Publizist, Lehrer und Autor Niki Glattauer ist tot
"Ich möchte all jenen, die am Schicksal meines Bruders Niki Anteil genommen haben, danken und mitteilen: Wir haben im Kreis der Familie einen schönen letzten Abend miteinander verbracht. Wir haben Karten gespielt, gegessen, getrunken, gelacht und geweint", so Daniel Glattauer zur APA. "Am Donnerstagvormittag ist er daheim friedlich, entspannt, ohne Ängste und ohne Schmerzen vor unseren Augen eingeschlafen. Seine letzten Worte waren: 'Schön. Wow!'"
Glattauer wurde am 1. Jänner 1959 als Sohn des Journalisten Herbert O. Glattauer in Zürich geboren und wuchs in Wien auf. Zunächst arbeitete Glattauer etwa für "Die Presse", die "Kronen Zeitung" oder den "Kurier" als Journalist und fungierte schließlich beim Wochenmagazin "News" als stellvertretender Chefredakteur. Im Alter von rund 40 Jahren entschied er sich schließlich, als Quereinsteiger in den Lehrberuf einzusteigen, 2017 wurde er Direktor an der Allgemeinen Sonderschule in Wien-Meidling. Im Zuge der Diskussion um die geplante Schulreform unter der damaligen Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) ließ Glattauer mit der Forderung "Festplatte löschen und neu starten" aufhorchen. Unter anderem trat für einen Ausbau der Ganztagsschule ein.
Sein schriftstellerisches Werk umfasst ein Dutzend Bücher, darunter zwei Romane ("Jakobus, Stiefsohn Gottes", 2002, und "Im Vogelblick", 2005) sowie drei Kinderbücher (etwa "Schlaf gut, Susi!", 2010). Sein Kinderbuch "Flucht" wurde 2017 in einer Bühnenfassung im Rahmen des Theaterfestivals Schäxpir am Landestheater Linz uraufgeführt. In seinen publikumswirksamen Sachbüchern widmete er sich aus persönlichen Perspektiven den Themen Bildung und Schule.
Zahlreiche Bücher gaben Einblick ins Bildungssystem
In seinem Buch "Der engagierte Lehrer und seine Feinde" formulierte er neben der Beschreibung seines Alltags als Pädagoge "20 und 1" Forderungen an Gesellschaft und Politik, mit "Mitteilungsheft: Leider hat Lukas..." (2013) veröffentlichte er eine Art Mitteilungsheft-Roman, der auf die schriftliche Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern abzielte. Mit beiden Werken fand er sich rasch auf den Top-Plätzen der heimischen Bestseller-Listen. Für den "Kurier" schrieb Glattauer bis zum Jahr 2018 die wöchentliche Kolumne "Schule und der Rest des Lebens", danach folgte bis zum Juli dieses Jahres die "Heute"-Kolumne "Glattauer gibt Noten". Auch fand sich Glattauer in zahlreichen Jurys, etwa für den Literaturpreis "Ohrenschmaus" und den Prix Ars Electronica. Von 2016 bis 2022 war er im Präsidium des Instituts für Jugendliteratur.
Entscheidung für assistierten Suizid nach Krebserkrankung
Kurz vor seinem Tod sprach er in einem gemeinsamen Interview mit "Newsflix.at" und dem "Falter" über seine Krebserkrankung und seinen geplanten assistierten Suizid. Dahinter stand auch ein Anliegen: "Ich möchte die Menschen darüber informieren, dass man auch in Österreich selbstbestimmt sterben kann, wenn man unheilbar krank ist."
(S E R V I C E - Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. Infos für Jugendliche gibt es unter www.bittelebe.at)
Zusammenfassung
- Der österreichische Publizist, Lehrer und Autor Niki Glattauer ist am Donnerstag im Alter von 66 Jahren nach einer Krebserkrankung durch assistierten Suizid verstorben.
- Bekannt wurde Glattauer als bildungspolitischer Kommentator und Autor von Bestsellern wie "Die Pisa-Lüge" sowie durch seine Tätigkeit als Direktor einer Sonderschule in Wien-Meidling ab 2017.
- Mit seiner Entscheidung für den assistierten Suizid wollte Glattauer auf die Möglichkeit eines selbstbestimmten Sterbens in Österreich aufmerksam machen.