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Signa-Auktion: Brisante Interna im versteigerten Mistkübel

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Am Freitag schlug ein weiteres Mal der Auktionshammer bei der Signa Holding zu. Abseits der Verkaufsschlager wie Monopoly und Türmatte hatte ein findiger Bieter aber wohl den richtigen Riecher - und hat aus Müll potenziell Gold gemacht. Brisante Details zum Pleite-Projekt Lamarr sind darin aufgetaucht.

1.100 Euro werden Minuten vor Auktionsschluss für das Signa-Monopoly ausgerufen, weiter Bürostühle wechseln um Hunderte Euro den Besitzer, ein Teppich und ein Tisch erreichen auch vierstellige Gebote. 

Ein weiterer Auktionsschluss bei der Versteigerung des Inventars der Signa Holding im Palais Harrach bringt erneut kuriose Geschichten hervor. Die seltsamste von allen dürften aber Kolleg:innen des öffentlich-rechtlichen Radiosenders FM4 entdeckt haben. 

Im Mist gestierlt

Der Kollege wurde beim Besichtigungstermin nämlich nicht von Signa-Kulis und Signa-Kleiderbügeln geblendet - er entdeckte das Potenzial eines nicht geleerten Mistkübels. 

Er versicherte sich, dass der Büromüll beim Mistkübel zum Straßenpreis von 35 Euro inkludiert ist. 

Interna im versteigerten Mistkübel

Und der Inhalt hat es wohl in sich, wie FM4 berichtete. Zwischen privaten Nachrichten, Mandarinenschalen und Brotsackerln finden sich E-Mails, Bescheide zu Bewilligungsverfahren, ein Fernkältevertrag, ein Erlagschein mit fünfstelliger Zahlungsaufforderung von Zeppelin Rental Österreich (11.178 Euro) und sogar Berechnungen für das Projekt Lamarr auf der Mariahilfer Straße. Die Projektgesellschaft meldete just am Freitag Insolvenz an. 

So wird aus den Mistkübel-Dokumenten ersichtlich, dass man beim Lamarr bereits um die richtigen Worte gerungen hat, um die "Geltungmachung von Schadenersatz" wegen einer Bauzeitverlängerung. Selbst, wenn das erfolgreich war: Gerettet hat es das Projekt nicht, wie man jetzt weiß. 

Lamarr: Kreditzinsen verdoppelten sich

Außerdem wird aus einer Rechnung ersichtlich, wie steigende Kreditkosten das Lamarr empfindlich teurer gemacht haben. So lagen die Zinskosten bei 29,68 Millionen Euro im Jahr 2022, stiegen aber nach Berechnung vom September 2023 auf 51,1 Millionen. In der Aufstellung "Sep25" ist schon die Rede von 66,87 Millionen Euro. 

Auch wird aufgeschlüsselt, was man sich vom Lamarr an Mieteinnahmen erwartet hatte. Geplant war ja, dass die KaDeWe-Gruppe das Kaufhaus führen soll. Problem: Auch die meldete diese Woche Insolvenz an - wegen zu hohen Mieten von ihrem Vermieter René Benko. 

So wurde von einer Basismiete von 14,5 Millionen Euro pro Jahr ausgegangen, dazu sollte eine Umsatzmiete von 3,5 Millionen Euro kommen. 

Wie kann das sein?

Die offensichtliche Frage, die im Raum steht: Wie kann sowas passieren? FM4 hat dazu einen Erklärungsversuch: Die Firma Reisswolff, die auf Aktenvernichtung spezialisiert ist, ist selbst unter den Gläubiger:innen. 

FM4 behält den Müll nun aber nicht. Auf ihrer Instagram-Seite kann man für den guten Zweck mitsteigern. Der oder die Höchstbietende kriegt den Mistkübel inklusive Inhalt, das Geld geht als Spende an "Licht ins Dunkel". Zeit dafür ist bis zum 5. Februar. 

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ribbon Zusammenfassung
  • Am Freitag schlug ein weiteres Mal der Auktionshammer bei der Signa Holding zu.
  • Abseits der Verkaufsschlager wie Monopoly und Türmatte hatte ein findiger Bieter aber wohl den richtigen Riecher - und hat aus Müll potenziell Gold gemacht.
  • Brisante Details zum Pleite-Projekt Lamarr sind darin aufgetaucht.

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