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Signa: "Vertrauen ist zerstört", dann kam Benko ins Straucheln

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Ein offenbar dramatisch beendetes Treffen des deutschen Milliardärs und Signa-Investors Klaus-Michael Kühne soll der Anfang vom Ende von René Benkos Kartenhaus gewesen sein. Ein neues Buch schildert, wie der wohl reichste Deutsche Benko eiskalt abservierte.

Der 85-jährige Klaus-Michael Kühne ist mit einem Vermögen von 37 Milliarden Euro einer der reichsten, wenn nicht der reichste Deutsche. Kühne war ab 2020 auch zweitgrößter Investor bei der Signa Prime Selection. Die Signa-Tochterfirma verwaltet die namhaften Luxusimmobilien von Benkos Reich.

Am 1. Dezember 2022 - rund ein Jahr vor dem endgültigen Zusammenbruch der Signa - bestellt Kühne Benko und seinen Vertreter im Signa-Aufsichtsrat Karl Gernandt zu sich nach Hamburg. Das Treffen ist für Benko doppelt wichtig: Kühne ist als zweitgrößter Investor ein wichtiger Geldgeber, den es bei Laune zu halten gilt - außerdem braucht Benko wieder einmal frisches Geld.

Aber das Treffen endet nach wenigen Minuten im Eklat, wie die Journalisten Rainer Fleckl und Sebastian Reinhart in ihrem Buch "Inside Signa" schildern. Zunächst scheint noch alles nach Plan zu laufen: Benko kommt im Privatjet und trifft sich mit Kühne in dessen Luxushotel "The Fontenay". Gernandt ist auch da. Man hat für 13 bis 15 Uhr ein gemeinsames Mittagessen vereinbart, zitiert die "Bild-Zeitung" vorab aus dem Buch.

Plötzlich geht der Milliardär

Das Gespräch dauert nur wenige Minuten. Mittendrin steht Kühne plötzlich auf und lässt Benko eiskalt und ohne ein weiteres Wort sitzen. Der ist fassungslos und gerät offenbar in Panik.

Laut "Inside Signa" tippt der Signa-Mastermind um 13.22 Uhr eine E-Mail an Kühne in sein Smartphone: "Offen gesagt bin ich ratlos!", schreibt Benko. "Natürlich habe ich auch Details zu Ihren Fragen von Sonntag mitgebracht", versucht er den Investor zu beschwichtigen. Er bittet um "nur eine Stunde nach Ihrem Mittagessen".

Die aktuelle Lage rund um die Signa-Pleite

Doch von dem Milliardär erntet er nur Schweigen. Benko will nicht locker lassen, für ihn steht zu viel auf dem Spiel. Um 13.50 Uhr schreibt er abermals an Kühne.

Der Tonfall wird flehend: "Eine kurze persönliche Aussprache mit Ihnen wäre mir sehr wichtig – ich bin noch bei Ihnen im Hotel. Es reichen auch 10 Minuten. Ich kann nicht nachvollziehen, was da schief gelaufen ist. Herzliche Grüße".

"Das Vertrauen ist zerstört"

Erst nach weiteren 20 Minuten erhält er eine Antwort und die ist vernichtend: "Es tut mir leid – das Vertrauen ist zerstört." Nüchtern und knapp setzt Kühne den Signa-Gründer davon in Kenntnis, dass er die Rückabwicklung seiner Beteiligung an der Signa Prime Selection wünsche und bereits entsprechende Schritte ergriffen habe.

Mit dem Ausstieg des ebenso finanzstarken wie gründlichen Investors verliert Benko ein namhaftes Zugpferd. Ab da wird das Signa-Kartenhaus immer wackeliger.

Zuletzt soll Ex-ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz laut eigener Aussage und entsprechender Honorarnote noch einmal Investoren aus Abu Dhabi vermittelt haben. Doch der Zusammenbruch des Systems Benko ist nicht mehr aufzuhalten.

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ribbon Zusammenfassung
  • Der 85-jährige Klaus-Michael Kühne ist mit einem Vermögen von 37 Milliarden Euro einer der reichsten Deutschen. Ab 2020 war er zweitgrößter Investor der SIgna Prime Selection.
  • Am 1. Dezember 2022 - knapp ein Jahr vor der endgültigen Signa-Pleite - bestellt Kühne Signa-Gründer René Benko zu sich nach Hamburg.
  • Das eigentlich für zwei Stunden geplante Treffen war nach nur wenigen Minuten vorbei - Kühne ging auf und ging wortlos.
  • Benko schrieb Kühne flehentliche E-Mails und bat um eine Aussprache, doch er hatte seine Chance bereits verspielt, wie das neue Buch "Inside Signa" schildert.
  • Nach 20 Minuten erhält Benko eine trockene Antwort: "Es tut mir leid – das Vertrauen ist zerstört."
  • Ab da kam das Signa-Kartenhaus immer unaufhaltsamer ins Wackeln.