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"Putin ist ein Mörder": Tausende Menschen bei Nawalny-Begräbnis

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Tausende Menschen nahmen am Freitag Abschied vom verstorbenen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny. Schließlich wurde Nawalny zu den Klängen von "Terminator 2" beigesetzt. Auf seiner Beerdigung protestierten die Menschen offen gegen Putin, aber auch den Krieg in der Ukraine.

Am Donnerstag wurde der verstorbene Kreml-Kritiker Alexej Nawalny in Moskau beigesetzt. Tausende Menschen nahmen in Moskau Abschied, online verfolgten Hundertausende die Beisetzung.

Laut "Spiegel" soll die orthodoxe Trauerfeier im Inneren der Kirche im Eiltempo durchgeführt worden sein. Neben Nawalnys Eltern waren offenbar rund 150 Menschen in die Kirche eingelassen worden. Angehörige nahmen am offenen Sarg in der Kirche Abschied.

Nawalny zu "Terminator"-Lied beigesetzt

Nawalnys Team zeigte in einem Live-Stream auf Youtube, wie die Leiche von Blumen bedeckt im Sarg liegt, umgeben von zahlreichen Menschen während des Gottesdienstes. Zu sehen war auch Alexej Nawalnys Gesicht. Seine Mutter, die eine Kerze in der Hand hielt, und sein Vater saßen während der Zeremonie am Sarg.

Schließlich wurde der Sarg dann zur Beerdigung auf dem Borissowskoje-Friedhof transportiert. Mutter und Vater küssten den toten Sohn, andere bekreuzigen sich oder streicheln das Haar des Oppositionellen. Die Leiche wurde mit einem Tuch abgedeckt, bevor der Sarg verschlossen und in die Erde gelassen wurde.

Nawalnys Sarg wurde zu den Klängen von "My way" von Frank Sinatra ins Grab gesenkt, berichtete Iwan Schdanow, der Leiter von Nawalnys Antikorruptionsstiftung, auf Telegram. Das Orchester spielte Musik aus "Terminator 2". Nawalny soll den Film als "den größten Film aller Zeiten und Völker" bezeichnet haben, erinnerte sich Wolkow.

Witwe verabschiedet sich: "26 Jahre absolutes Glück":

Die Witwe Julija Nawalnaja, die Tochter Darja und der Sohn Sachar nahmen nicht an der Trauerfeier teil, weil sie für ihre eigene Sicherheit im Ausland sind. Nawalnys Frau hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin des Mordes an ihrem Mann bezichtigt. Sie würde damit eine Festnahme riskieren in Russland. Auch Nawalnys Team ist nicht im Land, weil seine Mitarbeiter, die als Extremisten gelten, ebenfalls sofort festgenommen würden.

Nawalnaja würdigte ihren Mann kurz nach dessen Beerdigung am Freitag auf X und dankte ihm für "26 Jahre absolutes Glück". Sie schrieb: "Ich weiß nicht, wie ich ohne dich leben soll, aber ich werde mein Bestes tun, um dich dort oben für mich glücklich und stolz auf mich zu machen. Ich weiß nicht, ob es mir gelingen wird, aber ich werde es versuchen."

"Du hattest keine Angst und wir haben auch keine Angst"

Trotz eines Großaufgebots von Polizei und anderen uniformierten Sicherheitskräften, viele von ihnen maskiert, war der Andrang riesig. 

Während Nawlanys Sarg in die Kirche getragen wurde, applaudierten und skandierten Tausende versammelte Menschen "Nawalny!" "Ruhm den Helden", war vereinzelt aus der Menschenmenge zu hören. "Du hattest keine Angst und wir haben auch keine Angst", rief die Menschenmenge.

Nawalnys Team zeigte in einem Live-Stream auf Youtube, wie Männer den braunen Sarg aus einem schwarzen Transporter zogen und dann im Gleichschritt in die Kirche trugen. Hunderttausende verfolgten die Übertragung.  Nawalnys Begräbnis gilt als hochpolitisches Ereignis.

Offener Protest: "Putin ist ein Mörder"

Die versammelten Menschen protestierten offen gegen Putin. Sie riefen Anti-Putin- und Anti-Kriegs-Parolen wie "Russland ohne Putin" und "Putin ist ein Mörder", und "Kein Krieg".

Zu hören war auch "Russland wird frei sein". 

Kreml warnt vor Protesten

Nawalny setzt den Machtapparat auch nach seinem Tod in höchste Nervosität. Putins Behörden befürchten bereits im Vorhinein, dass Anhänger des Oppositionsführers gegen den Kremlchef protestieren könnten.

Kremlsprecher Dmitri Peskow warnte am Freitag, dass jeder Bürger die Verantwortung trage für eine Teilnahme an nicht erlaubten Aktionen auf der Straße. Zugleich antwortete er auf die Frage eines russischen Journalisten, ob der Kreml etwas zum Tod Nawalnys zu sagen habe: "Nein, nichts."

Vor der Kirche, in der das Begräbnis stattfinden soll, sowie am Friedhof wurden Metallgitter weiträumig aufgestellt, Dutzende Einsatzfahrzeuge mit Uniformierten bezogen schon in der Früh Stellung, Uniformierte überprüften Dokumente und persönliche Gegenstände von Passanten, wie russische Medien meldeten.

Auch das Auch das mobile Internet sei runtergeregelt worden. An der Kirche hing den Berichten zufolge eine Aufforderung, nicht zu filmen oder zu fotografieren. sei runtergeregelt worden.

Menschenrechtler werfen Putin Mord vor

Putin will sich in zwei Wochen bei einer Wahl als Präsident im Amt bestätigen lassen. Unterstützer und Angehörige Nawalnys sowie Menschenrechtler werfen Putin vor, er habe den russischen Oppositionsführer in Haft ermorden lassen. Der Kreml weist das zurück.

Nawalny starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen "Polarwolf" in der sibirischen Arktisregion Jamal. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der durch einen Giftanschlag 2020 und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von "natürlichen" Ursachen die Rede.

Nawalny: Gedenken auch in Österreich

ribbon Zusammenfassung
  • Tausende Menschen nahmen am Freitag Abschied vom verstorbenen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny.
  • Schließlich wurde Nawalny zu den Klängen von "Terminator 2" beigesetzt.
  • Auf seiner Beerdigung protestierten die Menschen offen gegen Putin, aber auch den Krieg in der Ukraine.
  •  Sie riefen Anti-Putin- und Anti-Kriegs-Parolen wie "Russland ohne Putin" und "Putin ist ein Mörder", und "Kein Krieg".
  • Zu hören war auch "Russland wird frei sein".