Markovićs "Deadly Poodles" optimieren uns am Catwalk zu Tode
Die in Wien lebende serbische Autorin, die u.a. 2024 für ihren Erzählband "Minihorror" mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde, bleibt sich mit "Deadly Poodles" treu: schnell bis rasant, schräg bis absurd - und mit einem messerscharfen Blick auf den Zeitgeist, der aus dem Leben am liebsten eine Castingshow machen würde. Aber es ist doch allgemein bekannt: Niemand wird gezwungen, sich für eine "Topmodel"-Show zu bewerben und wer sich einen Hund zulegt, erzieht ihn und nicht umgekehrt - oder?
Barbie mit ihren begrenzten Möglichkeiten, aber unbegrenzten Ansprüchen schminkt sich ihre Unzulänglichkeit weg. Der Arzt Michael - er könnte auch Ken heißen - will keinesfalls selbst Patient werden und tut deshalb alles für seine Fitness. Und für Workaholic Rebekka ist Pause ein Fremdwort. In einem Pudel-Shop erliegen sie alle dem Zauber dieser ebenso affektierten wie teuflischen Geschöpfe - dem hyperaktiven Fitness-Labradoodle um 4.000 Euro, dem Phantompudel mit flexiblem Wendehals oder dem verwöhnten Apricot-Pudel, der allergisch gegen Staub und gegen Armut, aber nicht gegen Kaviar ist.
Die Pudel-Kaufverträge enthalten viel Kleingedrucktes und die Selbstoptimierenden - die Naivlinge haben echt gedacht, sie kaufen einen Hund und nicht der Hund ihre Seele - werden immer mehr selbst zum Pudel. Auch die Erzählerin (Angela Waidmann), die gerade noch wie eine Wüstenpredigerin vor ihnen gewarnt hat, bleibt nicht verschont. Nur Dennis, der alles fad findet und an einem Abend so oft "boring!" ruft wie ein ganzer Saal bei einer "Rocky Horror Show", ist immun gegen den Seelenverkauf. Wer nichts will, den kann man nicht korrumpieren. Glück sieht aber auch anders aus.
Textsicherer Nachwuchs auf der Bühne
Das eineinhalbstündige Stück entfaltet sich in der Inszenierung von Felix Hafner auf einem langen Catwalk, der in eine Skaterrampe mündet. Das Ensemble switcht zwischen den Testpersonen und den Pudeln, singt, tanzt, stylt um und interpretiert Heidi-Weisheiten für Models, wie dass man immer auf gepflegte Fingernägel achten sollte, falls spontan ein Handmodel-Job winkt (dass ungepflegte Zehennägel ein Risikofaktor sind, weiß man ohnehin seit Ibiza).
Die rhythmischen Sprechchöre sorgen für Tempo, die Musik von Nastasja Ronck gibt dem Text einen Rahmen. Respekt für das textsichere Ensemble, das tapfer tanzend unter den wolligen Pudelmützen schwitzt. Neben den Landestheater-Ensemblemitgliedern Angela Waidmann, Daniel Klausner und Markus Ransmayr spielen mit Lara-Luna Wojtkowiak und Vivian Micksch auch zwei Studierende des Schauspielinstituts der Anton Bruckner Privatuniversität, die den Profis um nichts nachstehen.
Festival dauert bis 14. Juni
Am Programm des bis 14. Juni dauernden Festivals Schäxpir, das von Julia Ransmayr, Sara Ostertag und Anja Lang geleitet wird, stehen insgesamt 25 Produktionen aus elf Nationen, darunter sechs Uraufführungen.
(Von Verena Leiss/APA)
(S E R V I C E - "Deadly Poodles" von Barbi Marković, Regie: Felix Hafner, Bühne und Kostüme: Elisabeth Weiß, Musik: Nastasja Ronck, Choreografie: Vasna Aguilar, Dramaturgie: Martin Mader. Mit Angela Waidmann, Daniel Klausner, Markus Ransmayr, Lara-Luna Wojtkowiak, Vivian Micksch. Weitere Vorstellungen am 5., 6., 7., 10., 11., 14. Juni im OÖ Kulturquartier, Ursulinensaal.Schäxpir Theaterfestival für junges Publikum von 3. bis 14. Juni, Linz und St. Martin im Mühlkreis, Programm und Tickets unter http://www.schaexpir.at)
Zusammenfassung
- Barbi Markovićs Stück "Deadly Poodles" eröffnete am 3. Juni das Linzer Jugendtheaterfestival Schäxpir und thematisiert auf absurde Weise den gesellschaftlichen Selbstoptimierungswahn.
- Die Uraufführung fand im Ursulinensaal des Kulturquartiers statt, das Festival läuft bis 14. Juni und bietet 25 Produktionen aus elf Nationen, darunter sechs Uraufführungen.
- Das Ensemble, bestehend aus Profis und Studierenden, präsentierte das eineinhalbstündige Stück auf einem langen Catwalk mit Musik von Nastasja Ronck und Regie von Felix Hafner.