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"So absurd": Schmid zu Kurz-Telefonat befragt

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Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid musste wegen des Telefonats mit Ex-Kanzler Sebastian Kurz neuerlich vor der WKStA aussagen. Außerdem wurde inzwischen bekannt, dass Kurz das Schmid-Telefonat mit dem Handy eines Kanzleramt-Chaffeurs aufzeichnete. Kurz selbst soll dazu am 28. November befragt werden.

Zwei Tage nach der Veröffentlichung des Telefonats mit Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz wurde Thomas Schmid nochmals von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) einvernommen. Das berichtet das "Ö1-Mittagsjournal", dem das Vernehmungsprotokoll vorliegt.

Kurz diktierte Schuldeingeständnis

Dabei gab Schmid an, dass Kurz ihn sofort nach der Hausdurchsuchung bei Meinungsforscherin Sabine Beischab aufgefordert habe, die ganze Schuld für die manipulierten Umfragen auf sich zu nehmen. Anschließend habe Kurz einen Text diktiert, "nämlich, dass ich bestätige, dass er mit dem Beinschab-Tool nichts zu tun habe und auch nichts davon wisse. Ich habe ihm gesagt, dass ich mir das überlegen muss", zitiert "Ö1" das Einvernahmeprotokoll. Schmids Anwalt habe ihm damals jedoch dringend davon abgeraten.

Kurz habe Schmid mehrmals angerufen, er habe jedoch nicht zurückgerufen - und sei selbst unter Schock gestanden, weil er von der Zerstörung seiner Existenz ausgegangen sei. Nach dem Rücktritt von Kurz im Oktober 2021 sei Schmid klar gewesen, dass er die geforderte Stellungnahme nicht unterzeichnen werde.

Zum aufgezeichneten Telefonat sagte Schmid: "Ich bin zur damaligen Zeit, so wie mein gesamtes Umfeld, davon ausgegangen, dass behördliche Telefonüberwachungen laufen. Wir haben zwar bewusst nur mehr über Signal oder WhatsApp telefoniert und gechattet, dennoch wusste keiner, ob man nicht auch das überwachen kann. Ich war daher schon grundsätzlich vorsichtig."

"So absurd, dass es fast die Sprache verschlägt"

Bereits zu Beginn des Telefonats habe Schmid den Eindruck gewonnen, dass Kurz das Gespräch aufzeichnen könnte. So habe Kurz etwa gesagt, er habe "doch nie einen Auftrag gegeben" und man habe "nie über Inserate gesprochen". Auch dass Kurz "nicht einmal in meinem eigenen Ministerium selber die Inserate vergeben" habe, wie er selbst behauptete, machte Schmid stutzig. Für ihn war diese Erklärung "so absurd, dass es mir fast die Sprache verschlagen hat", sagte Schmid. Deshalb sei seine Antwort "zuerst nur Gestammel" gewesen, danach habe er das Thema gewechselt.

Weiter meint er: "Da aber sowohl Kurz als auch ich wussten, dass das Gegenteil der Wahrheit entsprach, habe ich mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen, dass es eine Verteidigungsrede für die überwachende Staatsanwaltschaft oder für seine eigene Aufnahme sei." Auf die Frage, warum er Kurz nicht korrigiert habe, meinte Schmid: "Es war für mich so eine Drucksituation und ich habe ja eine Überwachung befürchtet. So eine Antwort wäre keinesfalls in Betracht gekommen." Zudem habe er damals die Beweismittel nicht gekannt, weil diese erst später sichergestellt worden seien. 

Mit Handy von Chaffeur augezeichnet

Laut jüngstem Aktenvermerk der Ermittler über die Tonaufnahme wurde das Gespräch wohl mit dem Smartphone eines Chauffeurs aus dem Bundeskanzleramt angefertigt, berichtet der "Standard". Dessen Name scheine als Urheber der Datei auf. Außerdem weise der Klang der Aufnahme darauf hin, dass sie "durch ein Drittgerät" und nicht am Telefon von Kurz selbst erstellt worden sei.

Auch Kurz wird nochmals befragt

Auch Kurz wurde von der WKStA nochmals zur Einvernahme geladen. Er soll laut "Standard"-Bericht am 28. November zum Telefonat befragt werden. Auch zu Kurz' Aussage vor dem U-Ausschuss soll der Ex-Kanzler abermals befragt werden. Der Ermittlungsstrang gegen Kurz und seinen früheren Kabinettschef Bernhard Bonelli wegen Falschaussage vor dem U-Ausschuss sei "inzwischen abgeschlossen".

Ein Sprecher von Kurz erklärt gegenüber "Ö1", man sei froh, dass die "erfundenen Behauptungen von Thomas Schmid weiter in sich zusammenbrechen".

Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

ribbon Zusammenfassung
  • Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid, der die ÖVP schwer belastet, musste wegen des Telefonats mit Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz neuerlich vor der WKStA aussagen.

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