Demonstration in Israel gegen Ausweitung des Gaza-Kriegs
Nach offiziellen israelischen Angaben werden noch 59 Geiseln im Gazastreifen festgehalten, von denen aber vermutlich nur noch 24 leben. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hatte am Mittwoch gesagt, 21 Geiseln seien "mit Sicherheit" noch am Leben. "Es gibt drei weitere, über deren Status wir leider nichts wissen", fügte er in einem Online-Video hinzu.
Sein Sohn und die anderen noch lebenden Geiseln seien in unmittelbarer Gefahr, sagte Ilan Dalal, Vater eines am 7. Oktober 2023 nach dem Terrorangriff der Hamas verschleppten Israelis. "Sie könnten durch Bombenangriffe der israelischen Armee getötet werden. Terroristen könnten sie ermorden, wenn sie die israelische Armee kommen hören. Oder sie könnten die harten und unmenschlichen Bedingungen ihrer Gefangenschaft schlichtweg nicht überleben."
An die Regierung von Ministerpräsident Netanyahu gerichtet sagte Dalal: "Sie sind gewählte Amtsträger, Sie müssen auf die Öffentlichkeit hören. Und die Öffentlichkeit sagt laut und deutlich: Alle! Jetzt!" Es sei Zeit, eine mutige und notwendige Entscheidung zu treffen, um den Krieg zu beenden und alle nach Hause zu bringen.
"Opfert nicht unsere Kinder", sagte die Mutter einer anderen Geisel. Zuvor hatte das Familienforum eine Stellungnahme veröffentlicht, in der gewarnt wurde, die Strategie der israelischen Regierung könne zu einer politischen und moralischen Niederlage führen. "Eine historische Chance wird vertan, weil Israel weiterhin auf der Fortsetzung des Krieges in Gaza beharrt und die Geiseln im Stich lässt."
Hamas-Video zeigt zwei israelische Geiseln
Die Hamas veröffentlichte am Samstag ein Video von zwei israelischen Geiseln. Wie israelische Medien berichteten, handelt es sich bei den beiden Männern, die in dem gut dreiminütigen Video zu sehen sind, um den 36-jährigen Elkana Bohbot und 24-jährigen Josef-Haim Ohana, die am 7. Oktober 2023 von Kämpfern der islamistischen Palästinenserorganisation vom Nova-Musikfestival in den Gazastreifen verschleppt wurden.
Veröffentlicht wurde das Video vom bewaffneten Arm der Hamas, den Ezzedin al-Qassam-Brigaden. Einer der Männer, bei dem es sich offenbar um Bohbot handelt, liegt sichtlich geschwächt unter einer Decke am Boden.
Der zweite Mann, bei dem es sich offenbar um Ohana handelt, sitzt im Schneidersitz und spricht auf Hebräisch in die Kamera. Seinem Begleiter gehe es körperlich und psychisch sehr schlecht, berichtet er. Dann fordert er die israelische Regierung auf, den Gaza-Krieg zu beenden und die Freilassung der verbliebenen Geiseln zu erreichen.
Die Hamas und mit ihr verbündete Kämpfer hatten bei ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 rund 1200 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 58 Geiseln befinden sich weiterhin in der Gewalt der Islamisten, 34 von ihnen sind nach Angaben der israelischen Armee bereits tot.
Durch israelische Angriffe auf den Gazastreifen bereits 50.000 Tote
Israel nach dem Überraschungsangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 Angriffe gegen die islamistische Terrororganisation im Gazastreifen begonnen. Nach palästinensischen Angaben wurden dabei seither mehr als 50.000 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet, auch aus der Zivilbevölkerung.
Am Samstag fünf Todesopfer
Am Samstag gab es bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde mindestens fünf Todesopfer. Bei einem Luftangriff auf das Viertel Sabra der Stadt Gaza seien "fünf Märtyrer" getötet und mehrere Menschen verletzt worden, teilte der Zivilschutzsprecher Mahmud Bassal mit. Die Opfer seien Mitglieder einer einzigen Familie.
"Drei Kinder, ihre Mutter und ihr Mann wurden in ihrem Zelt im Schlaf von einem Besatzungsflugzeug bombardiert", sagte Omar Abu al-Kass, ein Angehöriger der Opfer, der Nachrichtenagentur AFP. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall.
Zusammenfassung
- Tausende Menschen protestierten in Tel Aviv gegen die Ausweitung des Gaza-Kriegs und forderten die sofortige Freilassung der noch 59 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln, von denen vermutlich nur 24 leben.
- Die Hamas veröffentlichte ein Video von zwei israelischen Geiseln, in dem diese die Regierung auffordern, den Krieg zu beenden und ihre Freilassung zu erreichen.
- Seit Beginn der israelischen Offensive wurden laut palästinensischen Angaben über 50.000 Menschen im Gazastreifen getötet, am Samstag starben bei einem Angriff mindestens fünf Mitglieder einer Familie.