Konflikt in Äthiopien: Festnahmen in Hauptstadt Addis Abeba

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In Äthiopien verschärft sich der Konflikt um die Kontrolle der nördlichen Region Tigray. In der Hauptstadt Addis Abeba nahmen Sicherheitskräfte am Montag zahlreiche Menschen aus Tigray fest. Ministerpräsident Abiy Ahmed bezichtigte am Montagabend auch nicht näher benannte Ausländer weißer und schwarzer Hautfarbe, die Volksbefreiungsfront TPLF zu unterstützten.

Vor allem in der Wollo-Region hätten sie sich zunehmend ins Kampfgeschehen eingebracht. Abiy forderte in einer Rede an Regierungsmitglieder dazu auf, "zurückzukämpfen".

Ein dpa-Reporter beobachtete, wie Festgenommene in zwei Polizeifahrzeugen weggebracht wurden. Am Wochenende hatte ein regierungsnaher Journalist bei Facebook dazu aufgerufen, Menschen aus Tigray in "Konzentrationslager" zu sperren. Die Nachricht wurde mittlerweile gelöscht.

In den vergangenen Tagen musste die Zentralregierung, die derzeit eine Militäroffensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) führt, mehrere Niederlagen hinnehmen. Nach Rebellenangaben soll die TPLF am Sonntag auch die Stadt Kombolcha in der Region Amhara unter ihre Kontrolle gebracht haben. Zuvor hatte sich das Militär aus der Nachbarstadt Dessie zurückziehen müssen. Die Einnahme der beiden Städte gibt den Rebellen Zugang zu einer der wichtigsten Autobahnen in die Hauptstadt Addis Abeba.

Ein Sprecher der mit der TPLF verbündeten Oromo Liberation Army (OLA) sprach auf Twitter von der Übernahme zweier weiterer Städte, Kamise und Sanbate, die an der gleichen Autobahn liegen. Aufgrund einer Internet- und Telefonsperre in den umkämpften Regionen konnten die Rebellenangaben nicht unabhängig überprüft werden.

Die Regierung erhob unterdessen schwere Vorwürfe gegen die Rebellen. Die TPLF habe mehr als 100 Jugendliche in der Stadt Kombolcha hingerichtet, erklärte die Pressestelle der Regierung am Montag auf Twitter. Details wurden nicht genannt. Unklar blieb etwa, ob es sich bei den Getöteten um Kämpfer oder Zivilisten handelte. Die TPLF äußerte sich zunächst nicht. US-Außenminister Antony Blinken rief alle Seiten dazu auf, militärische Aktionen zu beenden und ohne Vorbedingungen Verhandlungen über eine Waffenruhe aufzunehmen.

Blinken warnte, dass die anhaltenden Kämpfe die humanitäre Krise im Norden Äthiopiens verschärften. Seit Kriegsausbruch wurden Tausende Zivilisten getötet, mehr als 2,5 Millionen Menschen gaben ihre Wohnungen und Häuser auf, um vor der Gewalt zu fliehen.

Die Regierung von Ministerpräsident Abiy Ahmed hatte vor einem Jahr eine Militäroffensive gegen die TPLF begonnen, die bis dahin in Tigray an der Macht war. Die TPLF dominierte Äthiopien gut 25 Jahre lang, bis Abiy 2018 an die Macht kam und sie verdrängte. Führende Mitglieder des Militärs liefen zur TPLF über, wodurch die Rebellen sehr schnell große Erfolge erzielen konnten. Seit Anfang August hat sich der Konflikt auf die Nachbarregionen Afar und Amhara ausgeweitet. Die Auseinandersetzungen haben zu einer schweren humanitären Krise im Norden des Landes geführt.

ribbon Zusammenfassung
  • In Äthiopien verschärft sich der Konflikt um die Kontrolle der nördlichen Region Tigray.
  • In der Hauptstadt Addis Abeba nahmen Sicherheitskräfte am Montag zahlreiche Menschen aus Tigray fest.
  • Ministerpräsident Abiy Ahmed bezichtigte am Montagabend auch nicht näher benannte Ausländer weißer und schwarzer Hautfarbe, die Volksbefreiungsfront TPLF zu unterstützten.
  • Vor allem in der Wollo-Region hätten sie sich zunehmend ins Kampfgeschehen eingebracht.