APA/APA/AFP/MOHAMMED HUWAIS

Israel droht nach Houthi-Angriff mit hartem Gegenschlag

04. Mai 2025 · Lesedauer 6 min

Nach dem Einschlag einer aus dem Jemen abgefeuerten Rakete am Flughafen von Tel Aviv hat Israels Premier Benjamin Netanyahu der jemenitischen Houthi-Miliz mit einer mehrstufigen Reaktion gedroht. Die Houthis kündigten ihrerseits eine "umfassende Luftblockade" an. Dazu werde es wiederholt Angriffe auf israelische Flughäfen geben. Dies geschehe in Reaktion auf die "aggressiven" Ausweitung der israelischen Offensive im Gazastreifen. Die Houthis sind mit der Hamas verbündet.

Die Miliz werde israelische Flughäfen und insbesondere den Flughafen Ben Gurion nahe Tel Aviv ins Visier nehmen, sagte ein Houthi-Spreche ram Sonntagabend. Er rief internationale Fluggesellschaften auf, ihre Flüge nach Israel zu streichen.

Die vom Iran unterstützte Miliz kontrolliert einen Großteil des Jemen. Von dort aus war am Sonntag eine Rakete abgefeuert worden, die auf dem Gelände des Flughafens Ben Gurion einschlug. Sechs Menschen wurden dabei verletzt. Als Reaktion auf den Angriff setzten die Lufthansa und mehrere weitere Fluggesellschaften ihre Flüge von und nach Tel Aviv vorerst aus.

Die Houthi-Miliz gehört neben der Hisbollah im Libanon und der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Palästinenserorganisation Hamas zu der vom Iran angeführten und gegen Israel und die USA gerichteten "Achse des Widerstands". Seit Beginn des Gaza-Kriegs feuerten die Huthis mehrfach Raketen auf Israel ab - nach eigener Darstellung "aus Solidarität" mit der Hamas.

Israel habe in der Vergangenheit gehandelt und werde dies auch "in der Zukunft tun", sagte Netanyahu in einer am Sonntag veröffentlichten Videobotschaft. Die Reaktion werde in mehreren Schritten erfolgen. Die AUA stornierte am Sonntag Flüge nach Tel Aviv.

"Wer uns angreift, gegen den werden wir siebenfach zurückschlagen", erklärte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz in Anlehnung an die Bibel. Der Vorsitzende des sogenannten Obersten politischen Rates der Houthi-Miliz, Mahdi al-Mashat, drohte unterdessen mit einer Ausweitung der Angriffe, sollte der Krieg im Gazastreifen weiter andauern. Er kündigte "weitere Eskalationsoptionen" an, falls die israelischen Angriffe nicht eingestellt würden, wie der Houthi-nahe TV-Sender Al-Masirah meldete.

Die Houthi hatten ihre Raketenangriffe auf Israel am Sonntag am dritten Tag in Folge fortgesetzt. Die Rakete konnte trotz mehrerer Versuche nicht von der Raketenabwehr gestoppt werden. Nach Militärangaben gab es einen Einschlag in der Nähe des internationalen Flughafens. Nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom wurden acht Menschen verletzt. Videos in Onlinemedien zeigten, wie Menschen panisch reagierten. In zahlreichen Gebieten Israels heulten während des Angriffs Warnsirenen, darunter auch in Tel Aviv und Jerusalem.

Houthi reklamieren Angriff für sich

Die Houthi-Miliz im Jemen reklamierte den Angriff für sich. Sie hätte mit einer Hyperschallrakete auf den Flughafen Ben Gurion gezielt, hieß es in einer Erklärung. Die Houthi forderten internationale Airlines auf, den Flughafen aus Sicherheitsgründen zu meiden. Der von den Houthi eingesetzte Raketentyp ließ sich zunächst nicht unabhängig bestätigen.

Der israelische Ministerpräsident Netanyahu setzte angesichts des Angriffs eine dringende Sicherheitsberatung für den Nachmittag an.

Auswirkungen auf Flugverkehr

Der Flugverkehr wurde zeitweilig unterbrochen, und die Zufahrtsstraßen zum Flughafen wurden vorübergehend gesperrt. Die Fluglinie Austrian Airlines, Tochter der Lufthansa, hat alle drei für Sonntag geplanten Flüge von Wien nach Tel Aviv und zurück aus Sicherheitsgründen gestrichen. Ob die für Montag geplanten AUA-Flüge stattfinden, ist noch nicht klar. Die AUA prüfe derzeit die Lage, hieß es auf Anfrage des Luftfahrtmagazins "Austrian Wings" bei der Pressestelle. Die israelische Fluglinie El Al dagegen führt die angesetzten Flüge planmäßig durch. Später hieß es von der Austrian Airlines, alle Flüge der gesamten Lufthansa Group blieben bis inklusive Dienstag (6. Mai) ausgesetzt. Auch Wizz Air und Ryanair haben die Flugverbindungen nach und von Israel vorerst gestoppt.

