Seifert: Russland nimmt "faschistoide" Züge an

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China habe großes wirtschaftliches Interesse am Westen und wenig an Russland. Trotzdem würden es sich die Chinesen mit dem Nachbarn nicht verscherzen wollen, erklärt der stellvertretende Chefredakteur der "Wiener Zeitung" im Newsroom LIVE. Für Russland selbst laufe es nicht rund im Krieg, das Land nehme "faschistoide" Züge an.

"China wird versuchen, so lange wie möglich ohne Position zu beziehen, durchzukommen", erklärt der stellvertretende Chefredakteur der "Wiener Zeitung" Thomas Seifert im Newsroom LIVE. Es gebe "massive wirtschaftliche Interessen" im  Westen, sowohl beim Im- als auch beim Export.

In Russland gebe es hingegen nur Rohstoffe, die man von chinesischer Seite brauche und "ein wenig Militärtechnologie". Doch in wenigen Jahren werde China auch bei diesen Technologien tonangebend sein. Es gebe also wenig Interesse Chinas, man dürfe aber nicht vergessen, dass die Landgrenze zwischen China und Russland mit über 4.100 Kilometern die zweitlängste weltweit ist. Man wolle es sich also mit so einem wichtigen Nachbarn nicht verscherzen.

China wird Russland nicht fallen lassen

"China kommt dieser Krieg sicherlich nicht zupass", so Seifert. Chinesische Experten würden bereits vor allzu großer Nähe zwischen den Staaten warnen. Denn, wenn Russland den Krieg verlieren sollte, wäre das für China umso schlechter. Man hätte dann einen Partner, der als schwach dasteht. Fallen lassen werde China Russland, wenn möglich, aber trotzdem nicht. Beide hätten nämlich laut Seifert eine  Abneigung gegen die Vorherrschaft der USA.

Die TV-Rede von Wladimir Putin am Freitag sorgte für Aufsehen. Sie wurde urplötzlich mitten im Satz unterbrochen und erst später wieder fortgesetzt. Was die Gründe dafür seinen, darüber könne man nur spekulieren. Die Erklärungsversuche gehen von einem Hackerangriff über Sabotage bis zu einem technischen Gebrechen - auch was Moskau als offiziellen Grund angab.

"Es läuft nicht rund" für Russland

Für Seifert sei das "ein weiteres Zeichen - es läuft nicht rund". Westliche Journalisten vor Ort im Stadion würden berichten, dass die Menge vor Ort alles andere als euphorisch dem Krieg gegenüber war. Manche hätten berichtet, sie seien in Busse verfrachtet worden, "und mussten, wie die Jubel-Perser, das Fähnchen schwenken". Das zeige, dass die Begeisterung zumindest in Moskau "nicht überbordend" sei.

Russland nimmt "faschistoide" Züge an

Durch den Krieg nehme der Patriotismus zu. Das habe man aber auch nach 9/11 in den USA festgestellt. In Russland nehme das aber "faschistoide" Züge an. Ein konservativer russischer Patriot habe Seifert erzählt, dass er die Daumen drückt, dass Russland den Krieg verliert, "weil niemand weiß, wohin dieses Land sonst treibt". Man dürfe auch nicht vergessen, dass urbane Russen mit Fremdsprachenkenntnissen und Kontakten zum Westen eine andere Einstellung hätten als Russen am Land, die nur vom Staatsfernsehen informiert werden. "Die leben in einer völlig anderen Welt."

ribbon Zusammenfassung
  • "China wird versuchen, so lange wie möglich ohne Position zu beziehen, durchzukommen", erklärt der stellvertretende Chefredakteur der "Wiener Zeitung" Thomas Seifert im Newsroom LIVE.
  • China habe großes wirtschaftliches Interesse am Westen und wenig an Russland. Trotzdem würden es sich die Chinesen mit dem Nachbarn nicht verscherzen wollen.
  • "China kommt dieser Krieg sicherlich nicht zupass", so Seifert. Chinesische Experten würden bereits vor allzu großer Nähe zwischen den Staaten warnen.
  • Durch den Krieg nehme der Patriotismus zu. Das habe man aber auch nach 9/11 in den USA festgestellt. In Russland nehme das aber "faschistoide" Züge an.

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