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Steirische VP-Chefin Khom: "Mehr hinhören und präsent sein"

20. Juli 2025 · Lesedauer 5 min

Die steirische Volkspartei müsse wieder mehr hinhören und mehr in den Regionen präsent sein, sagte die steirische ÖVP-Obfrau und Landeshauptmannstellvertreterin Manuela Khom im APA-Sommergespräch. Sie hatte am Parteitag am 5. Juli als einzige Kandidatin für die Nachfolge von Christopher Drexler 98,6 Prozent eingefahren. Damit im Rücken will Khom die Neuaufstellung nach der Wahlniederlage im November 2024 angehen. Und das Ziel sei natürlich, wieder LH-Partei zu werden.

Grundsätzlich, sagte Khom, sei die ÖVP tief verwurzelt im Land, aber auch zukunftsorientiert. Ersteres solle man nicht verleugnen. Man müsse deshalb mehr in den Regionen präsent sein, mehr Service anbieten. Einer der Schritte zur Neuaufstellung sei ihre Sommertour "Nah am Menschen". "Online-Kommunikation ist gut, aber es ersetzt nicht das persönliche Gespräch, man muss erfahren, wo es die Menschen drückt", meint sie. Welche Druckstellen dies seien? "Mir kommt vor, wir reden immer nur von Krisen, ich will Chancen eröffnen und ermöglichen, die Politik muss den Rahmen schaffen. Es geht darum, hinzuhören, bei Zukunftssorgen, es geht um die Schaffung von Jobs, um die Pflege, die Pensionen", war Khom überzeugt. Und man müsse den Menschen versichern: "Wir arbeiten dran."

Zum Verlust des Chefsessels an die steirische FPÖ sagte die Parteichefin, es sei ein Gemisch an Dingen gewesen, die zur Wahlniederlage geführt hätten. "Wir haben oft nicht erklärt, was wir und warum wir es machen, wir waren zu sehr auf uns selbst konzentriert. Wir müssen das Gespräch wieder raustragen, das kann die ÖVP. Wir sind die, die Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln sehen, das macht die steirische Volkspartei aus", sagte Khom. Es sei auch eine Summe von Dingen gewesen, national und international, die "uns nicht gerade geholfen haben." Dazu zähle auch die Corona-Zeit, da sei viel Misstrauen entstanden. Ob sie selbst gegen das Covid-19-Virus geimpft sei? "Ich bin gegen alles geimpft", positionierte sie sich.

Neuaufstellung - das sei "nichts für nur zwei Jahre. Ich will, dass die Partei wieder von unten herauf wächst". Das bedeute Änderungen auch organisatorischer Natur. Das Format der Klubklausur habe man schon neu aufgesetzt. Das alte Josef-Krainer-Haus, die legendäre Bildungs-, Kunst- und Diskussionsstätte der steirischen Volkspartei, im Jahr 2000 verkauft, könne man ja nicht wieder aufsperren. Aber die Landesparteizentrale am Karmeliterplatz 6 ("K6") könne wieder als offener Ort der Diskussion fungieren. Ihr habe die Diskussionsreihe "Dienstalk" mit externen Impulssprechern und Diskutanten immer sehr zugesagt, etwas Ähnliches könne man wieder einführen, andere Meinungen hereinholen. Das Sichten möglicher Formate sei aber im Bereich des ebenfalls neuen Landesgeschäftsführers, Georg Preßler. Im Herbst wisse man mehr, sagte die Parteichefin. Man wolle jedenfalls Fachleute jeglicher Couleur: "Ich hätte es gerne kontrovers."

"Versuchen gute Kompromisse zu machen"

Zur Zusammenarbeit mit der FPÖ als stärkster Partei im steirischen Landtag, sagte Khom: "Wir versuchen gute Kompromisse zu machen, fühlen uns aber auch für das ganze Haus Steiermark zuständig. Wir haben ein Regierungsabkommen, das wir abarbeiten. In einem Teil findet sich der eine Partner mehr, im anderen der andere." Zum aktuellen Kurs der Landesregierung mit Kürzungen auch im Sozial- und Integrationsbereich sprach Khom einerseits die überregionale Ebene, andererseits das Diktat der leeren Kassen an. "Die Bundesregierung hat erkannt, dass wir an den Schrauben des Systems drehen müssen." Die gesetzten Ziele seien mit den bisherigen Förderungen offenbar nicht erreicht worden, und man habe da ja viel ausgegeben.

