Die nächste Bankenkrise? Fragen und Antworten zur Silicon Valley Bank

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Nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank macht sich Unruhe breit. Sind Österreichs Banken sicher? Kommt es zu einer Bankenkrise wie 2008? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Was macht die Silicon Valley Bank?

Die Silicon Valley Bank (SVB) war die Hausbank vieler US-Technologiefirmen. Sie finanzierten Start-Ups, die anderen Banken zu riskant waren und machten sich damit beliebt. Die Bank war zwar "ein regionaler Player in Kalifornien", wie Börsenexpertin Monika Rosen im PULS 24 Interview erklärt, aber "von der Größer her unter den Top-20-Banken" in den USA. 

Wie hat sich die SVB eigentlich verspekuliert? 

In der Coronakrise haben amerikanische Tech-Start-Ups ein rasantes Wachstum hingelegt. Um die Wirtschaft zu stützen, senkte die US-Notenbank die Zinsen. Dadurch wurden Kredite günstiger, und viele Start-Ups nutzten diese Chance. "Die haben das vorzugsweise bei der Silicon Valley Bank angelegt", erklärt Rosen. Die Bank habe daraufhin "langlaufende, amerikanische Staatsanleihen gekauft". Das sei laut Rosen grundsäztzlich kein Fehler.

"Durch die rapiden Zinserhöhungen der US-Notenbank haben diese Anleihen an Wert verloren. Jetzt hat Tech begonnen, Geld abzuziehen. Die mussten ihre Anleihebestände mit Verlusten verkaufen und so sind wir da hingekommen". 

"Nach allem was wir jetzt wissen, gibt es kein betrügerisches Verhalten", erklärt Rosen weiter. Der "Schwarze Peter" liege ohnehin nicht nur bei der Bank. Nach Gerüchten über eine Krise bei der Bank hätten viele Firmen in der Tech-Branche das Vertrauen in SVB verloren. Damit hätten sie "den klassischen Sturm auf die Bank erst orchestriert", meint die Börsenexpertin.

Welche Auswirkungen hat die Pleite auf Österreichs Banken? 

Angst vor einem ähnlichen Kollaps einer österreichischen Bank müsse man sich nicht machen. Wie die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA gegenüber PULS 24 sagte, seien die "direkten Auswirkungen sind wahrscheinlich vernachlässigbar". Außerdem gebe es keine Geschäftsbeziehungen mit der Silicon Valley Bank, die österreichische Banken mitreißen könnten. 

Auch laut Monika Rosen sei die Situation "überhaupt nicht vergleichbar". Das liege zum einen daran, dass "wir eine ähnliche Start-Up-Szene nicht haben" und zum anderen daran, dass die Zinsanhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) "maßvoller" gewesen seien. Deshalb fielen die Verluste der Banken mit Staatsanleihen geringer aus. Für die Börsenexpertin sei der Effekt dieser Pleite für Kontinentaleuropa "überschaubar". Dennoch sei es für das Vertrauen in Banken generell wichtig, dass das amerikanische Bankensystem "stabil" bleibt.

Die Krise sorgte jedoch auch an der Wiener Börse für Verunsicherung. Am Montagvormittag lag die Aktie der Bawag teilweise über zwölf Prozent im Minus, die Aktie der Ersten Bank gab zeitweise um rund sieben Prozent nach. 

Kommt es zu einer Bankenkrise wie 2008?

Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers stürzte das weltweite Bankensystem in eine tiefe Krise. Seit dem wurden für große, systemrelevante Banken sowohl in Europa, als auch in den USA sogenannte Stresstests eingeführt. Damit werden verschiedene Szenarien simuliert - und im Anschluss eine Risikoanalyse durchgeführt. Dadurch wäre ein vergleichbarer Crash heute viel unwahrscheinlicher. Die Silicon Valley Bank musste sich jedoch keinem Bankenstresstest unterziehen. 

In Europa wäre das jedoch nicht der Fall. Wie die FMA sagt, sei die US-Bankenregulierung "anders aufgestellt". Eine Bank in der vergleichbaren Größe würde in der Eurozone "wohl unter Aufsicht der EZB direkt" stehen. 

"Am Ende des Tages lebt das ganze System vom Stichwort Vertrauen", meint Börsenexpertin Rosen. Auch deshalb hat sich die US-Regierung dazu entschlossen, mit einem Stützpaket die Gelder der Kunden komplett zu sichern. Schon am Montag sollen sie Zugang zu ihrem kompletten Bankguthaben bekommen. 

Damit wolle man laut Rosen auch Vertrauen ins System wiederherstellen und es damit absichern. Hätte die US-Regierung nicht eingegriffen, "dann haben sie einen Dominoeffekt auf die anderen mittelgroßen Banken" und die Krise rund um die Silicon Valley Bank könnte sich ausweiten. 

Warum war die Silicon Valley Bank bei Start-Ups so beliebt? 

Die Silicon Valley Bank arbeitete mit mehr Risikofreude als andere Banken - das machte sie vor allem bei Tech-Firmen beliebt, die einen großen Hunger an neuen Krediten hatten. Laut einem Bericht des "Spiegel" habe die Bank als Sicherheit für Kredite zum Beispiel Start-Up-Anteile akzeptiert und Kredite auch an Unternehmen vergeben, die massiv Schulden machen. Als Gegenzug für diese Kredite hätten sich die Unternehmer dann dazu verpflichtet, den Großteil ihrer Bankgeschäfte über die Silicon Valley Bank abzuwickeln.

Die Finanzierung von Tech-Start-Ups ist extrem riskant und spekulativ. Viele Unternehmen werden von sogenannten Risikokapitalgebern mit Geld versorgt, um möglichst schnell wachsen zu können. Dabei sind diese Unternehmen oft jahrelang unprofitabel und produzieren wahre Schuldenberge. 

Wenn die Geschäftsidee jedoch aufgeht und man sich große Marktanteile sichern kann, vervielfacht sich das eingesetzte Geld. Darauf dürfte die SVB wohl auch spekuliert haben. Das hat bei heutigen Konzern-Giganten wie Meta (ehemals Facebook) und Google funktioniert - viele scheitern jedoch am Weg dorthin. 

Monika Rosen ist Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft und Börsenexpertin. 

ribbon Zusammenfassung
  • Nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank macht sich Unruhe breit. Sind Österreichs Banken sicher? Kommt es zu einer Bankenkrise wie 2008?
  • Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

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