Teilbedingt
Anschlag auf Westbahnhof geplant: Zwei Jahre Haft für 15-Jährigen
Der 15-jährige mutmaßliche Anhänger der radikalen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) wurde am Wiener Landesgericht in folgenden Punkten für schuldig befunden:
- Vorbereitung einer terroristischen Straftat - nämlich ein Verbrechen mit Sprengmitteln - im Sinne des § 278c StGB
- terroristische Vereinigung
- die versuchte Ausbildung für terroristische Zwecke
- die Anleitung zur Begehung einer terroristischen Straftat
- das Verbrechen der kriminellen Organisation
- Körperverletzung
U-Haft wird angerechnet
Im Punkt "Gefährliche Drohung" wurde er freigesprochen. Im Prozess zeigte er sich zu den Terror-Vorwürfen geständig. Die Vorhaft wird ihm angerechnet. Acht der 24 Monate, zu denen der Angeklagte verurteilt wurde, sind unbedingt. Etwas über fünf Monate hat er schon abgesessen. Das bedeutet, der 15-Jährige wird voraussichtlich noch etwa drei Monate in Haft verbringen.
Der Strafrahmen betrug bis zu fünf Jahre. Mildernd war das umfassende und reumütige Geständnis. Die Beweislast sei zwar erdrückend, aber der 15-Jährige habe seine Verantwortung erfüllt. Mildernd wirkte sich auf das Urteil auch aus, dass der Angeklagte davor nicht aufgefallen ist und dass es nur beim Versuch geblieben ist.
Erschwerend seien jedoch die Vorwürfe. Das Urteil ist nichts rechtskräftig.
Angeklagter: "Stehe zu meinen Fehlern"
"Ich stehe zu meinen Fehlern", sagte der körperlich schmächtige 15-Jährige, der mit schulterlangen schwarzen Haaren und in einem hellblauen Hemd die Fragen des vorsitzenden Richters beantwortete. Er hatte im Beratungszimmer in Begleitung mehrerer schwerbewaffneter Kräfte der Justizwache Einsatzgruppe (JEG) auf den Beginn der Verhandlung gewartet, um so einem Großaufgebot an Medienschaffenden zu entgehen, die sich vor dem Saal versammelt hatten.
"Wir haben es ungeachtet des kindlichen Angeklagten mit einer sehr, sehr hohen Gewaltbereitschaft zu tun", betonte der Staatsanwalt. Der damals 14-Jährige, dessen Eltern keine streng gläubigen Muslime sind, hätte sich im vergangenen Sommer über TikTok radikalisiert. Der Staatsanwalt sprach in diesem Zusammenhang von einem "traurigen Beispiel für Online-Radikalisierung, wie sie im Buche steht".
Schüler bestellte Schusswaffe im Internet
Nachdem er sich dem IS zugewandt und im Internet eine Anleitung zum Bombenbauen gefunden und dazu handschriftliche Notizen angefertigt hatte, bestellte sich der Bursch im November 2024 über eine deutsche Online-Börse eine Schusswaffe. Konkret wollte er eine Glock 17 oder eine Glock 19 besitzen. "Die ist Gott sei Dank nicht geliefert worden", führte der Staatsanwalt aus.
Aufgrund dessen hätte der Angeklagte im Jänner den geänderten Plan gefasst, einem Verkehrspolizisten die Dienstwaffe zu entreißen und den Beamten mit einem Messer zu erstechen. Der Schüler hatte laut Anklage zu Hause mehrere Kampfmesser liegen, die zu besorgen offenbar kein schwieriges Unterfangen war. Mit der Waffe des getöteten Polizisten wollte der Bursch laut Anklage Passanten bzw. Ungläubige töten.
Der 15-Jährige bestätigte das in seiner Beschuldigteneinvernahme. Er habe die Absicht gehabt, "das in meiner Wohnumgebung zu machen". In diesem Zusammenhang nannte der Angeklagte eine konkrete Polizeiinspektion, die "ums Eck" liege.
Westbahnhof "primäres Anschlagsziel"
Davon rückte der Schüler ab, nachdem er in der zweiten Jänner-Hälfte über einen einschlägigen Chat in Kontakt mit einem zwar namentlich bekannten IS-Kontaktmann gekommen war, dessen Identität jedoch noch nicht ausgeforscht werden konnte. Von diesem Zeitpunkt an sei der Westbahnhof als "primäres Anschlagsziel" in den Fokus gerückt, stellte der Staatsanwalt fest.
Der Ankläger skizzierte den Teenie als einen immens gefährlichen und gewaltaffinen IS-Fanatiker. Er sprach von einem "verheerenden Gesamtbild", das der Angeklagte abgebe.
"Bin froh, dass ich es nicht gemacht habe"
"Es war ein sehr großer Fehler", meinte der Angeklagte zu den Anschlagsplänen. Auf die Frage des Richters, ob er bereit gewesen wäre, für seine Pläne zu sterben, erwiderte der 15-Jährige: "Ich wäre nicht bereit. Ich hatte keinen Mut dazu. Ich bin froh, dass ich es nicht gemacht habe."
Der Schüler war nach länderübergreifenden Ermittlungen am 10. Februar in der elterlichen Wohnung in Währing festgenommen worden.
Video - Anschlag am Westbahnhof geplant: "Gefahren lauern immer
Zusammenfassung
- Ein 15-Jähriger, der einen Anschlag auf den Wiener Westbahnhof geplant hatte, wurde am Montag zu zwei Jahren teilbedingter Haft verurteilt.
- Das Urteil ist nicht rechtskräftig.