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Brexit-Verfechter Farage: "Der Brexit war ein Misserfolg"

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Vor knapp sieben Jahren war Nigel Farage einer der lautesten Befürworter des Brexits. Nun gesteht er, dass der EU-Austritt Großbritanniens ein Fehler war.

"Wir haben wirtschaftlich nicht vom Brexit profitiert, obwohl wir es hätten können", sagte Farage am Montagabend im BBC-Fernsehen. "Was der Brexit leider bewiesen hat, ist, dass unsere Politiker genauso zu nichts zu gebrauchen sind wie die Brüsseler Kommissare. Der Brexit war ein Misserfolg."

"Vertrauensbruch" der Konservativen

Farage wurde in dem Interview mit den explodierenden Migrantenzahlen, dem Arbeitskräftemangel und der schwachen Wirtschaftsentwicklung in Großbritannien konfrontiert. "Der einzige Grund, warum wir das Referendum gewonnen haben, war, dass die Leute dachten, durch die Kontrolle unserer Grenzen würden die Zahlen (der Migranten) runtergehen." Tatsächlich würden die Zahlen nun aber "explodieren".

Diesbezüglich hätten die regierenden Konservativen einen "Vertrauensbruch" begangen, kritisierte er. Zudem würden Gesetzesbeschlüsse im wirtschaftlichen Bereich "die Firmen aus diesem Land vertreiben". "Wir haben die Kontrolle, aber wir regulieren unsere Unternehmen jetzt sogar mehr als in der Zeit der EU-Mitgliedschaft", so Farage, der vor diesem Hintergrund auch ein politisches Comeback nicht ausschloss.

Jahrelanger Kampf für den Brexit - und dann ein Rückzieher

Farage hatte sich als Chef der "UK Independence Party" (UKIP) und Europaabgeordneter jahrelang für einen EU-Austritt seines Landes eingesetzt. Damit setzte er vor allem den konservativen Tories zu, dessen Chef und Premierminister David Cameron dann vor der Unterhauswahl 2015 ein Austrittsreferendum ankündigte. Weil Cameron damit überraschend die Wahl gewann, musste er seine Ankündigung umsetzen.

Das Referendum ging knapp für einen EU-Austritt aus, weil weder die Tories noch die oppositionelle Labour Party vereint für den Verbleib in der Europäischen Union eintraten. Nach turbulenten Verhandlungen mit der Europäischen Union und zwei vorgezogenen Unterhauswahlen wurde der Brexit Ende Jänner 2020 vollzogen.

Der Volksentscheid für den Brexit war für Farage ein riesiger politischer Erfolg. Doch kurz nach dem Referendum im Jahr 2016 trat er überraschend als Parteichef zurück. "Die Zündler schleichen sich davon. Das Nicht-Antreten Boris Johnsons und der Rücktritt Nigel Farages zeigen die Verantwortungslosigkeit und Planlosigkeit der Brexit-Befürworter", sagte ÖVP-Europapolitiker Othmar Karas damals.

Farage hatte 2019 die UKIP verlassen und war der damals neu gegründeten Brexit-Partei beigetreten, die er bis 2021 führte. Die Partei benannte sich nach dem erfolgten EU-Austritt Großbritanniens in Reform UK um.

ribbon Zusammenfassung
  • Vor knapp sieben Jahren war Nigel Farage einer der lautesten Befürworter des Brexits. Nun gesteht er ein, dass der EU-Austritt Großbritanniens ein Fehler war.
  • Farage hatte sich als Chef der "UK Independence Party" (UKIP) und Europaabgeordneter jahrelang für einen EU-Austritt seines Landes eingesetzt. Doch kurz nach dem Referendum im Jahr 2016 trat er überraschend als Parteichef zurück.
  • Nach turbulenten Verhandlungen mit der Europäischen Union und zwei vorgezogenen Unterhauswahlen wurde der Brexit Ende Jänner 2020 vollzogen.

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