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Schlammschlacht

Aus mit "Liebe": Chronologie des Trump-Musk-Streits

Heute, 10:09 · Lesedauer 6 min

Innerhalb weniger Tage wurde aus der innigen "Bromance" zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem einstigen Berater Elon Musk ein verbitterter Streit. Ausgetragen wurde er primär auf Social Media, angefangen hat allerdings alles mit einem TV-Interview. Eine Chronologie der Ereignisse.

"Ich liebe Donald Trump so sehr, wie ein heterosexueller Mann einen anderen Mann lieben kann", postete Tesla-Chef Elon Musk noch Anfang Februar. Die Liebe beruhte auf Gegenseitigkeit, Musk war Teil einer neu gegründeten Regierungsabteilung, die für Kostensenkung verantwortlich sein sollte.

Ende Mai schied er nach vier Monaten aus dieser Rolle aus. Für externe Berater gilt eine Regel, nach der sie nur 130 Tage pro Jahr beschäftigt werden können.

Seitdem leidet die "Bromance" der beiden Männer. Innerhalb weniger Tage war Musk so weit, dass er auf X ein Amtsenthebungsverfahren gegen den US-Präsidenten befürwortete. Gegen jenen Mann, dessen Wahlkampf er immerhin mit über 250 Millionen Dollar unterstützt hatte.

Wie konnte die Situation so schnell eskalieren? Eine Chronologie der Ereignisse.

27. Mai

In einem Interview mit dem Fernsehsender CBS kritisiert Musk Trumps sogenannte "Big Beautiful Bill" - ein Gesetzespaket, das Steuererleichterungen bringen und gleichzeitig zusätzliche Mittel für den Grenzschutz bereitstellen soll.

"Ich war ehrlich gesagt enttäuscht über dieses massive Ausgabengesetz, das das Haushaltsdefizit vergrößert, anstatt es zu reduzieren", sagt er.

Mit dem Namen des Gesetzes hat er ebenfalls Probleme: "Ich glaube, ein Gesetz kann groß oder schön sein, aber ich weiß nicht, ob es beides sein kann. Meine persönliche Meinung."

30. Mai

Musks Kritik trübt die Freundschaft vorerst nicht. Bei einem gemeinsamen Auftritt anlässlich Musks Ende als Regierungsmitarbeiter lobt Trump ihn: "Er hat einen fantastischen Job gemacht." Für die Regierung habe er Milliarden eingespart und "kolossale Veränderungen" angestoßen.

Auch der Tesla-Chef blickt zuversichtlich in die Zukunft: "Ich gehe davon aus, auch weiter beratend tätig zu sein, wann auch immer der Präsident diesen Rat haben will." 

3. Juni

Vier Tage später der Umschwung: Auf X nennt Musk das Steuer- und Ausgabengesetz eine "widerliche Abscheulichkeit". Das Weiße Haus gibt sich unbeeindruckt, Trump selbst hält sich gar ganz aus der Sache heraus.

"Der Präsident weiß bereits, was Elon Musk von diesem Gesetz hielt", kommentiert Präsidentensprecherin Karoline Leavitt.

https://x.com/elonmusk/status/1929954109689606359

5. Juni

Hat Trump bis Donnerstag überraschende Zurückhaltung gezeigt, ist damit bei einem Treffen mit dem deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz Schluss. Eine Reporter-Frage zu dem Steuergesetz löst eine Welle an Kritik aus.

Trump sei sich nicht sicher, ob die "großartige Beziehung" zwischen ihm und Musk fortbestehen würde. Der Tesla-Chef sei "verärgert" über das neue Gesetz, weil Subventionen für Elektrofahrzeuge gekürzt würden. Außerdem behauptet er, er hätte die Wahl auch ohne die Millionen-Unterstützung Musks gewonnen.

Der Konter von Musk folgt sofort: "In der gesamten Geschichte der Zivilisation hat es noch nie eine Gesetzgebung gegeben, die sowohl groß als auch schön war. Jeder weiß das! Entweder man bekommt ein großes und hässliches Gesetz oder ein schlankes und schönes Gesetz", tritt er den virtuellen Schlagabtausch auf X los.

https://x.com/elonmusk/status/1930660788739698878

Innerhalb weniger Minuten feuert Musk weitere Beiträge ab. Ohne ihn hätte Trump die Wahl verloren. Der Milliardär spielt mit dem Gedanken einer neuen Partei.

https://x.com/elonmusk/status/1930667528696828120

Immer noch 5. Juni

Das lässt Trump natürlich nicht auf sich sitzen. Er holt zum Gegenschlag aus, allerdings auf seiner eigenen Plattform Truth Social. Es folgt ein Kampf mithilfe von Screenshots, schließlich weigern sich die beiden Kontrahenten, den jeweils anderen Kurznachrichtendienst zu verwenden.

