Herbert Prohaska
"Schneckerl" wird 70 - "Er kann nicht verlieren"
Mit dem Legendenstatus wird im österreichischen Sport viel zu viel um sich geworfen, Jahrhundertfußballer gibt es hierzulande aber nur einen. Herbert Prohaska wird am Freitag 70 Jahre alt. Schon seit Tagen wird der Jubiläumsgeburtstag der rot-weiß-roten Fußballikone gefeiert.
Prohaska galt im Mittelfeld als Weltklassekicker. Mit seinem Herzensverein, der Wiener Austria, gewann er sieben Meisterschaften und vier Cuptitel. Mit Inter Mailand und der AS Rom feierte Prohaska ebenfalls Erfolge. Auch als Trainer führte Prohaska die Austria zu zwei Meisterschaften und zwei Cupsiegen.
Im Nationalteam absolvierte Prohaska insgesamt 84 Länderspiele und verhalf dem ÖFB-Team zu zwei WM-Auftritten (1978, 1982). Er ist auch weiterhin der letzte Teamchef, der Österreich zu einer WM führen konnte (1998). In den vergangenen Jahrzehnten wirkte Prohaska vor allem als TV-Experte im ORF.
Was machte Prohaska zu einem derartigen Erfolgsfußballer? Wie tickte er als Trainer? Drei langjährige Wegbegleiter erzählen gegenüber PULS 24 ihre schönsten gemeinsamen Momente und kurze Krisen mit Herbert "Schneckerl" Prohaska.
Karl Daxbacher
Daxbacher spielte mit Prohaska satte 12 Jahre gemeinsam bei der Austria. Mit sieben Meistertiteln und rund 500 Einsätzen zählt der "Sir" zu den größten "Veilchen" der Vereinsgeschichte.
Karl Daxbacher: Der Herbert ist ein Jahr nach mir zur Austria gekommen. Spielen gesehen haben wir ihn aber schon zuvor, als er mit 16 Jahren für Ostbahn XI unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein Testspiel gegen das Nationalteam absolvierte. Da waren wir schon derartig beeindruckt. Herbert war nicht nur ein hervorragender Fußballer, sondern ein wichtiger Teamplayer. Er war ein Unterhalter, auch das hat ihn zum Leader gemacht.
Die Highlights waren natürlich das Europacup-Finale und die vielen gemeinsamen Meistertitel. Für mich persönlich beeindruckend: Herbert hat meine Leistungen immer sehr wertgeschätzt und gewusst, dass ich für ihn ein Mitspieler war, der ihn immer unterstützt und auch mal seine Schwächen ausgemerzt hat. Das hat er mir immer wieder zu verstehen gegeben.
Ernst Baumeister
Baumeister spielte 14 Saisonen in Wien-Favoriten, den Großteil davon gemeinsam mit Prohaska. 2011 wurde Baumeister von den Austria-Fans in die Jahrhundertelf gewählt.
Ernst Baumeister: Herbert ist ein sehr positiver, hilfsbereiter Mensch. Sehr ehrgeizig, er kann nicht verlieren. [lacht] Das war sicher der Hauptgrund für seine vielen Erfolge. Vor allem seine Menschlichkeit ist besonders. Das hat Herbert all die Jahre sehr ausgezeichnet. Am Feld war er nicht zum Aushalten, aber fünf Minuten später in der Kabine war das alles wieder vergessen. Für den Herbert hat es immer nur zwei Sachen gegeben: seine Familie und den Fußball.
Franz Wohlfahrt
Wohlfahrt zählt zu den wenigen Ex-Profis, die mit Prohaska sowohl zusammenspielten als auch von ihm trainiert wurden. Vor 14 Jahren wurde Wohlfahrt von den "Veilchen" in die Jahrhundertelf gewählt.
Franz Wohlfahrt: Okay, wir sind ein paarmal Meister und Cupsieger geworden, dann haben wir uns für die WM 1998 qualifiziert. Das große Highlight war für mich aber nicht irgendein Match, sondern sein Wechsel vom Spieler zum Trainer. Der Umgang von ihm persönlich mit seinen ehemaligen Mitspielern war nahtlos. Das ist nicht immer leicht im Fußball. Ich sehe es als Spiegelbild seiner Persönlichkeit, dieser Übergang war herausragend. Was den Herbert immer ausgemacht hat, ist seine Offenherzigkeit und Menschlichkeit. Man ist so oder man ist so nicht.
Zwischen Herbert und mir gab es aber auch eine kurze Krise. Er war ÖFB-Teamchef, ich der Einsergoalie. 1995 bekam ich in der Liga wegen Schiedsrichterkritik eine Rote Karte. Ein paar Tage später strich mich der Herbert aus dem Kader für das nächste Länderspiel - aufgrund der Vorbildfunktion. Zur selben Zeit bekamen zwei andere auch Rot, die standen aber im Nationalteam. Das war schon ein Knack für meine Karriere. Ich kam dann zwar ins Nationalteam zurück, war aber nicht mehr die Nummer eins. Ich sage ihm auch heute noch, dass das nicht in Ordnung war. Das ist aber schon so lange her, jetzt ist es auch egal.
Zusammenfassung
- Herbert Prohaska, Österreichs Jahrhundertfußballer, feiert seinen 70. Geburtstag und blickt auf eine einzigartige Karriere mit sieben Meistertiteln und vier Cuptiteln mit der Wiener Austria sowie Erfolgen bei Inter Mailand und AS Rom zurück.
- Als Trainer führte Prohaska die Austria zu zwei Meisterschaften und zwei Cupsiegen und bleibt der letzte Teamchef, der Österreich 1998 zu einer Fußball-WM führte.
- Wegbegleiter wie Karl Daxbacher, Ernst Baumeister und Franz Wohlfahrt betonen im PULS 24 Interview seine Menschlichkeit, seinen Ehrgeiz und seine Führungsqualitäten, die ihn sowohl auf dem Feld als auch abseits davon auszeichnen.