Kritik an neuen "Ausfällen" Medwedews gegen Meinl-Reisinger
"Dass Medwedew nun sogar zu persönlichen Angriffen und absurden Vergleichen greift, zeigt, dass im Kreml die Nervosität steigt, weil sich Europa nicht auseinanderdividieren lässt", erklärte dazu NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos in einer Aussendung. Medwedews verbale Entgleisungen seien nicht bloß Provokation - sie seien Teil einer Strategie der versuchten Einmischung und Einschüchterung", sagte Hoyos. Die Antwort darauf kann ihm zufolge nur ein Schulterschluss in Österreich und mit den Partnern in Europa sein.
Bereits Ende August hatte Medwedew verbal gegen Österreich geschossen: Er drohte Österreich im Falle eines NATO-Beitritts mit Militärgewalt. "Ich weise aufs Entschiedenste zurück, dass sich Russland in unsere inneren Angelegenheiten einmischt", hatte Meinl-Reisinger erklärt und gefordert, den Druck auf Moskau zur Beendigung des Angriffskriegs in der Ukraine zu erhöhen.
Meri Disoski, außen- und europapolitische Sprecherin der Grünen, bekundete ihre "volle Solidarität" mit Meinl-Reisinger. Die jüngsten "Ausfälle von Medwedew und seine persönlichen Untergriffigkeiten gegenüber der österreichischen Außenministerin sind eine massive Grenzüberschreitung, die nicht ohne Konsequenzen bleiben darf", betonte Disoski in einer Aussendung. "Russlands Botschafter muss umgehend ins Außenministerium einbestellt werden, um Rede und Antwort zu stehen."
Russland hat in Wien derzeit keinen Botschafter stationiert, sondern ist in Österreich derzeit nur auf Geschäftsträgerebene vertreten. Der langjährige Botschafter Dmitri Ljubinski ist nach Russland zurückgekehrt. Er wurde im August zum stellvertretenden Außenminister ernannt.
Medwedew in Tradition von "Ultranationalist" Schirinowski
Ehemals als liberale Hoffnung gehandelt, agierte der russische Ex-Präsident (2008-12) und ehemalige Premierminister, dessen aktueller Posten als Vizevorsitzender des Sicherheitsrates eher dekorativ ist, in den vergangenen Jahren zunehmend als rhetorischer Scharfmacher, dessen Aussagen international lange Zeit nur wenig Beachtung fanden. Schlagabtausche mit US-Präsident Donald Trump in sozialen Medien sorgten zuletzt für eine Aufwertung des russischen Politikers.
Stilistisch und inhaltlich erinnern Medwedews Verbalinjurien dabei an den 2022 verstorbenen und im Westen als "Ultranationalisten" bezeichneten Chef der Liberaldemokratischen Partei Russlands, Wladimir Schirinowski, der vom Kreml auch zur Abtestung der öffentlichen Meinung in und außerhalb Russlands instrumentalisiert worden war. Auch Schirinowski hatte sich gelegentlich mit Österreich beschäftigt und etwa nach dem Sieg von Conchita Wurst beim Song Contest 2014 den Abzug sowjetischer Truppen 1955 als Fehler bezeichnet.
Anfang September 2025 sorgte Medwedew mit Aussagen zu militärischen Konsequenzen für Österreich im Fall einer Aufgabe der Neutralität für deutliche Reaktionen des österreichischen Verteidigungs- und des Außenministeriums. Nunmehr provozierte der Politiker, dem Kritiker selbst Alkoholprobleme nachsagen, mit einem persönlichen Angriff gegen die Außenministerin. Das dabei von Medwedew verwendete Wort für Trunkenheit, die nach Schnapskonsum verflogen wäre, bedeutet im Russischen auch "Hopfen". Letzterer hätte freilich in den meisten österreichischen Schnäpsen nichts verloren.
Zusammenfassung
- Der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew griff erneut Österreichs Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) mit persönlichen Angriffen an und spielte dabei auf angeblichen Alkoholkonsum an.
- NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos und die Grünen-Politikerin Meri Disoski kritisieren Medwedews Aussagen als Teil einer russischen Einschüchterungsstrategie und fordern eine geschlossene Reaktion Österreichs und Europas.