"Elon wurde 'müde', ich bat ihn zu gehen, ich nahm ihm sein EV-Mandat weg, das jeden zwang, Elektroautos zu kaufen, die sonst niemand wollte (er wusste seit Monaten, dass ich das tun würde!), und er drehte einfach durch!", schreibt Trump.

"So eine offensichtliche Lüge", kontert Musk umgehend.

https://x.com/elonmusk/status/1930698237650026675

Dabei bleibt es aber nicht, der Tesla-Chef greift tief in die Beleidigungskiste. Trumps Name finde sich in Unterlagen zum berüchtigten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein wieder.

"Das ist der wahre Grund, warum sie nicht veröffentlicht wurden", schreibt er.

 

https://x.com/elonmusk/status/1930703865801810022

Trump legt nach und verteidigt sein "Big Beautiful"-Gesetz weiter, die persönlichen Beleidigungen würden ihn gar nicht stören. "Es macht mir nichts aus, dass Elon sich gegen mich wendet, aber das hätte er schon vor Monaten tun sollen", schreibt er auf Truth Social.

Vielmehr: Er droht dem Milliardär mit dem Entzug öffentlicher Aufträge: "Der einfachste Weg, um Geld in unserem Haushalt zu sparen, Milliarden und Abermilliarden von Dollar, besteht darin, Elons staatliche Subventionen und Verträge zu streichen."

Musk zieht mit: Sein Raumfahrtunternehmen SpaceX beginne "sofort" damit, das Dragon-Raumschiff außer Betrieb zu nehmen. Es ist zurzeit das einzige US-Raumschiff, das Astronaut:innen zur Internationalen Raumstation transportieren kann.

https://x.com/elonmusk/status/1930718684819112251

Das ist ihm aber nicht genug. Musk antwortete auf X auch mit "Ja" auf einen Post, in dem gefordert wurde, dass Trump von seinem Amt enthoben ("impeached") werden solle. 

https://x.com/elonmusk/status/1930719235770359903

Im Laufe der Nacht wird Musk dann doch versöhnlicher. Ein X-User fordert, dass er und Trump "zum Wohle unseres großen Landes Frieden schließen" sollten. 

"Sie haben nicht Unrecht", lenkt Musk ein.
 

https://x.com/elonmusk/status/1930798791806050496

6. Juni

Die Versöhnung könnte weiter andauern. Für Freitag ist laut Beratern des Weißen Hauses ein Telefonat zwischen Musk und Trump geplant, berichtet "Politico". 

Trump selbst sagt demnach gegenüber dem Nachrichtenportal zu seiner Quasi-Trennung: "Oh, es ist alles in Ordnung". Es laufe "sehr gut, es lief nie besser". Freitagnachmittag ändert er seine Meinung, er sei "nicht besonders" interessiert an einem Gespräch mit Musk, so der US-Präsident.

"Sie meinen den Mann, der seinen Verstand verloren hat?", beschreibt er den Milliardär laut ABC.

Wie lange die Eiszeit noch dauert, bleibt also vorerst ein Rätsel.

Trump scheint sich unterdessen auch symbolisch von Musk abgrenzen zu wollen. Der US-Präsident überlege, seinen roten Tesla zu verkaufen oder zu verschenken, sagten ranghohe Mitarbeiter des Weißen Hauses dem "Wall Street Journal" und dem Sender CNN.

Trump hatte das Auto im März als Zeichen der Unterstützung für den Tech-Milliardär gekauft.

Zusammenfassung
  • Innerhalb weniger Tage wurde aus der innigen "Bromance" zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem einstigen Berater Elon Musk ein erbitterter Streit.
  • Ausgetragen wurde er primär auf Social Media, angefangen hat allerdings alles mit einem TV-Interview.
  • Eine Chronologie der Ereignisse.