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Bis Ende 2027

Lenzing baut bis zu 600 Jobs ab

Heute, 11:16 · Lesedauer 3 min

Der börsennotierte Faserhersteller Lenzing will am Standort in Oberösterreich 300 Jobs in der Verwaltung abbauen - davon 250 noch bis Jahresende - sowie 300 weitere im Lauf der nächsten zwei Jahre.

Das teilte das Unternehmen nach der Aufsichtsratssitzung am Montag mit. Man wolle "vor allem die administrativen Funktionen schlanker und effizienter gestalten" und erwarte sich ab 2026 jährliche Einsparungen in Höhe von mindestens 25 Mio. Euro, ab Ende 2027 von 45 Mio. Euro.

Rund 1.000 Beschäftigte haben laut Gewerkschaft am Montag - zeitgleich zur Sitzung des Aufsichtsrats - an einer Betriebsversammlung am Werksgelände teilgenommen und eine Resolution zum Erhalt der Arbeitsplätze beschlossen. Die Belegschaft sei "motiviert zu zeigen, wie wichtig es ist, dass die Arbeitsplätze gehalten werden", betonte Gottfried Lichtenberger, stellvertretender Geschäftsführer der GPA Oberösterreich.

Betriebsrat: "Kurzsichtig"

"Die Beschäftigten haben das Unternehmen durch die Krise getragen", unterstrich Michael Bichler, stellvertretender Angestellten-Betriebsratschef. Die Arbeitsplätze abzubauen oder Verwaltungsjobs ins Ausland, vermutlich nach Indien oder Tschechien, zu verlagern, sei "kurzsichtig", denn "langfristig werden die externen Kosten für Fremdleistungen explodieren", ist er überzeugt.

"Wir brauchen Investitionen am Standort und nicht jedes halbe Jahr ein neues Kostensenkungsprogramm", das schließlich auch Kapazitäten binde.

Auch Lichtenberger betonte, es sei "bemerkenswert", dass die Mitarbeitenden selbst Vorschläge gemacht hätten, wie man effizienter werden könne. "Die Beschäftigten haben ihren Beitrag geleistet und es liegt an der Geschäftsführung, das aufzunehmen".

Auch Produktionsstätte in Indonesien am Prüfstand

Die zweite Job-Abbauwelle sei "nur eine Verlagerung", betonte man seitens des Unternehmens. Man wolle die "internationale Präsenz in Asien und Nordamerika stärken". Diese Internationalisierung gehe eben mit dem Abbau von 300 Stellen am Standort Lenzing bis 2027 einher. Zudem sei eine strategische Überprüfung der Produktionsstätte in Indonesien eingeleitet worden, die möglichen Optionen reichen bis hin zu einem Verkauf dieses Produktionsstandorts.

Dementsprechend ergibt sich für 2025 ein Wertminderungsbedarf von bis zu 100 Mio. Euro. Das werde sich negativ auf das konsolidierte EBIT und den konsolidierten Jahresüberschuss auswirken. Das EBITDA (Betriebsergebnis vor Abschreibungen) werde heuer allerdings "über dem Vorjahreswert" liegen, so das Unternehmen.

Für 2027 strebe man ein EBITDA von rund 550 Mio. Euro an, "sofern sich das Marktumfeld nicht verändert und geopolitische Stabilität herrscht", hieß es in einer Aussendung. 2024 lag es bei 395,4 Mio. Euro. Zudem sei ein Investitionspaket für die Standorte in Lenzing und Heiligenkreuz geschnürt worden, das bis Ende 2027 Investitionen von über 100 Mio. Euro vorsieht.

Zuletzt leichter Aufwärtstrend

Die Lenzing-Gruppe vermeldete zuletzt trotz der Verwerfungen durch die US-Zollpolitik einen leichten Aufwärtstrend. Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr gegenüber der ersten Hälfte 2024 um 2,3 Prozent auf 1,34 Mrd. Euro. Unterm Strich stand ein Gewinn von 15,2 Mio. Euro, nach einem Verlust von 65,4 Mio. Euro im Vorjahreshalbjahr.

Lenzing verarbeitet Holz zu Zellstoff und stellt daraus Fasern für die Bereiche Mode, Handel, Industrie, Kosmetik und Hygiene her. Hauptaktionär der Lenzing AG ist die heimische Industrieholding B&C, die 37,25 Prozent hält. Die B&C-Gruppe wurde im Jahr 2000 von Bank Austria und Creditanstalt gegründet. 2024 gab die B&C ihre Mehrheit an Lenzing ab, der brasilianische Zellstoffkonzern Suzano übernahm einen 15-Prozent-Anteil.

Suzano hat eine Kaufoption auf weitere 15 Prozent bis zum Jahr 2028. 6,97 Prozent gehören der US-Investmentbank Goldman Sachs, 40,78 Prozent der Lenzing-Aktien sind in Streubesitz. In den vergangenen zwölf Monaten ist der Lenzing-Aktienkurs um mehr als ein Viertel eingebrochen.

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Zusammenfassung
  • Der börsennotierte Faserhersteller Lenzing will am Standort in Oberösterreich 300 Jobs in der Verwaltung abbauen - davon 250 noch bis Jahresende - sowie 300 weitere im Lauf der nächsten zwei Jahre.
  • Das teilte das Unternehmen nach der Aufsichtsratssitzung am Montag mit.
  • Man wolle "vor allem die administrativen Funktionen schlanker und effizienter gestalten" und erwarte sich ab 2026 jährliche Einsparungen in Höhe von mindestens 25 Mio. Euro, ab Ende 2027 von 45 Mio. Euro.