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Auf deutsches "Pralinenschachtel-Team" wartet Klassiker

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Die 15-jährige Ära von Bundestrainer Joachim Löw hätte am Mittwochabend beinahe im Desaster geendet. Abgekämpft sagte der 61-Jährige nach dem mühsamen 2:2 gegen Ungarn: "Die Mannschaft wollte das biegen." Nach der nervenaufreibenden EM-Gruppenphase und einer alles andere als souveränen Achtelfinal-Qualifikation versprüht Deutschlands Fußball-Nationalteam aber wieder Optimismus. Am kommenden Dienstag geht es in einem Klassiker im Wembley gegen England.

Sechs Minuten plus Nachspielzeit fehlten Ungarn, um auf Kosten der Deutschen ins Achtelfinale einzuziehen. Der eingewechselte Leon Goretzka verhinderte vor heimischer Kulisse in München die Sensation und eine weitere deutsche Enttäuschung, drei Jahren nach dem vorzeitigen Out bei der WM in Russland. Löw war nach seinem 197. Match als Bundestrainer gezeichnet. "Es war eines der schwierigsten Spiele überhaupt", sagte er. Dass spielerisch vieles im Argen lag, verschwieg er nicht.

Wichtiger war Löw aber der Blick nach vorne. Die Vorrunde sei nun abgehakt, betonte er. "Jetzt geht es um alles oder nichts. Das ist auch eine gute Situation." Nach der knapp vermiedenen Blamage scheinen die Deutschen mit einer gewissen Lockerheit voraus zu blicken, fast so, als wäre das Schlimmste überstanden. "Wembley liegt uns", freute sich Kapitän Manuel Neuer. Joshua Kimmich meinte vollmundig: "Ein schöneres Spiel gibt es fast nicht. Und ich sehe da gute Chancen für uns."

Das glaubt man offenbar aber auch auf der Insel - oder auch nicht. "Her mit den Deutschen!", titelte der "Telegraph", die "Daily Mail" schrieb indes: "Oh no! Nicht schon wieder die Deutschen!" Die Engländer wussten schon zuvor, dass im Achtelfinale auch im Fall des Gruppensiegs ein harter Gegner aus der "Todesgruppe" mit Deutschland, Frankreich und Portugal ins Wembley kommen wird. Was für England, wie auch Deutschland gilt: Im Viertelfinale wird mit dem Sieger aus Schweden gegen die Ukraine eine vom Namen her leichtere Hürde warten.

Löw freute sich auf ein "absolutes Highlight". Er gab ein Versprechen ab: "Wir werden anders auftreten." Die Leistungsschwankungen bleiben auch bei der EM ein Wegbegleiter des DFB-Teams, "die Pralinenschachtel-Mannschaft", wie der "Spiegel" befand. "Es ist leider noch ein Auf und Ab", meinte auch Kimmich. Die Fehlerquote bleibt zu hoch, die Gegentore fallen zu einfach. Ohne Goretzkas Rettungstat hätten die ungarischen Tore von Adam Szalai (11.) und Andras Schäfer (68.) das frühe Aus bedeutet. Kai Havertz (66.) traf zum 1:1. Löw lobte später Mentalität, Moral und Kampfkraft.

Der Chefcoach setzte gegen den ungarischen Defensivriegel im Endspurt auf volle Offensive. Er brachte auch Thomas Müller trotz dessen Kapselverletzung im rechten Knie. Beim 31-Jährigen besteht damit die Hoffnung, dass er bis Dienstag fit wird. Es wird für Deutschland erstmals in diesem Turnier ein echtes Auswärtsspiel. Deutsche Fans dürften aufgrund der Reisebeschränkungen in London kaum dabei sein.

ribbon Zusammenfassung
  • Die 15-jährige Ära von Bundestrainer Joachim Löw hätte am Mittwochabend beinahe im Desaster geendet.
  • Abgekämpft sagte der 61-Jährige nach dem mühsamen 2:2 gegen Ungarn: "Die Mannschaft wollte das biegen."
  • Am kommenden Dienstag geht es in einem Klassiker im Wembley gegen England.
  • ", titelte der "Telegraph", die "Daily Mail" schrieb indes: "Oh no!
  • Deutsche Fans dürften aufgrund der Reisebeschränkungen in London kaum dabei sein.