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Mauthausen-Gedenken heuer mit spanischem Königspaar

Heute, 12:22 · Lesedauer 3 min

Der spanische König Felipe VI. und Königin Letizia nehmen auf Einladung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen am 11. Mai an der Internationalen Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen teil. Auch der Holocaust-Überlebende Shaul Spielmann und drei "Mauthausen-Babys", die im Konzentrationslager oder am Weg dorthin zur Welt gekommen sind, werden zu dem feierlichen Gedenkzug am ehemaligen Appellplatz erwartet.

Am 5. Mai jährt sich die Befreiung der Konzentrationslager Mauthausen und Gusen durch die US-Armee zum 80. Mal. Zahlreiche Feierlichkeiten gedenken dieser Ereignisse. Höhepunkt ist die internationale Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen am Sonntag nächster Woche, zu der traditionell Delegationen aus zahlreichen Ländern kommen. Seit 2006 widmen sich die Gedenk- und Befreiungsfeiern jedes Jahr einem speziellen Thema, heuer lautet die Überschrift "Gemeinsam für ein 'Niemals wieder!'". Dieser Ruf sei heute aktueller denn je zuvor, so die Organisatoren, die mahnen, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit sei.

Heuer werden auch der spanische König Felipe VI. und Königin Letizia anwesend sein. Die Spanier waren eine der ersten größeren Häftlingsgruppen in Mauthausen. Im Zuge des Einmarsches Deutschlands in Frankreich waren zehntausende in Frankreich internierte spanische Bürgerkriegsflüchtlinge in deutsche Gefangenschaft geraten. Rund 7.000 republikanische Spanier wurden ins KZ Mauthausen bzw. Gusen deportiert, rund zwei Drittel von ihnen starben in der NS-Mordmaschinerie. Die knapp 2.200 überlebenden Spanier zählten zu den Letzten, die Österreich nach der Befreiung verlassen konnten, da in Spanien nach wie vor das Franco-Regime an der Macht war, gegen das sie im Bürgerkrieg gekämpft hatten.

Viele spanische Gefangene wurden in Mauthausen für den Bau der berüchtigten Todesstiege herangezogen, über die die KZ-Häftlinge Granitblöcke aus dem Steinbruch ins Lager schleppen mussten. Das in Stein gemeißelte Symbol für die NS-Strategie der "Vernichtung durch Arbeit" war aus Sicherheitsgründen zuletzt lange gesperrt, was für Unmut gesorgt hatte. Erst heuer wurde die Stiege für Besucher wieder zugänglich gemacht.

Überlebende als Babys oder Kinder befreit

Immer spärlicher wird die Riege der Holocaust-Überlebenden, die noch an der Befreiungsfeier teilnehmen können. Erwartet wird am Sonntag Shaul Spielmann, der am 5. Mai 1945 als Bub aus dem KZ-Außenlager Gunskirchen befreit wurde. Seine Eltern waren im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet worden. Der heute 87-Jährige wird nicht müde, als mahnender Zeitzeuge aufzutreten. Auch drei "Mauthausen-Babys" werden erwartet: Hana Berger-Moran, Mark Olsky und Eva Clarke wurden wenige Tage und Wochen vor der Befreiung im KZ bzw. auf Gefangenentransporten zwischen den Lagern geboren.

Der Gedenkzug am Sonntag beginnt mit einer Verlesung des "Mauthausen-Schwurs" durch Jugendliche in mehreren Sprachen. Delegationen aus zahlreichen Ländern legen am ehemaligen Appellplatz Kränze nieder. Moderiert wird die Befreiungsfeier wie auch in den Jahren davor von Mercedes Echerer und Konstanze Breitebner, der Vorsitzende des Mauthausen Komitee Österreich, Willi Mernyi, und Guy Dockendorf, Präsident des Comité International de Mauthausen, werden kurze Reden halten.

200.000 Gefangene in Mauthausen und Nebenlagern

Im KZ Mauthausen und seinen über 40 Nebenlagern wurden zwischen 1938 und 1945 knapp 200.000 Menschen aus mehr als 40 Nationen gefangengehalten, rund 90.000 überlebten nicht. Im Nebenlager Gusen, wo 71.000 Gefangene aus fast 30 Nationen interniert waren, von denen etwa 36.000 zu Tode kamen, waren die Bedingungen besonders hart. Die Gefangenen mussten unter dem Tarnnamen "Bergkristall" eine Stollenanlage für die Rüstungsindustrie bauen.

Gedenken auch in Gusen

Einen Teil des Areals von Gusen hat die Republik mittlerweile aufgekauft und man arbeitet daran, aus dem kleinen Memorial in Gusen (Langenstein/Bezirk Perg) eine moderne und der Geschichte gerecht werdende Gedenkstätte zu schaffen. Am Vorabend der Befreiungsfeier findet auch am ehemaligen Appellplatz des KZ Gusen eine Zeremonie statt.

Zusammenfassung
  • Der spanische König Felipe VI. und Königin Letizia werden an der internationalen Befreiungsfeier in Mauthausen teilnehmen, die anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung der Konzentrationslager Mauthausen und Gusen durch die US-Armee stattfindet.
  • Historisch bedeutsam ist die Teilnahme spanischer Delegationen, da rund 7.000 republikanische Spanier ins KZ Mauthausen deportiert wurden, von denen etwa zwei Drittel in der NS-Mordmaschinerie starben.
  • Zwischen 1938 und 1945 wurden knapp 200.000 Menschen im KZ Mauthausen und seinen über 40 Nebenlagern gefangen gehalten, wobei 90.000 von ihnen nicht überlebten.