Zum von ihr beim Parteitag viel zitierten Begriff der Leistung meinte die steirische ÖVP-Chefin unter anderem: "Wer etwas leistet, hat mehr vom Leben. Längere Zeit nicht arbeiten, wenn man es kann, das geht nicht, das muss man den Menschen klar machen", sagte sie. "Hilf den Hilflosen, sorge dich nicht um die Sorglosen", zitierte Khom ein Sprichwort.

"Jetzt lasst's mich einmal arbeiten"

Zum Problem von Doppel- und Dreifachförderungen meinte Khom, man würde wirklich wieder eine Art Österreichkonvent brauchen, "in die Aufgabenstruktur reingehen, es gibt ja oft auch im Land Dreifachförderungen. Zu anderen aktuellen überregionalen Problemstellungen, etwa Spannungen am Balkan oder der Krieg Russlands gegen die Ukraine, wurde Khom nachdenklich. Das bereite ihr wirklich Sorge, was da passiere. Da müsse Europa zusammenstehen und sich klar positionieren. Die Europastrategie der Steiermark werde gerade aktualisiert und im Frühjahr nächsten Jahres vorliegen.

Das Ziel sei es natürlich, wieder Landeshauptmannpartei zu werden, meinte sie. Ob sie sich auch ein Verbleiben an der Landesspitze über die jetzige Legislaturperiode hinaus vorstellen könne: "Das fragt mich jeder. Jetzt lasst's mich mal arbeiten."

Auf ihre derzeitige Lektüre hin befragt, meinte Khom, die beschränke sich derzeit eher nur auf Gesetzestexte. Die letzte Kunst- und Kulturveranstaltung, die sie besucht habe, seien das Murauer Bierfest und ein Konzert eines Jugendblasorchesters in den Grazer Kasematten gewesen. Das sei für sie ein schönes Beispiel, wie sehr die Jugend sich auch einzubringen bereit und imstande sei. Und ja, sie gehe ganz gerne in die Oper.

Manuela Khom wurde am 7. Juni 1963 in Eisenstadt geboren und maturierte an der dortigen HAK. Sie legte bei der Wirtschaftskammer die Unternehmerprüfung ab, nach ihrer Heirat und der Übersiedlung in die Steiermark nach Steirisch-Laßnitz knapp an der Grenze zu Kärnten im obersteirischen Bezirk Murau begann ihre ÖVP-Karriere als Gemeinderätin. 2009 wurde sie Bezirksparteiobfrau, 2010 kam sie in den Landtag, dem sie von Dezember 2019 bis Dezember 2024 als Landtagspräsidentin vorstand. Nach der Wahlniederlage der ÖVP gegen die FPÖ im November 2024 folgte sie dem nicht ganz freiwillig aus der Regierungsfunktion ausgeschiedenen Landeshauptmann Christopher Drexler als ÖVP-Oberhaupt nach. Seither ist sie als LHStv. in einer Koalition mit der FPÖ unter Landeshauptmann Mario Kunasek. Sie ist die zweite Politikerin nach Waltraud Klasnic an der Spitze der steirischen VP. Seit Beim Parteitag Anfang Juli 2025 wurde sie offiziell zur Nachfolgerin von Drexler gewählt, mit 98,6 Prozent der Delegiertenstimmen. Khom ist verheiratet und Mutter einer Tochter und eines Sohnes.

(Das Gespräch führte Peter Kolb/APA)

Zusammenfassung
  • Manuela Khom wurde am 5. Juli 2025 mit 98,6 Prozent der Delegiertenstimmen zur neuen steirischen ÖVP-Chefin gewählt und folgt damit Christopher Drexler nach.
  • Nach der Wahlniederlage gegen die FPÖ im November 2024 setzt Khom auf eine organisatorische und inhaltliche Neuaufstellung der Partei und will wieder näher an den Menschen in den Regionen sein.
  • Khom betont die Bedeutung von persönlichem Kontakt, neuen Diskussionsformaten und der Einbindung externer Fachleute, um die Partei zu erneuern.
  • In der Koalition mit der FPÖ setzt Khom auf Kompromisse, verweist aber auf notwendige Sparmaßnahmen im Sozial- und Integrationsbereich wegen leerer Kassen.
  • Zentrale Aufgaben für Khom sind die Stärkung der Leistung, die Aktualisierung der Europastrategie und das Ziel, die ÖVP wieder zur Landeshauptmannpartei zu machen.