Pilnacek-Tape-Drahtzieher: "Mir ist der Kragen geplatzt"

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Eine Aufnahme vom verstorbenen Justizchef Christian Pilnacek belasten Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka (ÖVP) schwer. Der Drahtzieher hinter dem Mitschnitt, Christian Mattura, erklärt bei "Milborn" wieso er Pilnacek heimlich aufgezeichnet hat. Dabei teilt er auch gegen Altkanzler Sebastian Kurz (ÖVP) aus.

Vor etwas mehr als einer Woche wurde eine Tonbandaufnahme des verstorbenen Justizchefs Christian Pilnacek veröffentlicht. Darin legt er nahe, dass der Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und andere ÖVP-Politiker:innen Interventionsversuche während Ibiza- und ÖVP-Ermittlungen unternommen haben.

Die aufgenommene Unterhaltung fand aber bereits am 28. Juli statt - am Geburtstag von Christian Mattura, dem Mann, der hinter der Aufzeichnung steckt.

Der Ex-BZÖ-Politiker habe sich im Lokal mit Pilnacek "spontan" dazu entschlossen, auf den Aufnahme-Knopf zu drücken, erzählt er bei "Milborn". Ohne Pilnaceks Wissen.

Scharfe Kritik an ÖVP und Kurz

Dass sie an die Öffentlichkeit gelangen müssten, sei ihm schnell klar gewesen. "Wenn ein heutiger Nationalratspräsident, damals, glaub ich, Innenminister, dem Sektionschef der Justiz Weisungen erteilt, Hausdurchsuchungen abzudrehen, dann will ich in dem Land nicht leben", feuert er gegen Sobotka.

Von ÖVP wurde die Aufnahme vor allem als "pietätlos" bezeichnet, Bundeskanzler Karl Nehammer sah dadurch "die Totenruhe gestört"Mattura zeigt sich davon bei "Milborn" unbeeindruckt: "Die Pietätlosigkeit, die man mir vorwirft, hat in Wirklichkeit Sebastian Kurz als erster begangen, in dem er für seinen eigenen Prozess den Tod von Christian Pilnacek instrumentalisieren wollte."

Nur wenige Tage vor seinem Prozess hatte Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) den Umgang mit dem kurz zuvor verstorbenen Pilnacek scharf kritisiert. Danach sei Mattura "der Kragen geplatzt", er habe die Aufnahme auf jeden Fall veröffentlichen wollen.

"Schwerwiegende" Vorwürfe

Bis es dazu kam, sollte es aber noch drei Wochen dauern. In der Zeit habe man viele Diskussionen geführt rund um ethische Standards, sagt der "Krone"-Journalist Erich Vogl bei "Milborn".

Ihm und ORF-Journalist:innen wurde der Mitschnitt zugespielt, schlussendlich hätten sie sich aus zwei Gründen für eine Veröffentlichung entschieden: "Diese Vorwürfe, die da erhoben wurden, sind erstens so schwerwiegend und zweitens so detailliert formuliert, dass man nicht sagt, der hat sich das jetzt alles ausgedacht."

Wer leakte Matturas Identität?

Mit Mattura war ein Informantenschutz ausgemacht gewesen, er wurde trotzdem schnell als Drahtzieher enthüllt. Vogl hat eine Vermutung, wie es dazu kommen konnte: "Die ÖVP hat das irgendwann mitbekommen, dass da was im Gange ist".

Während der dreiwöchigen Diskussionszeit hätte ein Medienmanager von der Geschichte erfahren, "man kann davon ausgehen, dass er vielleicht Politiker informiert hat", so Vogl.

ÖVP fordert Ermittlungen

ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker forderte jedenfalls bereits strafrechtliche Konsequenzen für Mattura. Dazu verweist der Wiener Unternehmer nur erneut auf den Altkanzler, Ermittlungen fände er "völlig richtig", doch dann sollte Stocker "gleich einmal beim Herrn Kurz anfangen, der den Thomas Schmid per Telefon aufgezeichnet hat". 

Mattura stünde für Ermittlungen zur Verfügung, schließlich gäbe er die Aufnahme zu, stellt er klar. Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft Wien einen Anfangsverdacht gegen Sobotka wegen versuchter Bestimmung zum Amtsmissbrauch.

ribbon Zusammenfassung
  • Eine Aufnahme vom verstorbenen Justizchef Christian Pilnacek belasten Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka (ÖVP) schwer.
  • Der Drahtzieher hinter dem Mitschnitt, Christian Mattura, erklärt bei "Milborn" wieso er Pilnacek heimlich aufgezeichnet hat. Dabei teilt er auch gegen Altkanzler Sebastian Kurz (ÖVP) aus.
  • "Die Pietätlosigkeit, die man mir vorwirft, hat in Wirklichkeit Sebastian Kurz als erster begangen, in dem er für seinen eigenen Prozess den Tod von Christian Pilnacek instrumentalisieren wollte."
  • Mit Mattura war ein Informantenschutz ausgemacht gewesen, er wurde trotzdem schnell als Drahtzieher enthüllt.
  • "Krone"-Journalist Erich Vogl hat eine Vermutung, wie es dazu kommen konnte: "Die ÖVP hat das irgendwann mitbekommen, dass da was im Gange ist".

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