Wirtschaftsminister

Hattmannsdorfer will Teilzeitdebatte "faktenbasiert führen"

Heute, 15:27 · Lesedauer 3 min

ÖVP-Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer kritisierte in den letzten Tagen mehrfach die hohe Quote an Teilzeitarbeitskräften im Land. Bei PULS 24 verteidigt er seine Forderung nach "mehr Leistung".

Oberstes Ziel müsse sein, Vollzeitarbeit wieder attraktiver zu machen, betonte der Wirtschaftsminister in den vergangenen Tagen mehrmals. Im Gespräch mit PULS 24 ruderte der Minister anfangs noch etwas zurück.

"Volles Verständnis" zeige er, "wenn sich jemand um Kinder kümmern muss". Wo er kein Verständnis habe, sei die von ihm so benannte "Lifestyle-Teilzeit", also Menschen, die in seinen Augen keinen Betreuungspflichten oder dergleichen nachgehen müssten und dennoch keine 40 Stunden in der Woche arbeiten möchten.

Dem Minister gehe es darum, "den Wohlstand in Österreich zu halten". Und das gelinge nur mit mehr Arbeitsstunden pro Kopf. Tatsächlich ging die Arbeitszeit in den letzten Jahren im Schnitt pro Person zurück. "Der Wohlstand kommt nicht von alleine", mahnt Hattmannsdorfer im Gespräch mit PULS 24.

Was andere Länder anders machen

Der Frage, warum in Ländern wie Finnland, Dänemark oder den Niederlanden Menschen stundenmäßig weniger arbeiten als in Österreich und dennoch ein hohes Level an "Wohlstand" halten würden, wich Hattmannsdorfer im Gespräch zuerst aus. 

Österreich sei in absehbarer Zeit mit einer großen Pensionswelle der "Babyboomer"-Generation konfrontiert. Hier müsse man ein "Loch ausgleichen".

Nach "Minister-Kritik“ an Teilzeit-Arbeit

Schließlich verwies er auf die Praxis in Ländern wie Schweden, Dänemark oder Polen, dass beim Aufstocken der Arbeitszeit am Ende "deutlich mehr vom Nettogehalt" bleiben würde, als in Österreich. Die Regierung würde hier nachbessern wollen, zugunsten all jener, die Vollzeit arbeiten.

Arbeit wird momentan, gerade im digitalen Bereich, immer mehr automatisiert. Ein Grund für eine langfristige Reduktion der Arbeitsstunden? "Wir brauchen Automatisierung und Digitalisierung, um dieses Loch auszugleichen", verwies der Wirtschaftsminister erneut auf die kommende Pensionswelle.

Kritik aus der eigenen Regierung

Kritik an den Aussagen des Wirtschaftsministers kam in den letzten Tagen etwa von den Grünen, dem Momentum Institut oder dem Pensionistenverband. Dieser möchte sich Hattmansdorfer nicht verweigern, verweist auf seine Funktion als Vertreter der heimischen Wirtschaft: "Ich bin dafür, dass man die Teilzeitdebatte faktenbasiert führt", so Hattmansdorfer.

Auch SPÖ-Finanzminister Markus Marterbauer kritisierte die losgetretene Debatte öffentlich via Kurznachrichtendienst "X". Der Wirtschaftsminister zeigte sich davon unbeeindruckt, verwies auf das gemeinsame Regierungsprogramm. Man könne auch als Regierungsmitglieder unterschiedlicher Meinung sein.

Altersarmut bei Frauen sei ein Resultat aus fortschreitender Teilzeitarbeit bei Frauen, so der Wirtschaftsminister. Hattmannsdorfer möchte Frauen dazu bringen, "nachdem die Kinder draußen sind", schnell wieder mehr zu arbeiten.

Immer wieder verweist der Minister auf für ihn alarmierende Vergleiche. "In keinem Land geht die Arbeitszeit so zurück wie in Österreich". Für den Wirtschaftsminister hat das dramatische Auswirkungen auf den Wettbewerb

In einer "All-inclusive-Mentalität" könne man "das Projekt Österreich nicht mehr aufrechterhalten". Hattmannsdorfer ist jedenfalls überzeugt davon, "dass wir ein Comeback von Leistung und Fleiß" brauchen.

Ist Teilzeit-Arbeit "zu attraktiv“?

Zusammenfassung
  • Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer warnt, dass Österreich durch den Rückgang der durchschnittlichen Arbeitszeit und die zunehmende Teilzeitbeschäftigung im internationalen Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand verlieren könnte.
  • Er fordert ein System, das Mehrarbeit belohnt, und betont die Notwendigkeit von Automatisierung und Digitalisierung, um die kommende Pensionswelle der Babyboomer-Generation abzufedern.
  • Frauen sollen nach der Kinderbetreuung wieder vermehrt in Vollzeit arbeiten, da fortschreitende Teilzeitarbeit laut Hattmannsdorfer ein Hauptgrund für Altersarmut bei Frauen ist.