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Zwei Jahre "zu wenig"

Anschlagspläne gegen Westbahnhof: Staatsanwaltschaft bekämpft Urteil

25. Juli 2025 · Lesedauer 3 min

Die Staatsanwaltschaft Wien bekämpft das Urteil, das am vergangenen Montag ein Schöffensenat am Landesgericht über einen anschlagsbereiten, inzwischen angeblich geläuterten 15-jährigen Anhänger der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verhängt hat.

Zwei Jahre teilbedingt sind der Anklagebehörde für ein primär gegen den Wiener Westbahnhof gerichtetes Terror-Attentat, dessen Umsetzung der Jugendliche einem IS-Vertreter für den Sommer 2025 zugesichert hatte, zu wenig.

Staatsanwaltschaft meldete Berufung an

Wie Gerichtssprecherin Christina Salzborn auf APA-Anfrage erklärte, meldete die Staatsanwaltschaft Berufung gegen die Strafhöhe an.

Der junge, äußerlich fast wie ein Firmling wirkende Wiener war bei einer Strafdrohung von bis zu fünf Jahren mit zwei Jahren, davon acht Monaten unbedingt für die Verbrechen der Vorbereitung einer terroristischen Straftat, die terroristische Vereinigung, die versuchte Ausbildung für terroristische Zwecke, die Anleitung zur Begehung einer terroristischen Straftat und der kriminellen Organisation davongekommen.

Indes gibt es ein Lebenszeichen von jenem jungen Niederösterreicher, der im März 2024 in Mekka ein Attentat im Namen des IS verübt und am Gelände der Al-Haram-Moschee mehrere Menschen mit einem Messer schwer verletzt hatte. Seither befindet sich der 20-jährige Hasan E. in Saudi Arabien in Haft. Die österreichische Botschaft in Riad stehe mit ihm in Kontakt und leiste konsularische Unterstützung im Rahmen von Haftbesuchen, teilte das Außenministerium auf APA-Anfrage mit: "Der nächste Haftbesuch ist für Ende Juli geplant."

15-Jähriger plante IS-Anschlag am Wiener Westbahnhof

Lebenszeichen von jungem Niederösterreicher nach Anschlag in Mekka

Das Außenministerium sei auch im laufenden Austausch mit der Familie sowie mit den saudischen Behörden, hieß es weiter. Zum Strafverfahren, das gegen den 20-Jährigen in Saudi Arabien geführt wird, und dem drohenden Strafausmaß lägen bis dato keine Informationen vor.

Medienberichten zufolge hätte Anfang Mai in Riad die Hauptverhandlung gegen Hasan E. stattfinden sollen, nachdem die saudi-arabischen Behörden Anklage in neun Punkten erhoben hatten. Ob diese stattgefunden und wie weit diese seither allenfalls gediehen ist, ließ sich vorerst nicht eruieren.

Nach APA-Informationen war Hasan E. zuletzt im saudi-arabischen Hochsicherheitsgefängnis Dhahban untergebracht, einer Einrichtung für 7.500 Insassen, in der sich politische Gefangene und Anhänger des IS und anderer Terrororganisationen befinden. Die Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch hatten wiederholt von Übergriffen auf Inhaftierte und Folterungen berichtet, was die saudi-arabischen Behörden bestreiten.

Zumindest bis Ende März durfte Hasan E. ein Mal wöchentlich mit seiner in Istanbul lebenden Mutter telefonieren. Darüber hinaus dürften dem 20-Jährigen keine regelmäßigen Kontakte nach außen ermöglicht worden sein.

Anschlag am Westbahnhof geplant: "Gefahren lauern immer"

IS-Netzwerk um verhinderten Swift-Attentäter

Interpol-Beamte sollen ihn allerdings Mitte März im Gefängnis besucht und unter anderem zu seinem Wissen über das angeblich in Wien verhinderte Attentat auf das Taylor Swift-Konzert befragt haben. Hasan E. stand zumindest seit der ersten Jahreshälfte 2023 in engem Kontakt mit Beran A., der einen Anschlag während des Auftritts von Taylor Swift am 9. August 2024 im Ernst-Happel-Stadion geplant gehabt haben soll.

Die beiden sollen Teil eines heimischen IS-Netzwerks gewesen sein, weitere Beteiligte - darunter auch Luca K., gegen den am Freitag in Wiener Neustadt verhandelt wurde - befinden sich ebenso wie Beran A. in Haft.

Zusammenfassung
  • Hasan E. stand in engem Kontakt mit einem österreichischen IS-Netzwerk, das auch einen Anschlag auf ein Taylor Swift-Konzert in Wien geplant haben soll, und wurde von Interpol im Gefängnis dazu befragt.