Tennis-Größe Koubek verlor tausende Euro an "Bitcoin-Betrüger"
Bitcoin erlebt derzeit einen absoluten Höhenflug. In den vergangenen Wochen rauschte die älteste und bekannteste Kryptowährung von einem Allzeithoch zum nächsten. Darüber freuen sich auch in Österreich viele, die darin ihr Geld investiert haben.
Immer wieder werden diese Krypto-Investments allerdings auch zum Ziel von Betrugsversuchen. Spam-SMS "warnen", dass der Account vermeintlich gehackt worden sei. Davon war in Österreich in den vergangenen Monaten oft die Wiener Krypto-Börse Bitpanda betroffen.
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So erging es auch Ex-Tennis-Profi Stefan Koubek, wie er exklusiv im Gespräch mit PULS 24 erzählte. Zwischen zwei Spielen bei den US Open, die er für JOYN kommentierte, schaute der ehemalige Weltranglisten-Zwanzigste auf sein Handy "und da seh ich die SMS". Koubek sollte eine Nummer anrufen, weil sein Konto aus Thailand gehackt worden sei.
Dabei kam die SMS auch nicht von einer dubiosen Nummer, sondern schien in seiner App unter demselben Absender auf, wie die sonstigen Benachrichtigungen von Bitpanda - dem Anbieter, bei dem Koubek seine Kryptowährung hielt.
Am Telefon erklärte ihm eine kompetent wirkende deutsche Stimme: "Ja, das wurde gehackt und um die Gefahr abzuwenden, machen wir Ihnen jetzt eine Security-Wallet (eine Wallet ist quasi ein Konto für Kryptowährungen, Anm.)", erzählte Koubek von dem Gespräch.
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Fünfstelliger Betrag weg
Wie sich rasch herausstellen sollte, ist er jedoch Betrügern zum Opfer gefallen. "In dem Moment hat sich das logisch angehört. In meinem Wahn bin ich in mein Konto rein und habe angefangen, zu überweisen", so der Ex-Tennis-Profi.
Rasch überwies er einen fünfstelligen Betrag - jedoch nicht in Sicherheit, sondern in die Hände der Betrüger. Wie viel genau, sagte Koubek nicht. Aber zumindest so viel: "Ein kleines Auto wär sich schon ausgegangen."
"Ich konnte zwei bis drei Nächte nicht schlafen. Nicht, weil ich betrogen wurde, sondern weil ich so deppert war" - heute könne er aber schon wieder darüber lachen, meinte Koubek.
Bitpanda verweist auf Warn-Hinweise
PULS 24 wollte auch mit Bitpanda über Betrugsversuche sprechen, um zu erfahren, welche Maßnahmen das Unternehmen setzt, um seine Kund:innen besser zu schützen. Ein persönliches Gespräch war jedoch vorerst nicht möglich. Auf Nachfrage verwies man auf Warnungen in der App, Blogposts, um die User:innen zu informieren und Kommunikation per E-Mail oder auf Social Media, um vor Betrugsversuchen zu warnen.
Weiter ins Detail gehen wollte die Wiener Krypto-Firma jedoch nicht, die unter anderem Sponsor der National Football League (NFL), des FC Bayern München oder der AC Milan ist.
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Hohe Dunkelziffer wegen der "Scham"
Beim Bundeskriminalamt (BKA) spricht man in solchen Fällen nicht von einem Krypto-Betrug, sondern generell von Anlage-Betrug. Ob es sich um Euro oder Bitcoin handelt, "da unterscheiden sich die Modi nicht wirklich", sagte Reinhard Nosofsky, Leiter des Büros für Betrugsermittlungen, im PULS 24 Interview.
Bei Kryptowährungen sei es in der Regel aber "noch schwieriger, Geldflüsse nachzuvollziehen". Allerdings könne man auch bei normalen Bankkonten den Geldfluss rasch verschleiern.
Wie viele Menschen davon betroffen sind, dazu macht das BKA keine konkreten Angaben. Aufgrund der enorm hohen Dunkelziffer "sind wir mit Zahlen vorsichtig", so Nosofsky. Doch warum erstatten viele Betrugsopfer keine Anzeige? Für den Ermittler sei es "hundertprozentig die Scham, dass man da einem Betrug aufgesessen ist".
Dabei appelliert er, dass es "unbedingt wichtig wäre, jeden Fall zur Anzeige zu bringen". Denn die Ermittler "brauchen einen Fehler, damit wir die Täter fassen können", meinte Nosofsky. Und bei jedem einzelnen Fall besteht die Chance, dass die Täter einen Fehler machen. Deshalb sei es möglich, dass die eigene Anzeige auch anderen Betroffenen helfen kann.
Wieso die Betrugs-SMS "von Bitpanda" kam
Was vor allem Koubek irritierte: Die ursprüngliche SMS kam von Bitpanda selbst, wie es schien. "Ich bin eigentlich ein bisschen Krypto-affin und weiß, dass man da aufpassen muss. Wenn du mich im Nachhinein fragst, würde ich mir am liebsten in den Kopf schießen", meinte der ehemalige Davis-Cup-Kapitän von Österreich.
Dabei handelt es sich um sogenanntes Spoofing. Dadurch kann eine andere oder gar eine bekannte Telefonnummer vorgetäuscht werden. Der Gesetzgeber ist dagegen jetzt allerdings vorgegangen. Seit 1. September ist dazu eine Verordnung in Kraft, die sicherstellen soll, dass eine österreichische Nummer auf dem Display auch wirklich aus Österreich kommt. Netzbetreiber müssen das künftig kontrollieren und gegebenenfalls unterbinden. Wenn der Anruf oder die SMS mit einer österreichischen Nummer von einem ausländischen Anschluss kommt, muss die Nummer entweder unterdrückt oder blockiert werden.
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"Macht eine Anzeige, das kann jedem passieren"
"Ich bin ein Fan von Bitpanda, aber da ist ein großer Blödsinn passiert", resümiert Koubek heute. Mit seiner Geschichte wollte er an die Öffentlichkeit gehen, um Bewusstsein für das Risiko zu schaffen und andere davor zu warnen. "Ich bin mir sicher, dass der Stefan da nicht der Einzige ist", sagte sein Manager Hadil Krenn. Wem etwas Ähnliches passiert ist, dem rät er: "Macht eine Anzeige, sucht's euch Hilfe. Das kann jedem passieren."
Zusammenfassung
- Achtung, Bankkonto oder Kryptowallet gehackt! Immer wieder versuchen Betrüger, mit dieser Masche an das Ersparte ihrer Opfer zu kommen.
- So auch bei Ex-Tennis-Profi Stefan Koubek: Ihm knöpften Betrüger einen fünfstelligen Betrag ab.
- Wie sie vorgingen, was das Bundeskriminalamt dazu sagt und warum Koubek damit an die Öffentlichkeit geht.