Israels Armee hatte zuletzt selbst keine Ziele im Jemen mehr angegriffen - offenbar in Abstimmung mit den USA, deren Militär seit fast zwei Monaten immer wieder Ziele der Houthi-Miliz bombardiert. Seitdem Israels Armee die Angriffe im Gazastreifen am 18. März wieder aufgenommen hat, feuert auch die Houthi-Miliz aus Solidarität mit der militanten Palästinenser-Organisation Hamas wieder regelmäßig Geschoße Richtung Israel. Am Samstag und Freitag hatte die israelische Armee bereits mehrere aus dem Jemen abgefeuerte Raketen abgefangen.

Hamas-Zivilverteidigung meldet 16 Tote bei israelischen Angriffen

Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen wurden indes nach Angaben des von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Zivilschutzes mindestens 16 Menschen getötet, darunter mindestens drei Kinder. Die Angriffe ereigneten sich laut Zivilschutz in der Nacht auf Sonntag in Khan Younis im Süden des Palästinensergebiets.

Die israelische Armee erklärte, innerhalb von zwei Tagen seien "mehr als 100 terroristische Ziele" getroffen worden. Israelische Soldaten hätten im südlichen Gazastreifen mehrere Waffenverstecke ausgehoben und "Terroristen" getötet.

Geplante Verschärfung der Gaza-Offensive

In Bezug auf den Gaza-Krieg soll Regierungschef Netanyahu bereits vor einer geplanten Sitzung des Sicherheitskabinetts Plänen für eine Ausweitung der Angriffe grundsätzlich zugestimmt haben. Der israelische Generalstabschef Eyal Zamir bestätigte unterdessen die massive Mobilisierung von Reservisten für eine Ausweitung der Angriffe im Gaza-Krieg. "Diese Woche versenden wir Zehntausende Einberufungsbefehle an unsere Reservisten, um unsere Operation im Gazastreifen zu verstärken und auszuweiten", sagte der Militärchef bei einem Besuch in einer Marinebasis südlich von Haifa.

Das israelische Nachrichtenportal "ynet" berichtete, eine größere Offensive im Gazastreifen könnte bereits in den kommenden Tagen beginnen. Ziel ist es demnach, den Druck auf die islamistische Hamas zu erhöhen, um die Freilassung weiterer Geiseln zu erzwingen.

Humanitäre Lage verschlechtert sich weiter

Eine Ausweitung der Angriffe dürfte die ohnehin prekäre humanitäre Lage im Gazastreifen weiter verschärfen. Hilfsorganisationen sprechen von katastrophalen Zuständen. Seit gut zwei Monaten lässt Israel keine Hilfslieferungen mehr in das abgeriegelte Gebiet, in dem rund zwei Millionen Palästinenser leben.

Das Nachrichtenportal "Axios" berichtete zuletzt, die USA und Israel planten, mit Hilfe einer privaten US-Firma Hilfsgüter an der Hamas vorbei in den Gazastreifen zu bringen.

Nach israelischen Angaben werden derzeit noch 24 Geiseln sowie die Leichen von 35 Verschleppten im Gazastreifen festgehalten. Angehörige von Geiseln demonstrierten am Samstagabend in Tel Aviv erneut für eine Waffenruhe.

Der Gaza-Krieg wurde durch den Terrorangriff der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 im israelischen Grenzgebiet ausgelöst. Dabei wurden etwa 1.200 Menschen getötet und über 250 Israelis verschleppt. Seitdem sind laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium im Gazastreifen mehr als 52.500 Menschen getötet worden.

Zusammenfassung
  • Nach einem Raketenangriff der Houthi-Miliz auf den Flughafen Ben Gurion in Israel wurden sechs Menschen verletzt, und der Flugverkehr wurde unterbrochen.
  • Israels Premierminister Netanyahu droht mit einer mehrstufigen Reaktion auf den Angriff, während Verteidigungsminister Katz eine starke Vergeltung ankündigt.
  • Internationale Fluggesellschaften, darunter Lufthansa und Austrian Airlines, haben ihre Flüge nach Tel Aviv vorübergehend eingestellt.
  • Die humanitäre Lage im Gazastreifen verschlechtert sich weiter, nachdem israelische Angriffe mindestens 16 Todesopfer gefordert haben.
  • Die Houthi-Miliz, unterstützt vom Iran, setzt ihre Raketenangriffe fort und fordert internationale Airlines auf, den Flughafen Ben Gurion zu meiden.