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Großoffensive gestartet

Hungersnot: Israel will Blockade für Gaza-Hilfsgüter aufheben

Heute, 05:37 · Lesedauer 3 min

Israels Regierung will wieder humanitäre Hilfe in den Gazastreifen lassen. Die Grundversorgung mit Lebensmitteln erfolge auf Empfehlung der israelischen Armee und um sicherzustellen, dass es zu keiner Hungersnot komme, so das Büro von Premier Benjamin Netanyahu am Sonntagabend.

Eine Hungersnot würde die Fortsetzung der am Wochenende gestarteten Offensive gefährden, heißt es weiters. Hilfsgüter sollen israelischen Medienberichten zufolge auf bisher genutzten Wegen in den abgeriegelten Küstenstreifen kommen, bis ein geplanter neuer Mechanismus umgesetzt wird.

Israel werde Maßnahmen ergreifen, damit die Hilfe nicht in die Hände der Hamas gelange, teilte Netanyahus Büro mit.

Die Hilfslieferungen sollen nun vorerst wieder internationale Organisationen wie das Welternährungsprogramm (WFP) sowie die World Central Kitchen bereitstellen, wie das Nachrichtenportal "walla.co.il" meldete.

Ende des Monats soll ein neuer Mechanismus greifen, der nicht unumstritten ist. Berichten zufolge sollen Güter dann nur noch von wenigen Standorten im Gazastreifen aus verteilt werden. Vor allem die UN äußern starke Bedenken daran.

Entscheidung wohl wegen Drucks aus USA

Israel lässt seit März keine Hilfslieferungen mehr in den Gazastreifen. Das wurde international heftig kritisiert. Mehrere Medien berichteten, vor allem der Druck aus den USA habe die israelische Regierung zur Aufhebung der Blockade gebracht. Netanyahu informierte demnach das Sicherheitskabinett lediglich über die Entscheidung - ließ dessen Mitglieder aber nicht abstimmen.

Die rund 2,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens sind fast ausschließlich auf Hilfe von außen angewiesen, um zu überleben. Der UN-Nothilfekoordinator hatte gemahnt, schon jetzt seien 2,1 Millionen Palästinenser wegen zurückgehaltener humanitärer Hilfe vom Hungertod bedroht.

Israel wirft der radikalislamischen Terrorgruppe Hamas vor, die Hilfsgüter gewinnbringend weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren.

"Letzte Warnung"

Die israelische Armee kündigte am Sonntag zudem einen weiteren massiven Angriff im Gazastreifen an und gab einen Evakuierungsbefehl für die Bewohner mehrerer Gebiete des Palästinensergebietes heraus.

Bereits zuvor warten bei Angriffen laut palästinensischen Angaben vom Sonntag rund 110 Menschen im Gazastreifen zu Tode gekommen, darunter zahlreiche Frauen, Jugendliche und Kinder.

"Dies ist eine letzte Warnung vor dem Angriff. Begeben Sie sich zu Ihrer eigenen Sicherheit unverzüglich nach Westen in die bekannten Schutzzonen in Al-Mawasi", erklärte ein israelischer Armeesprecher auf Arabisch in Onlinediensten.

Der Aufruf richtete sich unter anderem an Bewohner des Gebiets Al-Qarara, der Gemeinde Salqa und der Bereiche südlich von Deir al-Balah. Der Armeesprecher kündigte einen "heftigen Angriff" auf Gebiete an, die zum Abschuss von Raketen durch die Hamas genutzt würden.

Israel startete "umfassende Bodeneinsätze"

Die israelische Armee hatte zuvor den Beginn "umfassender Bodeneinsätze" im gesamten Gazastreifen bekanntgegeben. Die Einsätze am Boden seien Teil einer neuen, verstärkten Offensive, deren Ziel die Zerschlagung der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas sei, erklärte die Armee am Sonntag.

Kurz nach der Ankündigung der Bodenoffensive meldete Israel, dass zwei Geschoße vom Gazastreifen aus abgefeuert worden seien. Nach Sirenenalarm im Kibbutz Kissufim "wurden zwei Geschoße identifiziert, die aus dem zentralen Gazastreifen in Richtung Israel flogen", teilte die Armee mit. Ein Geschoß sei abgefangen worden, das andere in einem unbewohnten Gebiet eingeschlagen.

Video: Rotes Kreuz: "Gazastreifen gleicht einem Friedhof"

Zusammenfassung
  • Israels Regierung will wieder humanitäre Hilfe in den Gazastreifen lassen.
  • Die Grundversorgung mit Lebensmitteln erfolge auf Empfehlung der israelischen Armee und um sicherzustellen, dass es zu keiner Hungersnot komme.
  • Laut UN-Nothilfekoordinator seien bereits 2,1 Millionen Palästinenser wegen zurückgehaltener humanitärer Hilfe vom Hungertod bedroht.