Mehr als 50 Festnahmen bei Pride-Parade in Istanbul
Nach einer aufsehenerregenden Pride-Parade in Istanbul im Jahr 2014 mit mehr als 100.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatten die türkischen Behörden die Veranstaltung in den vergangenen Jahren immer verboten, so auch in diesem Jahr.
Istanbuls Gouverneur Davut Gül erklärte am Samstag, Veranstaltungen, "die den sozialen Frieden, die Familienstruktur und die moralischen Werte untergraben", seien verboten. "Keine Versammlung oder Demonstration, die die öffentliche Ordnung bedroht, wird toleriert", warnte er im Onlinedienst X.
Um das Verbot durchzusetzen, riegelte die Polizei den Taksim-Platz, der 2013 der zentrale Ort der Massenproteste gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan war, seit Sonntagfrüh ab. Homosexualität ist in der Türkei nicht strafbar, Homophobie ist jedoch weit verbreitet. Auch Präsident Erdogan wettert immer wieder gegen Menschen aus der LGBTQ-Gemeinschaft und beschimpft sie als "Perverse".
Zusammenfassung
- Nach dem Verbot der Pride-Parade in Istanbul hat die Polizei am Sonntag mehr als 50 Menschen festgenommen, darunter auch vier als Beobachter benannte Mitglieder der Anwaltskammer.
- Die Behörden begründeten das Verbot und die Festnahmen mit dem Schutz der öffentlichen Ordnung und moralischer Werte, während der Taksim-Platz zur Durchsetzung des Verbots abgeriegelt wurde.
- Obwohl Homosexualität in der Türkei nicht strafbar ist, sind Homophobie und restriktive Maßnahmen gegen die LGBTQ-Gemeinschaft weit verbreitet; Präsident Erdogan äußerte sich erneut abwertend über Betroffene.