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Kiew: Neue russische Angriffe in Region Saporischschja

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Russland setzt nach Angaben des ukrainischen Militärs seine Angriffe im Gebiet um das größte europäische Atomkraftwerk in Saporischschja fort.

Es habe erneut Artilleriebeschuss und Luftangriffe gegeben, teilte der Generalstab am Dienstag mit. Die US-Botschaft in Kiew warnte davor, dass Russland in den kommenden Tagen verstärkt Angriffe auf zivile Infrastruktur und Regierungseinrichtungen planen könnte.

US-Bürger:innen sollen die Ukraine verlassen

Auf der Homepage der Botschaft wurden alle US-Bürger erneut aufgerufen, die Ukraine zu verlassen. Der 31. Jahrestag der Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion jährt sich am Mittwoch - am selben Tag, der auch den Beginn der russischen Invasion vor sechs Monaten markiert.

Die Furcht vor neuen Attacken wird auch dadurch genährt, dass Russland die Ukraine für den tödlichen Bombenanschlag auf die Tochter des führenden Nationalisten Alexander Dugin, Darja Dugina, verantwortlich macht. Die Ukraine weist dies zurück.

AKW weiterhin unter Beschuss

In der Region Saporischschja habe Russland mehrere Orte unter Beschuss genommen, führte der ukrainische Generalstab aus. Russland und die Ukraine haben sich wiederholt gegenseitig vorgeworfen, das Gebiet des Atomkraftwerks zu beschießen. Die Angaben lassen sich unabhängig nicht überprüfen.

Das AKW wird seit März von russischen Truppen besetzt gehalten, aber weiter von ukrainischen Technikern betrieben. Russland beantragte für Dienstag eine Sitzung des UNO-Sicherheitsrats zu Saporischschja, wie die staatliche, russische Nachrichtenagentur RIA meldete.

Festivitäten abgesagt

Aus Furcht vor russischen Raketenangriffen haben die Behörden in der ukrainischen Hauptstadt Kiew alle Großveranstaltungen rund um den Unabhängigkeitstag am Mittwoch verboten. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Wochenende gewarnt, dass Russland zum Gedenktag am 24. August "etwas besonders Bösartiges" tun könnte.

Die Ukraine feiert an dem Tag traditionell die Unabhängigkeit von der Sowjetunion im Jahr 1991. Russland war heuer am 24. Februar in das Nachbarland einmarschiert und hat sein Vorgehen als Spezialoperation mit dem Ziel bezeichnet, militärische Kapazitäten zu zerstören sowie im Zuge einer "Entnazifizierung" gegen als gefährlich eingestufte Nationalisten vorzugehen. Die Ukraine und ihre Verbündeten sprechen von einem Angriffskrieg.

Bereits seit 2014, als sich die Ukraine klar und deutlich der EU und der NATO zuwandte, hält Russland die Halbinsel Krim von der Ukraine annektiert und hatte militante, pro-russische Separatisten in der Ostukraine unterstützt.

Selenskyj: Entschlossene Reaktionen

Angesichts der Befürchtungen kündigte Selenskyj entschlossene Reaktionen an. Es werde eine mächtige Antwort geben, sagte Selenskyj am Dienstag vor Journalisten. "Ich möchte das jeden Tag sagen (...) diese Antwort wird zunehmen, sie wird stärker und stärker werden." Auf die Frage, wie die Ukraine auf einen möglichen russischen Raketenangriff auf Kiew reagieren werde, verwies Selenskyj auf die Gleichberechtigung aller Städte und Regionen.

Auf einen Angriff auf die Hauptstadt werde genauso reagiert wie auf aktuelle Angriffe andernorts. "Für mich als Präsident und für jeden Ukrainer sind Kiew, Tschernihiw, der Donbass alles dasselbe." Dort lebten überall Ukrainer, sagte Selenskyj und nannte darüber hinaus auch die zuletzt stark umkämpften Städte Charkiw und Saporischschja.

USA verurteilt Dugina-Attentat

Die USA erklärten im Zusammenhang mit dem tödlichen Bombenanschlag auf Dugina, man verurteile ohne Wenn und Aber jeden Angriff auf Zivilisten. Ein Sprecher des Außenministeriums in Washington lehnte es dabei ab zu sagen, ob die US-Regierung wisse, wer für die Tötung der Politikjournalistin Darja Dugina, Tochter des russischen Ideologen Alexander Dugin, verantwortlich sei.

Es gebe keinen Zweifel, dass Russland "gewisse Schlüsse" vorlegen werde. Der russische Inlandsgeheimdienst (FSB) machte ukrainische Geheimdienste für den Anschlag verantwortlich, wie russische Nachrichtenagenturen meldeten.

Geheimdienst veröffentlicht Video von angeblicher Mörderin

Der FSB veröffentlichte ein Video, das die angebliche Mörderin der Kriegsbefürworterin Dugina zeigen soll. Mehrere aneinander geschnittene Aufnahmen in dem rund zwei Minuten langen Clip sollen zeigen, wie die Ukrainerin in Russland ankommt, das Haus ihres mutmaßlichen Opfers betritt und dann nach der Tat das Land wieder verlässt.

Dugina starb in der Nacht auf Sonntag bei der Explosion ihres Autos in einer Moskauer Vorstadtsiedlung. Der russische Präsident Wladimir Putin zeichnete die bei dem Anschlag getötete Dugina nun posthum mit dem Tapferkeitsorden aus. Am Dienstag nahmen Hunderte Menschen in einem Saal des Ostankino-Fernsehzentrums in Moskau an einer Trauerfeier für Dugina teil, darunter auch ihr Vater.

Russland hat unterdessen nach eigenen Angaben einen ukrainischen SU-27-Kampfjet über der Region um Charkiw abgeschossen. Wie das Verteidigungsministerium in Moskau am Dienstag weiter mitteilte, wurden auch zwei M777-Haubitzen amerikanischer Fertigung zerstört.

ribbon Zusammenfassung
  • Russland setzt nach Angaben des ukrainischen Militärs seine Angriffe im Gebiet um das größte europäische Atomkraftwerk in Saporischschja fort.
  • Es habe erneut Artilleriebeschuss und Luftangriffe gegeben, teilte der Generalstab am Dienstag mit.
  • Die US-Botschaft in Kiew warnte davor, dass Russland in den kommenden Tagen verstärkt Angriffe auf zivile Infrastruktur und Regierungseinrichtungen planen könnte.
  • Die Ukraine weist dies zurück.

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