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UN-Kommissar Türk: Militäraktion in Rafah wäre "Katastrophe"

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Der UN-Menschenrechtskomissar Volker Türk fand in einem Interview klare Worte: Eine Militär-Aktion in Israel wäre eine "Katastrophe". Er hinterfragte abermals, ob Israel wirklich Hilfe für Gaza ermöglichen wolle.

Der österreichische UNO-Menschenrechtsbeauftragte Volker Türk sagte Donnerstagabend in der "ZiB 2" des ORF, dass die Lage in Gaza "äußerst prekär" ist. Eine mögliche israelische Militäraktion in Rafah an der Grenze zu Ägypten, wo sich rund 1,5 Millionen Flüchtlinge befinden, bezeichnete er als eine Katastrophe.

"Sie müssen sich vorstellen, dass es mittlerweile fast unmöglich ist vor allem im Norden noch zu wirklicher humanitärer Hilfe zu gelangen. Die Bevölkerung in Gaza leidet unter extremen Bedingungen. Was wir jetzt brauchen, ist humanitäre Hilfe und die kommt nicht in dem Ausmaß hinein, wie es notwendig ist."

Die UNO würde seit Monaten versuchen, Hilfe zu leisten. Das wichtigste sei aktuell, dass die Hilfe nach Gaza kommen würde und nicht von einem Moment auf den anderen abgedreht würde. Er bestätigt seine Kritik, dass Israel Hilfe nicht im notwendigen Maß ermögliche.

Hunger als Waffe

Auch vor dem 7. Oktober, dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel mit Hunderten Toten, war Hunger ein massives Problem in Gaza, so Türk. Bereits damals waren 80 Prozent der dortigen Bevölkerung von Hunger betroffen. In den letzten Monaten habe sich die Situation "extrem" verschlechtert. Besonders dramatisch sei die Situation im Norden Gazas.

Für die "New York Times" dokumentierte eine Familie in Gaza ihren Zugang zu Nahrung in den letzten Tagen. Die Familie ernährt sich von gefundenen Pflanzen, Reis oder auch Tierfutter - es gibt nur eine Mahlzeit täglich oder überhaupt nur Tee.

New York Times Screenshot KleinInstagram/nytimes

Israels Argument, dass die Zivilisten in andere Bereiche gebracht würden, sei praktisch nicht umsetzbar, so Türk. Er wüsste nicht, wo 1,4 Millionen Menschen im Gaza-Streifen noch hingebracht werden sollten. "Es scheint mir fast unmöglich, so etwas durchzuführen".

Warum kommen keine Hilfslieferungen nach Gaza?

Die ägyptische Grenze zu Gaza ist mehrere Kilometer lang, nun wollen die USA und Europa einen Hafen bauen. Die Versorgung mit Lkws würde schneller gehen, nur sind Blockaden von israelischen Demonstranten mit ein Grund, warum dieser Weg nicht möglich ist.

Korrespondenten des ORF berichteten vor Ort vom Geschehen. Die Israelis wollen, dass alle verbleibenden Geiseln befreit werden - das Leid der Palästinenser sei diesen Menschen egal. Sie glauben nicht, dass die Menschen in Gaza Hunger leiden. "Ich glaube, Palästinenser sind die besten Schauspieler der Welt", sagte ein Demonstrant gegenüber dem ORF. "Die Menschen in Gaza können ernährt werden, wenn unsere Geiseln befreit werden". 

Netanyahu pocht weiter auf Bodenoffensive

Zuvor hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu trotz internationaler Warnungen einmal mehr angekündigt, in die Stadt im Süden des Gazastreifens vordringen zu wollen, um dort die Zerstörung der Hamas-Bataillone abzuschließen.

Sowohl der Terrororganisation Hamas, als auch Israel warf Türk vor, sich nicht an völkerrechtliche Regeln zu halten. Ein Ruhen der Waffen sei allein schon aus humanitären Gründen notwendig, so der UNO-Menschenrechtsbeauftragte.

Wie Türk weiter ausführte, sollten die von der Hamas festgehaltenen israelischen Geiseln schnellstmöglich freigelassen werden und ohne Bedingungen zurückkehren können.

ribbon Zusammenfassung
  • Der UN-Menschenrechtskomissar Volker Türk fand in einem Interview klare Worte: Eine Militär-Aktion in Israel wäre eine "Katastrophe".
  • Er hinterfragte abermals, ob Israel wirklich Hilfe für Gaza ermöglichen wolle.

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