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Geld an der Börse investieren: Diese Möglichkeiten gibt es

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Aktien, Anleihen, Fonds ... was ist das eigentlich? Die verschiedenen Produkte und Anlageklassen, von Finanzexperten erklärt. Außerdem: Was mache ich, wenn mein Depot im Minus ist?

Die Kapitalmärkte bieten verschiedenste Produkte an, in die man sein Geld investieren kann. Was Privatanleger dazu wissen müssen, klären Finanzexperten im PULS 24 Gespräch. 

ETF einfach erklärt

Die vermutlich simpelste Methode, um an den Profiten der weltweiten Aktienmärkte teilzuhaben, sind weltweit gestreute ETFs (Exchange-Traded Fund, dt.: börsengehandelter Fonds). Dafür sind zwei Indizes besonders beliebt: Der MSCI World und der FTSE All-World. Mit dem MSCI World machte man in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich ein jährliches Plus von über acht Prozent. 

Im MSCI World stecken mehr als 1.500 Unternehmen aus 23 Industrienationen. Dabei schaffen es jeweils die größten Unternehmen des Landes in den Index. Im FTSE All-World sind sogar die 4.100 größten börsennotierten Unternehmen aus 49 Ländern. Neben 25 Industrie- sind auch 24 Schwellenländer vertreten.

ETFs zu diesen Indizes gibt es von unterschiedlichsten Anbietern, einen guten Vergleich bietet hier die ETF-Suche von Finanzfluss oder justETF. Viele Broker bieten ETF-Sparpläne auch gratis oder sehr kostengünstig an. Wie man den richtigen Broker findet, lesen Sie hier. 

Für wen lohnt sich ein ETF?

Mit einem einzigen ETF kann man deshalb "mit wenig Kosten sehr viele Strategien abdecken", meinte etwa Finanzexperte Alexander Putz. Er selbst sei aber ein Gegner vom blinden Investieren in den MSCI World, weil "die wenigstens wissen, dass 60 Prozent des Index US-Aktien sind und nur 3 Prozent Aktien aus China". Dies müsse einem bei der Entscheidung bewusst sein.

Wer nicht einfach in der ganzen Welt, sondern nur in einzelne Märkte investieren möchte, kann auch das mit anderen Index-ETFs machen – zum Beispiel auf Basis des S&P 500 (USA) oder des DAX (Deutschland). Auch für einzelne Industriesektoren gebe es "tolle ETFs, die man relativ kostengünstig kaufen kann", so Putz.

Aktiv gemanagte Fonds: Teurer, aber nicht immer besser

Doch auch aktiv gemanagte Fonds und ETFs können gute Möglichkeiten bieten, mit wenig Aufwand in die Finanzmärkte zu investieren. Dort lohnen sich jedoch genauere Vergleiche.

Oft sind die Kosten deutlich höher, die müssen dann bei der Performance gegenüber einem vergleichbaren Index erst wieder verdient werden. Die Hausbank bietet zudem oft zuerst die hauseigenen Produkte an "Das sind nicht immer die Besten", stellte Lausecker fest. "Ein Vergleich rentiert sich auf alle Fälle".

Lesen Sie hier: Aktiv oder passiv investieren: Was bedeutet das?

Investieren in Einzelaktien: Hobby für Experten

Wenn man mit dem Investieren beginnt, ist es zunächst naheliegend, auch Aktien zu kaufen. Aktien sind Teile von Unternehmen, die an der Börse gehandelt werden. Wer Aktien eines Unternehmens besitzt, ist Miteigentümer.

Für sein eingesetztes Kapital wird man auch am Gewinn des Unternehmens beteiligt (Dividende). Zudem kann man Geld verdienen, wenn der Kurs der Aktie steigt - die eigenen Anteile also mehr wert sind. "Kleinstpositionen in einzelnen Aktien sind ein großes Risiko", warnte allerdings Finanzexperte Alexander Putz. 

Damit man nicht alles auf einige wenige Firmen setzt, müsste man in mehrere Unternehmen investieren, also sein Portfolio diversifizieren. "Unter 5.000 Euro pro Einzeltitel macht das eigentlich keinen Sinn", meinte er.

Sollte ich in Einzelaktien investieren?

Auch Bernd Lausecker, Finanzexperte vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) rät den meisten Anlegern von Aktien ab: "Direktanlagen in Aktien empfehlen wir eigentlich nicht, außer man ist quasi Hobby-Wirtschaftsexperte und beschäftigt sich täglich mit den Wirtschaftsteilen der Zeitungen".

Ein eigens zusammengestelltes Aktienportfolio findet auch Erwin Hof, Leiter der Wiener Börse Akademie, "sehr aufwändig". Doch wie viele Aktien sollten dann in so einem Depot sein? Ab wann das sinnvoll sei, sei eine wissenschaftliche Diskussion, so Hof. Schnell sei man da aber bei 15-20 Titeln. Diese zu pflegen und zu überwachen, werde dann sehr zeitintensiv.

Wer nicht so viel Zeit mit seiner Geldanlage verbringen will, für den sind Fonds und ETFs oft die bessere Lösung. 

Sind Anleihen eine gute Geldanlage?

Anleihen sind Wertpapiere mit einem festgelegten Zinssatz, die entweder von Ländern (Staatsanleihe) oder Unternehmen (Unternehmensanleihen) herausgegeben werden. 

