APA/HELMUT FOHRINGER

"Würdiges Gedenken"

Van der Bellen will Gedenkstätte für alle NS-Opfer

Heute, 11:01 · Lesedauer 3 min

Mit einem Festakt im Parlament ist am Montag die Gründung des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus vor 30 Jahren gefeiert worden.

In seiner Festrede wünschte sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen, dass für alle Opfergruppen des Nationalsozialismus ein "Ort des würdigen Gedenkens" entsteht - "ein Ort, der für manche Nachkommen die Funktion eines Grabsteins hat, ohne dass es ein tatsächliches Grab gibt".

Der Bundespräsident würdigte den Nationalfonds als "Brückenbauer". Die Institution habe über die Jahre viele weitere Schritte der tätigen Verantwortung gesetzt, etwa durch die Förderung von Projekten, die die Erinnerung bewahren und zu einer Sensibilisierung in der Gesellschaft beitragen würden.

Gleichzeitig warnte er vor wieder aufflammendem Antisemitismus und Rassismus. Freiheit und Demokratie seien nicht selbstverständlich, betonte der Bundespräsident, denn: "Gewalt und Irrationalität sind weltweit auf dem Vormarsch."

 "Anerkennung des Leids ist zur Linderung des Traumas unerlässlich"

Gleichzeitig drückte Van der Bellen die Hoffnung aus, dass ein Ort für alle Opfer des NS-Regimes entsteht. "Er drückt die Haltung der Republik und der Gesellschaft aus, und hat somit eine hohe Bedeutung für uns alle", meinte er dazu. 

Gleichzeitig dankte das Staatsoberhaupt in seiner Festrede den "engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern" des Nationalfonds. Dieser habe im Laufe der vergangenen 30 Jahre viele Menschen erreicht. "Anerkennung des Leids ist zur Linderung des Traumas unerlässlich", so Van der Bellen.

Die Eröffnungsrede beim Festakt hielt der Zweite Nationalratspräsident Peter Haubner (ÖVP). Dieser führt seit einer Gesetzesänderung die Geschäfte des Nationalfonds, nachdem Kritik am Vorsitzenden, Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) laut geworden war. Der Freiheitliche saß bei der Feier zwar im Publikum, sprach aber nicht. Auch Vertreter der Opfergruppen wie etwa der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch, waren anwesend.

Auch Haubner würdigte die Arbeit des Nationalfonds. Dieser sei "weit mehr als ein Instrument zur Anerkennung erlittenen Unrechts". Der Zweite Nationalratspräsident erwähnte etwa die zahlreichen geförderten Projekte, die zur Erinnerung beitragen würden und den Simon-Wiesenthal-Preis. Es brauche immer wieder Impulse für eine zeitgemäße Präventionsarbeit.

"Es braucht aber auch die Wissensvermittlung über den Nationalsozialismus, seine Nachgeschichte und seine Folgen."

"Nie wieder" keine Plattitüde

Antisemitismus gefährde nicht nur das Leben von Jüdinnen und Juden, "Antisemitismus gefährdet unsere gesamte Demokratie", warnte auch Haubner vor den aktuellen Entwicklungen. 

Ein "Nie wieder" dürfe nicht nur eine Plattitüde sein, sondern vielmehr ein Auftrag "an Staat und Gesellschaft, an Bildung und Politik, an jede und jeden einzelnen von uns".

Nach der Festrede des Bundespräsidenten gab es im Parlament ein Gespräch mit zwei der damals führenden Politiker, die wesentlich zur Einrichtung des Nationalfonds beigetragen hatten: Der einstige Nationalratspräsident Andreas Khol (ÖVP) sowie der ehemalige Bundeskanzler Franz Vranitzky. Lesungen standen danach durch zwei Nachfahren und Nachfahrinnen von NS-Opfern, Sarah Gärtner-Horvath und Yuval Yaary, auf dem Programm.

Zusammenfassung
  • Mit einem Festakt im Parlament wurde das 30-jährige Bestehen des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus gefeiert.
  • Bundespräsident Alexander Van der Bellen forderte einen würdigen Gedenkort für alle Opfergruppen des NS-Regimes und warnte angesichts aktueller Entwicklungen vor erneutem Antisemitismus und Rassismus.
  • Der Zweite Nationalratspräsident Peter Haubner (ÖVP) betonte die Bedeutung des Nationalfonds für Präventionsarbeit, Wissensvermittlung und die Erinnerung an das NS-Unrecht, während Vertreter der Opfergruppen wie Oskar Deutsch (IKG) anwesend waren.