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Verlängerungsoffensive des Bundesheers greift bei den Grundwehrdienern nur wenig

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Das Verteidigungsministerium hat vor rund zwei Jahren Attraktivierungsmaßnahmen gestartet, mit denen junge Rekruten für einen längeren Dienst beim Militär gewonnen werden sollen.

Das Maßnahmenpaket unter dem Motto "Mein Dienst für Österreich" ist nicht gerade ein Heuler, wie aktuelle Zahlen belegen. Hatte es anfangs noch über 600 Interessenten gegeben, sind es aktuell knapp über 100, wie Zahlen aus dem Ministerium auf Anfrage der APA zeigen.

Nettogehalt von 3.000 Euro

Im Rahmen der Attraktivierung des Grundwehrdienstes gibt es seit März 2021 die Möglichkeit, sich nach dem Grundwehrdienst in Form eines dreimonatigen Funktionsdienstes (FD) freiwillig zum sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz an der Staatsgrenze zu melden. Dieser FD ist einmal um weitere drei Monate verlängerbar. Pro Monat erhalten die Soldaten mehr als 3.000 Euro netto.

Damit sollte für junge Soldaten unter anderem eine attraktive Überbrückungsmöglichkeit, beispielsweise bis zum Beginn eines Studiums, geschaffen werden. Aber auch die Möglichkeit, deutlich mehr Wehrpflichtige für das Bundesheer zu gewinnen, die in weiterer Folge eine Milizlaufbahn einschlagen, auch in einer Kaderfunktion, war Inhalt der Überlegungen.

Anfängliches Interesse nahm stark ab

Am Beginn stieß das Modell auf großes Interesse, es gab im April 2021 über 600 Interessenten, doch bereits im Juli 2021 kam der erste Einbruch mit nur knapp über 20 Meldungen, im ersten Halbjahr 2022 gab es wieder über 200 Freiwillige und im Juli 2022 nur mehr 140.

Das Verteidigungsministerium nennt mehrere Ursachen für diese Entwicklung: Ein Großteil der Grundwehrdiener versehe bereits im Rahmen des Grundwehrdienstes drei Monate Dienst an der Grenze, mit Masse in Ostösterreich, und habe daher kein Interesse weitere drei Monate anzuschließen. Ein Grundwehrdiener, der in Westösterreich einrückt, sei schwer zu motivieren, den sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz im Anschluss an den Grundwehrdienst in Ostösterreich zu absolvieren.

Generation "Z" für "Work- Life- Balance"

Zudem habe sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten konsolidiert. Die Nachfrage nach Arbeitskräften steigt; auch bei der Polizei. Und, so das Ministerium, die Generation "Z"- von 1995 bis 2010 Geborene, hätten einen anderen Zugang zur "Work- Life- Balance". Geld allein spiele nicht mehr die wichtige Rolle, so die Interpretation des Ressorts.

Und es gebe, unterschiedlich starke Einrückungstermine. Maturanten würden das Angebot wesentlich stärker an als andere annehmen, so das Ministerium, das nun die Werbemaßnahmen für "Mein Dienst für Österreich" verstärken will.

Tanner gegen Grundwehrdiensts-Verlängerung

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) bekräftigte indes in der Ö1-Reihe "Im Journal zu Gast" ihr Nein zu einer zuletzt wieder diskutierten Verlängerung des Grundwehrdiensts durch zwei zusätzliche Übungsmonate auf - wie bis 2004 - insgesamt acht Monate. Eine einzige Partei fordere dies derzeit, nämlich die FPÖ. Trotz der ernüchternden Zahlen verwies die Ministerin auf die mögliche freiwillige Verlängerung.

17 Prozent der Österreicher:innen lehnen Bundesheer-Budgets ab

Die Österreicher:innen sprechen sich zudem mehrheitlich gegen die von der Regierung beschlossene Erhöhung des Bundesheer-Budgets aus, wie eine im Nachrichtenmagazin "profil" veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Unique-research unter 500 Personen zeigt.

Demnach lehnen 17 Prozent die Erhöhung kategorisch ab. 37 Prozent sind der Meinung, das Geld wäre als Ausgleich für Teuerung und steigende Energiekosten besser investiert. 36 Prozent finden, die Aufstockung sei höchst an der Zeit gewesen. Der Rest machte keine Angaben.

FPÖ will wieder acht Monate Grundwehrdienst

Trotz der Absage bekräftigten die freiheitlichen ihre Forderung nach der Rückkehr zur alten Form der Wehrpflicht. "Gerade in der vorherrschenden Krisenzeit ist eine Wiedereinführung des acht Monate dauernden Grundwehrdiensts im bewährten Modell 6 + 2 Monate notwendig", meinte FPÖ-Wehrsprecher Reinhard Bösch in einer Aussendung. "Derzeit weisen nämlich die Milizverbände und Milizeinheiten einen dramatischen Fehlbestand an Personal und Material auf, der umgehend beseitigt werden muss." Für eine mobilzumachende Miliz sei es unabdingbar, wieder verpflichtende Waffenübungen einzuführen.

ribbon Zusammenfassung
  • Das Verteidigungsministerium hat vor rund zwei Jahren Attraktivierungsmaßnahmen gestartet, mit denen junge Rekruten für einen längeren Dienst beim Militär gewonnen werden sollen.
  • Das Maßnahmenpaket unter dem Motto "Mein Dienst für Österreich" ist nicht gerade ein Heuler, wie aktuelle Zahlen belegen.
  • Hatte es anfangs noch über 600 Interessenten gegeben, sind es aktuell knapp über 100.