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Gegen IV-Präsident

"Pension ab 70": Pensionisten gehen auf die Barrikaden

05. Juni 2025 · Lesedauer 2 min

Der Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Georg Knill hat vor kurzem gefordert, das Pensionsantrittsalter auf 70 Jahre anzuheben. Der Pensionistenverband ist entrüstet über die "reine Polemik".

"Wer jetzt nach einer Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters schreit, der betreibt reine Polemik und schafft Unsicherheit", findet Helmut Bieler, der interimistische Präsident des SPÖ-nahen Pensionistenverband (PVÖ). 

IV-Präsident Knill hatte tags zuvor in der ZIB2 auf mehrfache Nachfrage gemeint: "Wir können gerne Richtung 70 gehen." Das sei vor kurzem in Dänemark im Konsens beschlossen worden, "warum soll es in Österreich anders sein". 

Jedenfalls brauche es eine "ehrliche Diskussion", derzeit werde negiert, dass das System nicht gesichert sei. Es brauche eine Bundesregierung, "die ehrlich und mutig die Reformen implementiert", so Knill. Ähnliches forderte im PULS 24 Interview auch Jan Kluge, Experte des wirtschaftsliberalen Thinktanks Agenda Austria.

Experte: "Echte Reformen" bei Pension und Förderungen

Keine Jobs es für Über-50-Jährige

Das will der Pensionistenverband nicht auf sich sitzen lassen. Statt einer Erhöhung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters seien vielmehr Jobs für Personen über 50 notwendig. Zudem brauche es Maßnahmen, damit Menschen länger gesund im Erwerbsleben verbleiben können. 

Die Annahme, dass ältere Arbeitnehmer nicht arbeiten wollen, sei falsch. Vielmehr fehlten die entsprechenden Arbeitsplätze, argumentierte Bieler.

"Hätte Herr Knill vor seinen Aussagen recherchiert, so hätte er folgende unmissverständliche Zahlen gefunden: Personen über 50 sind die am stärksten von Langzeitarbeitslosigkeit betroffene Gruppe", betonte der interimistische PVÖ-Präsident. 

Bundesweit sei ein Drittel der Langzeitbeschäftigungslosen über 50 Jahre alt, ein Viertel älter als 55. Grund dafür sei vor allem die oftmals immer noch sehr altersfeindliche Einstellung der Wirtschaft. 

Bonus-Malus-System für Unternehmen gefordert

Daher fordere der Pensionistenverband seit Jahren ein Bonus-Malus-System, das jene Betriebe belohnt, die ältere Arbeitnehmer beschäftigen bzw. neu einstellen und jene sanktioniert, die im großen Stil frühpensionieren oder ältere ArbeitnehmerInnen aus dem Betrieb drängen.

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Zusammenfassung
  • Der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Knill, forderte eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters auf 70 Jahre und verwies auf das Beispiel Dänemark, wo dies im Konsens beschlossen wurde.
  • Der Pensionistenverband kritisierte diese Forderung scharf und betonte, dass ältere Arbeitnehmer besonders stark von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind: Ein Drittel der Langzeitbeschäftigungslosen ist über 50 Jahre alt, ein Viertel älter als 55.
  • Statt einer Anhebung des Pensionsalters fordert der PVÖ mehr Arbeitsplätze für über 50-Jährige und ein Bonus-Malus-System, das Betriebe für die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer belohnt und Frühpensionierungen sanktioniert.