APA/APA (dpa)/Matthias Balk

Elternvertreter wollen Schülertests und Lehrer-"Durchimpfen"

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Der Dachverband der Elternvereine an öffentlichen Pflichtschulen fordert wöchentliche Coronatests für Schüler und ein "Durchimpfen" für Lehrer, um eine Rückkehr in den Präsenzunterricht zu ermöglichen.

Sprecherin Evelyn Kometter glaubt nicht mehr an das vom Bildungsministerium ausgegebene Ziel, am 18. Jänner wieder mit dem Präsenzunterricht zu beginnen. Die Woche bis zum 24. Jänner solle deshalb wenigstens dafür genutzt werden, die Schüler zu testen und Lehrer durchzuimpfen.

Die Mehrzahl der Dachverbände in den Bundesländern unterstütze die Forderung nach einer "Durchimpfung der Lehrer", die wie das Pflegepersonal systemrelevant seien, so Kometter. Sie will dies allerdings nicht als Impfpflicht verstanden wissen, wie sie gegenüber der APA präzisierte.

Der Unterricht wird nach den Weihnachtsferien zwar wie üblich am 7. Jänner wieder beginnen, allerdings coronabedingt als Fernunterricht. An den Schulen wird es nur Betreuung für jene geben, die Bedarf anmelden. Zuletzt (30.11. bis 4.12.) haben laut Bildungsministerium knapp 18 Prozent der unter-14-Jährigen dieses Angebot genutzt, an Volksschulen waren es 27 Prozent. Auch Lernunterstützung ist dabei vorgesehen, was in der Praxis allerdings nicht an allen Standorten gut funktioniert.

Präsenzunterricht ab 18. Jänner angekündigt

Nach derzeitigem Stand soll der allgemeine Präsenzunterricht am 18. Jänner wieder beginnen. Der allgemeine Lockdown soll zwar bis 24. Jänner dauern. Im Bildungsministerium verwies man jedoch auch am Dienstag auf die aktuell gültige eigene Verordnung für die Schulen, wonach der "ortsungebundene Unterricht" mit 17. Jänner befristet ist und ab 18. Jänner der Präsenzunterricht wieder starten soll. Einschränkung: Dabei müsse das Infektionsgeschehen samt der Auswirkungen von Weihnachten und Silvester berücksichtigt werden.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hatte dazu am Montag betont, er werde gemeinsam mit dem Bildungsministerium "in den nächsten Tagen das weitere Prozedere besprechen". ÖVP-Klubobmann Wöginger hatte zuvor seine Präferenz schon klar gemacht. Auf die Frage, ob auch die Schulen geschlossen bleiben, sagte er: "Ja, Lockdown ist Lockdown."

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"Sämtliche Eltern sind sehr erbost über diese Situation. Es ist keinerlei Planungssicherheit gegeben, weder für Schüler und Eltern, noch Lehrer", kritisierte Kometter im Gespräch mit der APA. Den Schülern werde seit Monaten Enormes abverlangt und auch wenn der Fernunterricht mittlerweile teilweise sehr gut funktioniere, wäre eine zusätzliche Woche Distance Learning "ein Wahnsinn", vor allem für die älteren Schüler.

Mitarbeitsnote statt Schularbeiten?

Die Elternsprecherin verwies etwa auf Fälle in allen Bundesländern, in denen in der Sekundarstufe 1 (Mittelschule, AHS-Unterstufe) und Sekundarstufe 2 (v.a. AHS-Oberstufe, BMHS) Lehrer vor Weihnachten im großen Stil blaue Briefe als Vorwarnung vor einem "Nicht genügend" in der Schulnachricht verschickt hätten. Die Begründung: Weil sie es nicht geschafft hätten, in der Zeit des Präsenzunterrichts eine Schularbeit oder einen Test durchzuführen, fehle ihnen eine Beurteilungsgrundlage. Davon seien auch Schüler betroffen gewesen, die üblicherweise auf einem Gut oder Befriedigend stünden, so Kometter, dabei seien Schularbeiten und Tests laut Leistungsbeurteilungsverordnung nur eine von mehreren Arten der Leistungsfeststellung.

Im Bildungsministerium wurde auf APA-Anfrage betont, dass es auch bei Umstellung auf Fernunterricht die Option gebe, Schüler etwa für Schularbeiten und Prüfungen an die Schulen zu holen. Außerdem gebe es auch ganz unabhängig von Corona andere Möglichkeiten der Leistungsfeststellung wie etwa Mitarbeit, und diese sei auch im Distance Learning feststellbar. Das ist auch der Grund, warum es trotz der wenigen Präsenzphasen im laufenden Semester jedenfalls eine Schulnachricht geben soll: Die Schüler hätten im Fernunterricht etwas geleistet und das gehöre auch dokumentiert, argumentiert man im Bildungsressort.

Noch weniger Zeit für Prüfungen

Wenn nun der Unterricht tatsächlich erst am 25. und nicht am 18. Jänner wieder losgehen sollte, würde das noch weniger Zeit für Prüfungen bedeuten, beklagt Kometter. Dabei hätten so manche Eltern während der Weihnachtsferien viel Geld in Nachhilfe investiert, damit ihre Kinder Rückstände aufholen können. Aus Sicht der Elternvertreter ist allerdings der spätere Starttermin realistischer.

Für Schüler in Wien und Niederösterreich würde eine Verlängerung des Distance Learning bedeuten, dass sie lediglich eine Woche Präsenzunterricht hätten, bevor sie mit 1. Februar in die einwöchigen Semesterferien starten. Etwas mehr Unterrichtstage im Klassenzimmer gäbe es in den anderen Bundesländern, wo die Ferien erst mit 8. Februar (Burgenland, Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg) bzw. 15. Februar (Oberösterreich, Steiermark) beginnen.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Dachverband der Elternvereine an öffentlichen Pflichtschulen fordert wöchentliche Coronatests für Schüler und ein "Durchimpfen" für Lehrer, um eine Rückkehr in den Präsenzunterricht zu ermöglichen.
  • Sprecherin Evelyn Kometter glaubt nicht mehr an das vom Bildungsministerium ausgegebene Ziel, am 18. Jänner wieder mit dem Präsenzunterricht zu beginnen.
  • Wenn nun der Unterricht tatsächlich erst am 25. und nicht am 18. Jänner wieder losgehen sollte, würde das noch weniger Zeit für Prüfungen bedeuten, beklagt Kometter.
  • Die Woche bis zum 24. Jänner solle deshalb wenigstens dafür genutzt werden, die Schüler zu testen und Lehrer durchzuimpfen.
  • "Sämtliche Eltern sind sehr erbost über diese Situation. Es ist keinerlei Planungssicherheit gegeben, weder für Schüler und Eltern, noch Lehrer", kritisierte Kometter im Gespräch mit der APA.

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