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Wohnzimmer-Tests gelten wieder als 3G-Nachweis - aber nicht in Wien

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Die Wohnzimmer-Tests sind wieder zurück. Das sieht die Novelle zur Schutzmaßnahmen-Verordnung vor, die am Donnerstag vom Hauptausschuss beschlossen wird. Wien geht hier allerdings einen Sonderweg und lässt die Tests weiterhin nicht zu.

Demnach können selbst abgenommene Tests in 3G-Bereichen (wie am Arbeitsplatz) wieder anerkannt werden. Einzige, schon bekannte Voraussetzung: Sie müssen von einem behördlichen Datenverarbeitungssystem erfasst sein. Gelten werden sie wie normale Antigentests für 24 Stunden. Wien schert aus und lässt die Tests weiter nicht zu.

In der Bundeshauptstadt war man den als sehr unsicher geltenden Selbst-Tests schon in der Vergangenheit skeptisch gegenüber gestanden und hatte sie früh nicht anerkannt. An dieser Strategie wird sich auch nichts ändern, hieß es von einem Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) auf Anfrage der APA. Wien verfügt ohnehin über das umfangreichste und best funktionierendste PCR-Testsystem im Land.

PCR-Testkapazität ausbauen

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sagte im Pressefoyer nach dem Ministerrat, die hohe Zahl der Tests sei aktuell nicht anders zu bewältigen. Und es sei immer besser zu testen als gar nicht zu testen, betonte er. Gleichzeitig sagte der Regierungschef, es werde in den Bundesländern weiterhin daran gearbeitet, die PCR-Testkapazitäten auszuweiten.

Auch der Vorsitzende der Landeshauptleute-Konferenz, Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) erklärte, es bleibe die Anforderung, alles zu tun, um die PCR-Testkapazitäten auszubauen. "Antigentests werden dann angewendet, wenn PCR-Testergebnisse nicht funktionieren." Es ärgere ihn, dass die Länder für ihr Management hinsichtlich der Tests kritisiert werden, denn es gebe irgendwann auch ein "Ende der Fahnenstange".

Es sei aber auch eine Frage der Möglichkeiten und der vorhandenen Anbieter, sagte Nehammer zu den unterschiedlichen Kapazitäten in den Ländern. Es sei natürlich "vollkommen unzufriedenstellend", wenn es zu Problemen kommt. Gleichzeitig verwies er auf die im internationalen Vergleich hohe Testdichte in Österreich: "Wenn Sie einen europaweiten Vergleich suchen, werden Sie draufkommen, dass kaum in einem Land mehr getestet wird als in Österreich."

Loacker: Test-Comeback sei "Bankrotterklärung"

In diese Kerbe schlug auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne): In Deutschland werde pro Kopf seit Jahreswechsel etwa 30 bis 40 mal weniger getestet als in Österreich, sagte er. Auch seien die Fallzahlen in Österreich aus diesem Grund höher. Und man müsse sich fragen, wo man die vorhanden PCR-Testkapazitäten sinnvoll einsetzt, plädierte der Grünen-Chef dafür, kritischen Bereichen den Vorrang zu geben.

Scharfe Kritik am Comeback der Wohnzimmer-Tests kommt von den NEOS. Von einer "Bankrotterklärung" schreibt Pandemiesprecher Gerald Loacker in einer Aussendung. Eine Verordnung, die nicht aussagekräftige Tests wieder zulasse, und gleichzeitig völlig willkürliche, weil nutzlose Maßnahmen wie die Sperrstunde um 22 Uhr verlängere, zeige einmal mehr, dass die Regierung einfach keinen Plan habe.

Lockdown für Ungeimpfte verlängert

Ansonsten enthält die Verordnung keine großen Neuigkeiten. Die Ausgangsbeschränkungen für Ungeimpfte bleiben - nunmehr mindestens bis 30 Jänner - ebenso bestehen wie die Sperrstunde in der Gastronomie.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Wohnzimmer-Tests sind wieder zurück. Das sieht die Novelle zur Schutzmaßnahmen-Verordnung vor, die am Donnerstag vom Hauptausschuss beschlossen wird.
  • Demnach können selbst abgenommene Tests in 3G-Bereichen wieder anerkannt werden.
  • Einzige, schon bekannte Voraussetzung: Sie müssen von einem behördlichen Datenverarbeitungssystem erfasst sein.
  • Wien schert allerdings aus und lässt die Tests auch weiterhin nicht zu. Man habe das am besten funktionierende PCR-Testsystem im Land, so die Begründung.
  • Die Ausgangsbeschränkungen für Ungeimpfte bleiben - nunmehr mindestens bis 30 Jänner - ebenso bestehen wie die Sperrstunde in der Gastronomie.

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