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"Wird's nicht spielen": Burgenländische Querschüsse gegen Babler

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Ruhe in der SPÖ? Denkste! Im Burgenland rumort es wieder lautstark. Bis Freitag war Günter Kovacs Bundesratspräsident, am Sonntag zu Mittag stellte er seinem Parteichef via ORF die Rute ins Fenster.

Parteiinterne Unstimmigkeiten neuerdings intern zu diskutieren ist wohl bei der SPÖ (noch) nicht jedermanns Sache. Ex-Bundesratspräsident und Vertreter der burgenländischen SPÖ, Günter Kovacs, schoss am Küniglberg in der ORF-Sendung "Hohes Haus" polternd gegen SPÖ-Chef Andreas Babler. 

Kovacs kommt aus dem Lager von Hans Peter Doskozil, der Babler unterlag und doch nicht Parteichef wurde. Doskozil stellte daraufhin klar, von der Bundespolitik genug zu haben. Babler ist auch Kovacs' Bundesratskollege, seine Kritik tat der Burgenländer aber statt im gemeinsamen Gremium lieber vor der TV-Kamera kund. 

Autofahrer werden "so hart" behandelt

Dass Babler für Tempo 100 auf Autobahnen eintrat, "war für mich ganz neu", meinte Kovacs. Er komme aus dem "Pendlerland" Burgenland, und nur mehr 100 km/h fahren zu dürften, sei "sicher nicht in Ordnung", befand Kovacs. Außerdem sei das "auch keine Mehrheitsmeinung". Er erwarte sich, dass man bei so etwas zuerst die Länder befrage und erst dann an die Öffentlichkeit gehe. Die Autofahrer seien in letzter Zeit "so hart" behandelt worden, findet Kovacs. Tempo 100 "wird's mit den Ländern sicher nicht spielen".

Nicht nur Gefahr, dass Pendler ausgebremst werden könnten, kritisierte Kovacs. Auch die Zahl der Drogentoten besorgt ihn. Deshalb sei die Legalisierung von Cannabis "ein absolutes No-Go". Kovacs sei vielmehr dafür, Dealer noch härter zu bestrafen. 

Babler soll 32-Stunden-Woche in Traiskirchen umsetzen

Und was Bablers Forderung nach einer 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich betrifft, empfahl Kovacs dem SPÖ-Chef das erst "im eigenen Wirkungsbereich", also in Traiskirchen umzusetzen, wo Babler Bürgermeister ist.

berhaupt keine Retourkutsche"

Ganz dürfte es sich noch nicht bis ins Burgenland herumgesprochen haben, dass der Traiskirchner Bürgermeister inzwischen für die Bundes-SPÖ zuständig ist. Im ORF fragte man Kovacs deshalb auch, ob sein Widerspruch damit zu tun hat, dass Doskozil nicht SPÖ-Chef wurde. Dem widerspricht Kovacs vollinhaltlich: "Na, überhaupt keine Retourkutsche", fand der Burgenländer. 

FPÖ und ÖVP mischen sich ein

Genüsslich verfolgten ÖVP und FPÖ das Schauspiel: "Das Chaos in der SPÖ geht weiter", ätzte ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker nach der TV-Ausstrahlung. "Der neue SPÖ-Vorsitzende ist offenbar bei dem Versuch, die SPÖ zu einen, bereits gescheitert." Die Sozialdemokratie schaffte sich selbst ab, findet Stocker. 

FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz nutzt die Chance für ein zweischneidiges Lob Richtung Burgenland: "Die Bobo-Politik des Linksauslegers Babler ist nichts für die breite Masse. Ein erfahrener Politiker wie Kovacs weiß das und artikuliert das auch, selbst wenn er die Grabenkämpfe innerhalb der SPÖ damit fortsetzt." Auch für ihn "zerfällt" die Sozialdemokratie. 

ribbon Zusammenfassung
  • Ruhe in der SPÖ? Denkste! Im Burgenland rumort es wieder lautstark.
  • Bis Freitag war Günter Kovacs Bundesratspräsident, am Sonntag zu Mittag stellte er seinem Parteichef via ORF die Rute ins Fenster.
  • Tempo 100 "wird's mit den Ländern sicher nicht spielen", richtete er Babler im TV aus und die 32-Stunden-Woche solle er in Traiskirchen umsetzen.

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