Pro und Contra: Feminismus heute "Gaslight, Gatekeep, Girlboss"

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Die deutsche Publizistin Birgit Kelle lässt in "Pro und Contra" die anderen Frauen nicht zu Wort kommen. Wo steht die Frauenbewegung, wenn selbst gegeneinander mit verbaler Gewalt vorgegangen wird?

Bei Gundula Geiginger diskutieren in Pro und Contra Elfriede Hammerl, Asma Aiad, Lena Jäger, Birgit Kelle und Steffi Stankovic. Anlass ist der internationale Frauentag am 8. März. Ist der Feminismus in Österreich noch am richtigen Weg, lautet die Frage der Moderatorin Geiginger. 

Sprache und die Wirklichkeit

Die Diskutierenden stellten sich der Frage, ob Gendern der richtige Weg für die feministische Bewegung sei. Lena Jäger war Obfrau des Frauen*Volksbegehrens 2018. Sie findet, dass Sprache Wirklichkeit schafft. Durch die Sprache können Fakten geschaffen werden, sagt sie, damit sich auch Mädchen vorstellen könnten Ärztin zu werden. 

Die deutsche Publizistin Birgit Kelle hingegen sagt, es würde die Sprache zerstören. Sie ist bekannt für ihr Buch "Gendergaga" und, wie der Titel andeutet, keine Freundin des Genderns. Sie versteht nicht, warum diese Entscheidung von einer kleinen Gruppe getroffen werden sollte. 

Journalistin und Schriftstellerin Elfriede Hammerl wirft ein, dass sich Sprache schon immer verändert habe. Aber sie findet auch, dass es darum gehe, Frauen sichtbar zu machen. Aktuell würden sie mit geschlechtsneutralen Formulierungen wieder aus der Sprache verschwinden. Kelle bringt die Worte "Menschen mit Uterus" und "Breastfeeding Person" ein. Transfrau Steffi Stankovic widerspricht, sie habe noch nie "Menschen mit Uterus" gelesen, und auch "Breastfeeding Person" hört sie nur von radikalen Menschen. 

Die Sprecherin der Initiative Black Voices, Asma Aiad, sagt, die Realität sei viel vielfältiger als das, was von Kelle wahrgenommen werden würde: "Realitäten schafft man nicht, indem man sagt 'sehr geehrter Herr Doktor, oder Herr Arzt', die Sprache müsse sich weiterentwickeln." Kelles Position versteht sie, denn es sei angenehm, wenn man repräsentiert werden würde, aber das solle mehr Menschen ermöglicht werden.

Wessen Realität zählt?

Die Diskussion wird hitziger: Kelle glaubt, dass es mehr Ärztinnen gäbe ohne, dass die Sprache verändert worden wäre. "Sie können da so viele Sternchen reinmachen, wie sie wollen". Die Diskutierenden haben es schwer, zu Wort zu kommen. Aiad bringt ein, dass Kelle sehr viele Realitäten ignorieren würde. Inkludierende Sprache müsse zu einer Normalität werden. 

Kelle sieht das anders, "wir leben in einer Demokratie, das muss überhaupt nicht". Statistiken in Europa würden zeigen, dass Menschen gegen das Gendern sind, sagt sie. Asma Aiad weiß, dass die Ergebnisse dieser Studien daran liegen würden, wer befragt werden würde. Auch Lena Jäger findet, dass Sprache Klarheit und Repräsentation schaffen muss: Es müsse angesprochen werden, wer von massiver Diskriminierung betroffen sei.

Quote gegen Ungleichheit

Dass Frauen in Österreich weniger als Männer verdienen, belegen Statistiken. "Männer und Frauen würden nicht gleich viel wert" sein, so interpretiert Jäger die Datenlage. Sie sieht eine Männerquote, der man mit einer Frauenquote entgegenwirken müsse. Publizistin Kelle sieht Frauenquoten als das letzte Werkzeug, weil das kein Ende nehmen würde: "LGBT-Quoten, Migranten-Quoten" würden folgen. 

Hammerl bringt ein, dass der hohe Männeranteil in Führungspositionen ein Problem anzeigen würde. "Wenn ich sehe, dass in Führungspositionen nur Männer sind, dann kann ich annehmen, dass Frauen dümmer sind oder dass etwas mit dem Auswahlsystem nicht stimmt". Gegen diese oft "95 Prozentigen Männerquoten" brauche die Frauenquote, so Hammerl.

"Gaslight, Gatekeep, Girlboss"

Stankovic ergänzt, dass ihr die von Kelle zitierte Forderung einer "LGBT-Quote" nicht bekannt sei. Sie würde genug Leute kennen, die sich freuen würden, wenn sie einen Job bekommen würden. In der Realität würden Menschen, die sich als lesbisch, gay, bisexuell oder trans identifizieren aber diskriminiert werden und gerade deshalb keine Jobs bekommen.

Kelle bringt ein, dass überhaupt "biologische Männer" Quotenpositionen für Frauen im Deutschen Bundestag besetzen würden. Sie spricht Steffi Stankovic ab, eine Frau zu sein. "Ich dachte, Feminismus ist Selbstbestimmung", "aber ich habe anscheinend etwas falsch verstanden", sagt Stankovic. Konstant würden ihr andere erklären, was sie zu tun hat und wie sie sich fühlen soll. Auch das würde sie darin bestärken, eine Frau zu sein. Kelle verwandle sich in das Patriarchat und ihr mit diesen Erklärungen "Girlboss, Gaslight, Gatekeep" zu spüren geben.

Die Probleme als Frauen seien so vielfältig, aber die mitteleuropäische Frau diskriminiere jetzt die anderen. So würden Frauen keine Chance haben.

ribbon Zusammenfassung
  • Die deutsche Politikerin Birgit Kelle lässt in "Pro und Contra" die anderen Frauen nicht zu Wort kommen.
  • Wo steht die Frauenbewegung, wenn selbst gegeneinander mit verbaler Gewalt vorgegangen wird?

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