Steuerausgleich
Zuerst Arbeitgeber pleite, dann Stress mit dem Finanzamt
Laut dem KSV1870 haben im Vorjahr 6.587 Unternehmen in Österreich Insolvenz angemeldet. Davon waren knapp 30.000 Beschäftigte betroffen.
Für jeden und jede ist es ohnehin schon eine turbulente Zeit, wenn die eigene Firma in die Pleite schlittert, man teils monatelang aufs Gehalt warten muss und eventuell sogar den Job verliert.
Doch im darauffolgenden Jahr kann dann gleich der nächste Schock warten: eine saftige Steuernachzahlung. Woran das liegt und was Arbeitnehmer:innen beachten sollten, wenn sie Geld aus dem Insolvenzfonds erhalten haben, hat PULS 24 in Zusammenarbeit mit der Steuerausgleichs-App RelaxTax herausgearbeitet.
So erging es nämlich Fabian* (Name von der Redaktion geändert). Er hat bei einem Start-up gearbeitet, das im Dezember 2024 Insolvenz angemeldet hatte. Schon die Monate davor erhielt er kein Gehalt mehr. Deshalb wurde sein Gehalt seit Oktober 2024 über den Insolvenzfonds bezahlt.
Tausende Euro Nachzahlung
Bei dem Start-up verdiente er 5.200 Euro brutto pro Monat, damit zahlte Fabian für einen Teil seines Gehalts 40 Prozent Lohnsteuer. Doch das Geld aus dem Insolvenzfonds wird nicht anhand der vorherigen Bezüge versteuert, sondern pauschal. So wurden statt knapp 1.000 Euro Lohnsteuer nur etwas mehr als 500 Euro einbehalten.
Denn bei Bezügen aus dem Insolvenzfonds gilt: Auf vier Fünftel des Gehalts werden zunächst lediglich pauschal 15 Prozent Lohnsteuer einbehalten - und zwar unabhängig von der Höhe des Gehalts; auf den Rest sechs Prozent. Tatsächlich hätte Fabian aber deutlich mehr Steuern zahlen müssen. Das machte sich dann beim Steuerausgleich bemerkbar – im ersten Schritt wäre nämlich eine Nachzahlung von über 2.800 Euro fällig geworden.
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So kann es vielen Menschen gehen, die durchschnittlich oder überdurchschnittlich gut verdienen, wie Dominik Sprenger, Co-Founder von RelaxTax im Gespräch mit PULS 24 erklärt. Für viele, die Geld aus dem Insolvenzfonds erhalten haben, "kann da durchaus ein böses Erwachen daherkommen".
Anders sieht es bei niedrigen Gehältern aus. Wer etwa Teilzeit gearbeitet hat oder nur wenig verdient, kann am Ende des Jahres eventuell sogar mit einer Gutschrift aussteigen.
Das Problem mit dem Steuerausgleich
Auf Fabian und alle in seiner Lage kommt dann noch ein weiteres Problem zu. Das Finanzamt hat 2024 rund 1,7 Millionen Arbeitnehmer:innen den Steuerausgleich "automatisch" erledigt – das geht dank der antragslosen Arbeitnehmerveranlagung. Im Schnitt bekam jeder dadurch knapp 380 Euro vom Finanzamt zurück.
Doch wer es gewohnt war, einfach auf das Finanzamt zu warten, wartet in diesem Fall vergeblich. Denn das geht nur, wenn man über das Jahr hinweg nur einen Arbeitgeber, beziehungsweise einen Jahreslohnzettel hatte.
Hat man während des Jahres den Job gewechselt oder eben Geld aus dem Insolvenzfonds erhalten, kann der Steuerausgleich nicht mehr automatisch durchgeführt werden. Den muss man dann selber machen – entweder direkt über FinanzOnline oder mit Hilfe einer Steuer-App. Dafür hat man bis zum 30. Juni des Folgejahres Zeit, wenn man es digital und nicht per Formular macht.
Selber machen lohnt sich
Besonders in diesen Fällen, aber auch sonst, lohnt es sich, den Steuerausgleich selbst zu erledigen. "Das Warten auf die antragslose Veranlagung zahlt sich nicht aus", sagte Sprenger zu PULS 24. Denn gleich zwei Faktoren spielen da eine Rolle.
Einerseits kann man selbst oft deutlich mehr herausholen. Entweder eine höhere Steuergutschrift oder im Fall von Fabian zumindest eine deutlich geringere Nachzahlung.
Denn Fabian kannte sich mit dem österreichischen Steuerrecht nicht so gut aus. Mit Hilfe der Steuer-App RelaxTax hat er dann aber herausgefunden, dass er Anspruch auf den Alleinverdienerabsetzbetrag und den Familienbonus für sein Kind hat. So wurden aus der Nachzahlung von über 2.800 Euro nur noch 255 Euro. Er hat sich so also rund 2.500 Euro gespart.
Der nächste Punkt ist der Faktor Zeit. "Wenn ich im Februar oder März den Antrag für das vergangene Jahr stelle, bekomme ich das in der Regel einen Monat später, sonst kann das sechs bis sieben Monate dauern", erklärte Sprenger.
In der Regel ist die Arbeit dann auch rasch erledigt – und wer hat denn nicht gerne ein paar Hundert Euro mehr schon viel früher am Konto oder zumindest die saftige Nachzahlung deutlich reduziert.
Zusammenfassung
- 2024 haben in Österreich im Durchschnitt 18 Firmen pro Tag Insolvenz angemeldet.
- Für Arbeitnehmer kann nach der ohnehin stressigen Phase die nächste böse Überraschung folgen – ein kostspieliges Schreiben vom Finanzamt.
- Was man beachten muss und welche Probleme warten, wenn man Geld aus dem Insolvenzfonds bekommen hat.