FH sollen stärker über Studienplätze entscheiden können
Wie genau die neue Freiheit der FH bei der Studienplatzbewirtschaftung aussehen soll - also etwa ob und wie viele Studienplätze sie ohne Rücksprache mit dem Ministerium verschieben können - soll erst ausgearbeitet werden, und zwar in enger Abstimmung mit der FHK. Dort sieht man jedenfalls Handlungsbedarf. Technisch sei eine Verschiebung von frei gebliebenen Studienplätzen zwar schon jetzt möglich, aber nur mit sehr viel Bürokratie, so Generalsekretär Kurt Koleznik zur APA. Bei mehr Spielraum könnten die FH schneller auf die Bedürfnisse der Studierenden und des Arbeitsmarkts reagieren, "und nicht erst zwei oder drei Jahre später".
Geht es nach der FHK, sollten aber auch Verschiebungen zwischen den vier Fördergruppen (Studiengänge mit mindestens 50 Prozent Technikanteil/Studiengänge mit mindestens 25 Prozent Technikanteil/Studiengänge mit Schwerpunkt Tourismus/andere Studiengänge) möglich sein. "Nach 30 Jahren Fachhochschule bräuchte es einmal eine grundsätzliche Überlegung, ob diese Art der Studienplatzbewirtschaftung noch zeitgemäß ist", fordert Koleznik.
Die FH bekommen grundsätzlich pro Studienplatz eine bestimmte Summe vom Bund, die Höhe unterscheidet sich in den vier Fördergruppen je nach Technikanteil bzw. Schwerpunkt des Studiums. Zusätzliche Studienplätze teilt das Ministerium per Ausschreibung nach Fachbereichen zu, seit Jahren in der Regel mit einem Fokus auf MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik). Zusätzlich können die FH sich um Sondermittel, etwa für den Ausbau von Kooperationen, bewerben. Für die Finanzierung von Forschung sind grundsätzlich die FH-Erhalter (oft Länder und öffentliche Einrichtungen wie Kammern) zuständig.
Verschiebung zu Sozialer Arbeit
Holzleitner sieht in dem von ihr geplanten Modell der Flexibilisierung unter anderem einen Hebel für den von Schwarz-Rot-Pink avisierten Ausbau der FH-Plätze in der Sozialen Arbeit. Sozialarbeit wurde 2024 in Österreich bundesweit als Mangelberuf eingestuft, heuer noch in Salzburg und Vorarlberg. Gleichzeitig steigt der Bedarf weiter, neben der Pensionswelle auch durch von der Regierung angekündigte Maßnahmen wie den Ausbau der Schulsozialarbeit oder zusätzlichen Maßnahmen gegen Jugendkriminalität. Erst mit Beginn dieses Studienjahrs wurden deshalb die Anfängerplätze in diesem Feld um 239 erhöht, im Regierungsprogramm ist unter dem Titel "Fachkräfte-Offensive" von einem weiteren Ausbau zu lesen.
Einen konkreten Zielwert, wie viele unbesetzte FH-Studienplätze durch die Flexibilisierung in die Soziale Arbeit wandern sollten, nennt das Ministerium auf APA-Anfrage allerdings nicht. Aktuell gibt es 2.919 Studienplätze an neun FH bzw. Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW), 2022/23 kamen laut Ministerium auf einen Studienplatz im Schnitt mehr als drei Bewerbungen.
Keine zusätzlichen Plätze für Mangelberufe
Im Vergleich zu technischen Studien ist die Verschubmasse in der Fördergruppe, in die die Sozialarbeit hineinfällt, allerdings relativ gering: In den vergangenen fünf Jahren sind hier 120 bis knapp 500 Plätze pro Studienjahr unbesetzt geblieben. In den Studien mit einem Technikanteil von mindestens 50 Prozent waren es zuletzt hingegen 1.400 bis 1.700 unbesetzte Plätze pro Jahr.
Neben der Sozialarbeit werden im Regierungsprogramm auch zusätzliche FH-Studienplätze in den stark nachgefragten Bereichen Gesundheit, Soziales und MINT als Ziel genannt. Zusätzliche Plätze sind dafür heuer und 2026 laut Wissenschaftsministerium allerdings nicht budgetiert. Ob künftige Budgets einen weiteren Ausbau ab dem Studienjahr 2026/27 erlauben, müsse erst politisch geklärt werden - seit ihrer Gründung wurden die FH-Plätze stets ausgebaut. Der neue FH-Entwicklungs- und Finanzierungsplan soll im Sommer fertig werden.
Zusammenfassung
- Für 2024 und 2026 sind keine zusätzlichen FH-Studienplätze für Mangelberufe wie Soziale Arbeit budgetiert, obwohl der Bedarf steigt und die Anfängerplätze in diesem Bereich zuletzt um 239 auf insgesamt 2.919 erhöht wurden.