Im Prinzip gibt man als Privatanleger einer Firma oder einem ganzen Land einen Kredit, bekommt dafür regelmäßig Zinsen und am Ende der Laufzeit sein Geld zurück. Die Laufzeit kann wenige Monate sein, bei Staatsanleihen aber auch bis zu 100 Jahre dauern. 

Je mehr Zinsen man auf eine Anleihe bekommt, desto höher ist das Risiko, dass der Herausgeber (Emittent) seine Schulden nicht begleichen kann. Daher sollte man darauf achten, welches Rating Anleihen haben. Dafür sind vor allem die Bewertungen der großen internationalen Rating-Agenturen relevant (Standard & Poor's, Moody's und Fitch). 

Lesen Sie hier: Welche andere Möglichkeiten Sparer haben, um Zinsen zu bekommen.

Welche Vorteile Anleihen im Depot haben

"Anleihen schwanken weniger als Aktien im kurz- und mittelfristigen Bereich", erklärte Hof. Sie helfen im Depot deshalb bei der "Dämpfung und Glättung". Starke Kursverluste bei Aktien können so im Gesamten etwas ausgeglichen werden  – für die Psychologie sei das "manchmal gar nicht so schlecht".

Außerdem ermöglichen Anleihen "bessere Planbarkeit durch die regelmäßigen Ausschüttungen", sagte der Finanzexperte weiter. Den vereinbarten Zins erhält man üblicherweise jährlich.

Für Anleger, die sich auch hier nicht um mehrere Einzeltitel kümmern möchten, können unterdessen Anleihe-Fonds praktisch sein. Mit einem Fonds nimmt man sich so üblicherweise ein Bündel an gewissen Anleihen ins Portfolio.

Was sind Derivate?

Derivate sind die kompliziertesten und riskantesten Produkte an den Finanzmärkten. Von Privatanlegern werden sie meistens zur Spekulation genutzt. Für Profis können sie aber auch zur Absicherung von Währungs- und Kursrisiken dienen. 

Zu den Derivaten zählen unter anderem Zertifikate, Optionsscheine, CFD (Contract for Difference) oder Futures. Grundsätzlich handelt es sich bei Derivaten um Finanzprodukte, deren Preis sich an einem Basisprodukt orientiert. Das kann eine Währung, eine Aktie oder auch ein Rohstoff sein. 

Investments in Derivate sollten sich aber wirklich nur Profis überlegen. Es sind höchst spekulative Produkte und sie können den Käufer mitunter in den Ruin treiben. Mit manchen Produkten wie Optionen kann man mehr Geld verlieren, als man überhaupt investiert hat. 

Depot im Minus: Wie gehe ich mit Verlusten um?

An den Börsen geht es nicht immer nur bergauf. Mit Verlusten umzugehen, fällt vielen nicht leicht. Doch genau in diesen Phasen gilt es, Ruhe zu bewahren und überlegt vorzugehen.

Zunächst sollte man sich fragen: "Betrifft es den Markt oder betrifft es das Investment", so Putz. Falls es den gesamten Aktienmarkt betrifft, muss man sich darüber Gedanken machen, wie es in Zukunft weitergehen könnte.

Panisch auszusteigen kann mitunter einen größeren Verlust bedeuten, als die Situation einfach auszusitzen. Denn wer mit einem Minus aussteigt, "steigt sehr selten zu einem vernünftigen Zeitpunkt wieder ein", so der Finanzexperte.

Ein altes Börsensprichwort besagt: "Versuche, kein fallendes Messer zu fangen". Wenn man wieder kauft, heißt das noch lange nicht, dass der Kurs nicht weiter fallen kann. Gleichzeitig könnte der Kurs in der Zwischenzeit aber schon wieder stark steigen, und man muss an der Seitenlinie zusehen, wie andere Investoren kräftig Geld verdienen.

Verluste bedeuten Chancen

Deshalb empfiehlt der Finanzexperte, "klare Spielregeln zu definieren, am besten schriftlich". Etwa, dass man bei einer gewissen Verlustschwelle die Reißleine zieht. Das betreffe aber vor allem Investments in Einzelaktien oder spekulative Anlageformen wie Derivate.

Wer allerdings mit einem Sparplan in ETFs oder Fonds investiert, sollte sich keine Sorgen um fallende Kurse machen. "Stick to the plan. Mehr noch: Überleg dir, ob du dann nicht den Sparplan erhöhen willst. Mittelfristig hast du was davon", empfiehlt Putz.

Denn solche Phasen bieten oft auch gute Möglichkeiten: "Natürlich ärgert man sich über Verluste, die sind oft aber auch eine attraktive Kaufchance", so Finanzexperte Stefan Goldschmidt.

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ribbon Zusammenfassung
  • Die Kapitalmärkte bieten verschiedenste Produkte an, in die man sein Geld investieren kann.
  • Was Privatanleger dazu wissen müssen, klären Finanzexperten im PULS 24 Gespräch. 
  • Wenn man mit dem Investieren beginnt, ist es zunächst naheliegend, dann auch Aktien zu kaufen. Aber ist das für mich sinnvoll?
  • Wie man einfach in tausende Aktien auf der ganzen Welt investieren kann.
  • Zudem: Was mache ich, wenn mein Depot im Minus ist?

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