Nahost
Mehr als 50 Tote bei israelischen Angriffen in Gaza
Bei einem Angriff auf ein Schulgebäude in der Stadt Gaza seien mindestens 33 Menschen gestorben, sagte der Zivilschutzsprecher Mahmoud Bassal. Nach Angaben der Armee ist Israel am Montag seinerseits aus dem Gazastreifen beschossen worden.
Das getroffene Schulgebäude wurde nach palästinensischen Angaben als Lager für vertriebene Menschen genutzt. Die israelische Armee erklärte, in dem Gebäude hätten sich "Terroristen aus der ersten Reihe" aufgehalten. Die Angaben beider Seiten ließen sich unabhängig zunächst nicht überprüfen.
In sozialen Medien verbreitete Aufnahmen sollen zeigen, wie Helfer ein verletztes und verschüttetes Mädchen nach dem Angriff aus den Trümmern retten. Die Echtheit der Aufnahmen konnte zunächst nicht unabhängig bestätigt werden.
Weitere 19 Menschen wurden nach Angaben der Zivilschutzbehörde bei einem Angriff im Norden des Gazastreifens getötet. Kampfflugzeuge hätten am frühen Montagmorgen auf ein Wohnhaus in der Stadt Jabalia gezielt, sagte Bassal der Nachrichtenagentur AFP.
Die meisten der Opfer seien Frauen und Minderjährige gewesen, zudem seien dutzende verletzt worden.
Viele Todesfälle am Wochenende
Der Angriff habe Terroristen der Hamas und des Islamischen Jihad gegolten, die dort Anschläge auf Israels Truppen in Gaza und auf israelisches Gebiet geplant hätten, teilte die israelische Armee weiter mit.
Man habe vor dem "präzisen Angriff" zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern.
Das israelische Militär sprach von einem weiteren Beispiel für den systematischen Missbrauch ziviler Infrastruktur durch die Terrororganisationen, die damit gegen internationales Recht verstießen.
Am Wochenende waren nach palästinensischen Angaben binnen eines Tages mindestens 38 Menschen bei israelischen Attacken im Gazastreifen getötet worden. Es habe zudem 204 Verletzte gegeben. Das Ministerium unterscheidet nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten.
Die Berichte lassen sich derzeit nicht verifizieren. Die israelische Armee will unterdessen ihre Aktivitäten in Gaza weiter verstärken.
"Drei Projektile aus dem südlichen Gazastreifen wurden identifiziert" teilte unterdessen die israelische Armee mit. Sie seien auf Ortschaften in der Nähe des Gazastreifens abgefeuert worden. "Zwei Projektile landeten im Gazastreifen, ein weiteres Projektil wurde von den israelischen Luftstreitkräften (IAF) abgefangen", erklärte die Armee.
Schnelle Einnahme des Großteils von Gaza
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge plant Israels Militär innerhalb weniger Wochen die Einnahme von drei Vierteln des abgeriegelten Gazastreifens. Den Plänen zufolge werde es nur zwei Monate dauern, bis 75 Prozent des Küstengebiets erobert sind, berichtete die "Times of Israel" unter Berufung auf das Militär.
Bisher kontrolliere die Armee rund 40 Prozent des Gebiets. Die palästinensische Zivilbevölkerung solle auf ein Viertel des abgeriegelten Küstengebiets zusammengedrängt werden, um Gaza von der islamistischen Hamas zu befreien, berichtete auch das "Wall Street Journal".
Israels Streitkräfte hatten vor etwa einer Woche eine neue Großoffensive gestartet. Das Militär habe inzwischen alle seine regulären Infanterie- und Panzerbrigaden in den Gazastreifen verlegt, berichteten israelische Medien.
Die Hamas stehe unter großem Druck, sagte Generalstabschef Eyal Zamir am Sonntag bei einem Truppenbesuch in der Stadt Khan Younis im Süden Gazas. Ziel der Intensivierung der Kämpfe sei das Erreichen der erklärten Kriegsziele: die Hamas vollends zu besiegen und noch festgehaltene Geiseln zu befreien.
Israel: Weitere Hilfstransporte erreichen Gazastreifen
Fast eine Woche nach dem Ende der israelischen Blockade der humanitären Hilfe für den Gazastreifen trafen am Sonntag nach Angaben Israels weitere Lieferungen in dem umkämpften Gebiet ein. 107 Lastwagen mit Hilfsgütern wie Mehl sowie weiteren Lebensmitteln seien am Sonntag in den Küstenstreifen gefahren, teilte die zuständige israelische Behörde COGAT mit.
Die Hilfsgüter seien zuvor von Beamten untersucht worden. Nach COGAT-Angaben fuhren die Lastwagen dann über den Grenzübergang Kerem Shalom in den Gazastreifen. Es handelt sich dabei um humanitäre Hilfe der Vereinten Nationen und der internationalen Gemeinschaft, wie COGAT mitteilte.
Israel hatte im März alle Hilfslieferungen blockiert und kurz darauf auch die Waffenruhe mit der Hamas beendet. Damit sollte der Druck auf die Terrororganisation erhöht werden, die im Gazastreifen verbliebenen Geiseln freizulassen.
Israel behauptete, es gebe keinen Mangel an Hilfsgütern. Die Regierung beschuldigt die Hamas, diese zu stehlen, um damit Geld zu machen, was die Organisation bestreitet. Auch die UNO sagt, Israel habe keine Beweise dafür vorgelegt.
Nach Druck von internationalen Verbündeten hob das Land die Blockade schließlich wieder auf. Die UNO und Hilfsorganisationen bemängeln aber, die Hilfslieferungen seien unzureichend.
Video: "Gazastreifen vor Hungerkatastrophe"
Zusammenfassung
- Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind laut palästinensischen Angaben mehr als 50 Menschen getötet worden, darunter viele Frauen und Kinder.
- Mindestens 33 Menschen starben bei einem Angriff auf ein Schulgebäude in Gaza, das als Lager für Vertriebene genutzt wurde.
- Am Wochenende wurden mindestens 38 Menschen getötet und 204 verletzt, eine Unterscheidung zwischen Zivilisten und Kombattanten gibt es laut palästinensischem Ministerium nicht.
- Nach internationalem Druck ließ Israel am Sonntag 107 Lastwagen mit Hilfsgütern wie Mehl und Lebensmitteln in den Gazastreifen einfahren.