Der "normale" Kickl verteidigt seinen "Geh-Heim-Plan"

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"Kickl here, Kickl there, Klickl everywhere", hieß es am Aschermittwoch der FPÖ in der Jahnturnhalle im oberösterreichischen Ried. Kickl und Manfred Haimbuchner teilten in gewohnter Manier gegen politische Mitbewerber, Medien, den Präsidenten, die EU und andere Feindbilder aus.

Das Bild das Kickl zeichnen will, ist klar: Er wird als "Volkskanzler" begrüßt und bezeichnet sich auch selbst so. Die FPÖ sei politische Mitte, "normal", vertrete das Volk, die "schweigende Mehrheit". Alle anderen seien hingegen "Volksverräter", eine "Anti-Kickl-Allianz", "das System" und "Befehlsempfänger der selbsternannten Eliten". 

Die FPÖ sei "nicht rechtsextremen", sondern habe oft recht, wie Kickl einen alten Scherz zum Besten gab. Während seiner Rede grüßte er den Verfassungsschutz im Raum und auch die Vertreter der Medien, die er als "Wahlkampfhelfer" aller anderen Parteien bezeichnete - nur nicht der FPÖ. 

Wie Kickl und auch Haimbuchner, mehrmals betonten, sei am politischen Aschermittwoch nicht alles ernst zu nehmen. So mancher Scherz wäre ohne diesen Hinweis wohl noch schwerer zu ertragen gewesen. 

Verbaler Rundumschlag, Liebe fürs Bier

Nur ein paar Auszüge: Kickl zog über "Corona-Karo" und "die Lady Gaga der österreichischen Innenpolitik" her (gemeint war Karoline Edtstadler), Karl Nehammer wurde zu McKarl oder der Ronald McDonald der Volkspartei, Werner Kogler würde das ganze Jahr Katerstimmung verbreiten.

Alexander Schallenberg sei "der Herr Graf, bei dem die X- und Y-Chromosomen totalitär verrutscht" wären, Gerhard Karner eine "Blindschleiche", Andreas Babler sei "sozialistisches More-of-the-same" und für die Naturwissenschaft interessant, weil er schon verglühe, bevor er Feuer gefangen habe. Es gebe keine Garantie, dass man im Alter weiser werde, sonst hätte auch Johanna Mikl-Leitner profitiert. 

Der oberösterreichische FPÖ-Chef Haimbuchner ging noch tiefer unter die Gürtellinie: Die vor der Turnhalle demonstrierenden "Omas gegen Rechts" seien nur da, weil die Opas froh wären, wenn "die Oide nicht daheim" wäre. Haimbuchner meinte, dass "echte Männer echtes Bier" trinken - und bewies das beim Exen eines Seiderls.

Außerdem seien "echte Männer" Waffenstudenten. Selbst Kickl befürchtete nach Haimbuchners offensichtlicher Vorliebe fürs Bier schon, dieser würde zur Bierpartei "abhanden kommen". 

Verbündete sehen die beiden FPÖ-Granden also nach wie vor nur noch bei den schlagenden Burschenschaften, bei der AfD - und bei den Identitären. Kickl grüßte AfD-Chefin Alice Weidel und benützte wieder den von den rechtsextremen Identitären geprägten Begriff "Remigration". "Remigration ist Trumpf", meinte Kickl gar.

Kickl bleibt bei "Fahndungsliste"

Über ein Geheimtreffen zwischen AfD und Rechtsextremen in Deutschland scherzte der FPÖ-Chef: Es spreche ja nichts gegen einen "Geh-Heim-Plan". Haimbuchner hatte davor erklärt, dass ihm der Begriff "Ausschaffung" lieber sei - inhaltlich bedeutet das aber wohl dasselbe. 

Historisches Feingefühl legte Kickl auch bei einer weiteren seiner Pointen beiseite: Er unterstellte, dass man in Österreich wohl bald FPÖ-Bücher verbrennen würde. ÖVP-Klubobmann August Wöginger werde wohl bald Voodoo-Puppen in Kickl-Form abstechen. Seine "Fahndungsliste" wegen der Corona-Politik verteidigte er.

In alter FPÖ-Manier hatte Kickl auch Reime am Start: "Herr Nehammer hat ein Problem, Normales nennt er rechtsextrem, der Grund dafür ist klar: Alkohol und Psychopharmaka". Kickl kritisierte, dass niemand mit ihm koalieren wolle, ließ aber selbst offen, ob er denn zu einer Koalition überhaupt bereit sei. 

"Kickl here, Kickl there, Kickl everywhere"

Bundespräsident Alexander Van der Bellen unterstellte er, dieser würde im "Hinterzimmer" schon eine Koalition an der FPÖ vorbei planen.

Die ÖVP würde von der FPÖ nur "kopieren und nichts kapieren" und Nehammer hätte wegen der FPÖ schon eine "Panikattacke". Selbst bei Nehammers "Österreichplan"-Rede in Wels hätte es geheißen: "Kickl here, Kickl there, Kickl everywhere". Dabei, so Kickl, stelle sich nicht die Frage, ob Nehammer oder Kickl, sondern die Frage, ob FPÖ oder "der Parteieinheitsbrei", dem "politischen Swingerclub" aus ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS. 

SPÖ-Chef Andreas Babler sei "kein Revoluzzer, sondern ein Streber", das "Bonzentum" habe "sozialistische Tradition" und "am Bauch unters Giebelkreuz rutschen hätte Rendi-Wagner noch eleganter gemacht" als Babler. Und selbstverständlich bekamen auch die Grünen ihr Fett ab: Es sei ihm lieber, diese würden auf der Straße kleben, als in den Ministerien, so Kickl. Die Partei von Werner Kogler sei außerdem "vom Pazifisten zum Kriegstreiber" geworden - und solle doch mit Panzern mit Elektromotor und in Regenbogenfarben in die Ukraine ziehen. 

Mit der Koalitionspartner-Suche wird es so wohl schwer. Die ÖVP wolle nicht mit der Kickl-FPÖ. Kickl hingegen stellte klar: Diese FPÖ ohne ihn gebe es nicht, es gebe "keine dressierte FPÖ". 

ribbon Zusammenfassung
  • Kickl here, Kickl there, Klickl everywhere", hieß es am Aschermittwoch der FPÖ in der Jahnturnhalle im oberösterreichischen Ried.
  • Kickl und Manfred Haimbuchner teilten in gewohnter Manier gegen politische Mitbewerber, Medien, den Präsidenten, die EU und andere Feindbilder aus.