ÖVP Salzburg: 97,5 Prozent für neue Obfrau Edtstadler
Gewählt wurden heute auch die Stellvertreter Edtstadlers: Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll (97,5 Prozent), der eigentlich als Nummer 1 vorgesehen war, aber heuer zu Jahresbeginn aus familiären Gründen auf das Amt verzichtet hat, der frühere Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer (91,1 Prozent), die Vizebürgermeisterin des WM-Ortes Saalbach-Hinterglemm, Sandra Hasenauer (97,5 Prozent), und der Landesleiter der Salzburger Landjugend, Maximilian Aigner (95,4 Prozent).
Geplant war die innerparteiliche Hofübergabe schon für den 13. Juni, nach dem Grazer Amoklauf hat die Partei den Kongress aber verschoben. De facto führt Edtstadler die ÖVP Salzburg ohnedies schon seit dem 1. Februar, denn seit diesem Tag ist sie geschäftsführende Landesparteiobfrau. Die 44-Jährige ist die erste Frau an der Spitze der Partei.
Edtstadler kündigte einen Umbau der Partei an: "Wir wollen jünger werden, wir wollen weiblicher werden und wir wollen offener werden. Das geht nicht alles von heute auf morgen, aber wir haben bereits damit begonnen." Zum einen werde es ein umfangreiches Fortbildungsprogramm mit einer eigenen Parteiakademie geben, zum zweiten sollen künftig auch Menschen ohne Parteibuch auf Gemeindeebene auf der ÖVP-Liste kandidieren können und zum dritten möchte sie die Kommunikation auf breitere Beine stellen, insbesondere auch den Bereich Social Media.
Drei Schwerpunkte ihrer künftigen Arbeit nannte die neue Parteiobfrau heute: Erstens die Sicherheit, die auch soziale Sicherheit beinhalte, zweitens eine Stärkung des Wirtschaftsstandorts Salzburg mit Bürokratie-Abbau und Platz für Wachstum, und drittens die Verbindung zwischen Tradition und Moderne: "Wer tiefe Wurzeln geschlagen hat, den kann man ohne Sorge in die Welt hinausziehen lassen. Wichtig ist es, diese Verbundenheit zu haben, denn erst diese Werte ermöglichen Weitblick und Offenheit."
Schließlich richtete sie an die 438 Delegierten den Appell: "Richten wir gemeinsam den Blick nach vorne, sehen wir diesen Tag als Aufbruch in die Zukunft, gehen wir gemeinsam diesen Weg. Vertraut mir, auf meine Erfahrungen, meine Durchsetzungskraft, meinen Teamgeist und meinen unbändigen Willen. Starten wir durch."
"Zu viel Weihrauch schwärzt den Heiligen"
Sehr humorvoll verabschiedete sich Haslauer von der Partei. "Zu viel Weihrauch schwärzt den Heiligen, vor allem, wenn er schon schwarz ist", bedankte er sich gleich für den Anfangsapplaus. Die 21 Jahre an der Parteispitze seien verflogen wie im Nu, "und das Schönste dabei waren die Leute, die mein Leben bereichert haben." 2004 habe er gleich zwei völlig irrationale Entscheidungen getroffen, nämlich eine erfolgreiche Anwaltskanzlei zu verlassen und eine Partei nach einer Wahlniederlage zu übernehmen.
"Politik geht ohne Freude nicht, es muss auch Spaß machen. Ich hab so viel gelacht in diesen 21 Jahren, aber mich auch so viel maßlos geärgert, aber das vergeht dann wieder", bilanzierte er. Er glaube, "dass wir etwas ganz Wichtiges für Salzburg geschafft haben: Die Verwurzelung in unserem Land ist mindestens so fest wie 2004, vielleicht sogar mehr. Die Leute sind so stolz. Aber wir sind auch weltoffener geworden."
Schließlich scherzte er noch: "Wer nicht loslassen kann, hat die Hände nicht frei. Ich habe dann die Hände frei für den Haushalt", so Haslauer, bevor ihm das Goldene Ehrenzeichen der Salzburger Volkspartei verliehen wurde.
Baustein des Parlaments als Geschenk für Haslauer
Bundesparteichef Bundeskanzler Christian Stocker ging in seinen Grußworten kurz auf die geopolitische Lage ein und sprach von einer gefährlichen Kombination aus Reichtum, Wohlstand und Schwäche. Für die Zukunft kündigte er an, dass "wir uns von vielem verabschieden werden müssen, was wir uns in der Vergangenheit geleistet haben". Förderungen müssten wieder die Ausnahme und nicht die Regel sein. Als symbolisches Geschenk überreichte er Haslauer einen Baustein des Parlaments in Wien, "als Zeichen, dass Du mitgebaut hast an einem starken Salzburg und einem soliden Fundament für Österreich". Rosen streute Stocker der neuen Parteichefin: Er habe sie auf der Bundesebene kennengelernt, "du hast die Politik auf ganz besondere Weise geprägt: klar, sehr konsequent, auch volksnah und mit großem Herzen und Charme".
Nächster Schritt bei der "Hofübergabe" ist ein Hearing im Landtag, dem sich Edtstadler am kommenden Montag stellen wird. Zwei Tage später, am Mittwoch, erfolgt dann im Landesparlament ihre Wahl zur Landeshauptfrau, die dieses Mal offen durch Handheben durchgeführt wird.
Zusammenfassung
- Karoline Edtstadler wurde beim Landeskongress der Salzburger ÖVP mit 97,5 Prozent der 438 Delegiertenstimmen zur neuen Landesparteiobfrau gewählt.
- Sie folgt auf Wilfried Haslauer, der nach 21 Jahren an der Parteispitze und seinem angekündigten Rückzug aus der Politik verabschiedet wurde.
- Auch die Stellvertreterposten wurden neu besetzt: Stefan Schnöll und Sandra Hasenauer erhielten jeweils 97,5 Prozent, Maximilian Aigner 95,4 Prozent und Helmut Mödlhammer 91,1 Prozent der Stimmen.
- Edtstadler ist die erste Frau an der Spitze der Salzburger ÖVP und kündigte einen Umbau der Partei mit Fokus auf Verjüngung, mehr Frauen und Offenheit an.
- Ihre Wahl zur Landeshauptfrau ist für Mittwoch im Landesparlament angesetzt, nachdem sie sich am Montag einem Hearing stellen wird.