noch pandemisch. Mit der Omikron-Variante kam die Hoffnung auf, dass es in Richtung "Übergang zu einer epidemischen Variante wie den Grippeviren" geben werde und auch "eine gewisse Entspannung" zu sehen sein wird. Für den Experten bleibe es allerdings abzuwarten, ob Omikron wirklich die dominierende Variante wird bzw. bleiben wird. "Aktuell herrschen auf der Welt noch alle Varianten irgendwo vor – auch das aggressivere Delta".

Komplexe Situation

Mit einer zunehmenden globalen Mobilität bestehe auch das Risiko, dass bekannte und neue Varianten "global verteilt werden". "Die Situation ist sehr komplex", führt Kistner aus. Zwar eigne sich jeder bisher zugelassene Impfstoff für den vierten Stich und in Zukunft könnte es mehr Vakzine geben.

Der Impfstoffexperte gibt allerdings zu bedenken, dass "wenn ich eine Person mit hohem Risiko kurzfristig vor Omikron schützen möchte" es sich eher anbieten würde einen künftigen "Omikron-Varianten-Impfstoff" einzusetzen. Bei gesunden Menschen würde Kistner trotzdem zu "einer der Originalimpfstoffvarianten tendieren".

Offene Fragen

Aber: "Die aktuellen Daten und Studien können uns das alles noch nicht sagen. Wir müssen selbst beobachten und reagieren", merkt der Experte an. Wie gut eine etwaige Omikron-Impfung gegen die Delta- oder Beta-Mutationen sei, würde sich erst zeigen. Genauso in welche Richtung sich das COVID-19-Virus weiterentwickle.

Angesprochen auf die aktuellen Debatten zur Impfpflicht meint Kistner, dass ihm das Thema in allen Bereichen "so komplex geworden" sei, dass er "nicht beurteilen kann", warum man genau jetzt eine Impfpflicht einführen soll. "Wenn alle an einem Strang ziehen – ja", sagt der Impfstoffexperte. Er wüsste allerdings nicht, was er tun würde, wenn er zu entscheiden hätte.

ribbon Zusammenfassung
  • Der unabhängige Impfstoffexperte Otfried Kistner sieht keine leichte Beantwortung der Frage, ob wir einen vierten Impfstich brauchen.
  • Aktuell wird auf der ganzen Welt über die vierte Booster-Impfung gegen COVID-19 debattiert.
  • Während neue Daten aus Israel nahelegen, dass ein vierter Stich mit den vorhandenen Impfstoffen einen "eher geringen Zusatznutzen" gegen die Omikron-Variante bringe, bereiten sich viele europäische Staaten sowie die USA auf weitere Booster vor.  
  • Kistner hält es für realistisch, dass ältere Menschen und Personen mit schweren Erkrankungen oder einem schwachen Immunsystem wie z.B. Krebspatienten in "drei bis sechs Monaten" einen "vierten Stich" benötigen werden.
  • Jugendliche und gesunde Erwachsene brauchen vermutlich erst nach sechs, neun oder womöglich zwölf Monaten eine Auffrischungsimpfung "um einen weitreichenden Schutz für künftige Varianten zu erhalten".

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