Israel
Ex-Minister will "Regierung zur Freilassung der Geiseln"
Der israelische Oppositionspolitiker Benny Gantz hat zur Bildung einer vorübergehenden Einheitsregierung aufgerufen, um einen Deal mit der Hamas zur Freilassung der Geiseln zu ermöglichen.
Eine solche Regierung müsse ihren Weg mit einer Vereinbarung beginnen, die alle 50 Geiseln - darunter 20 Lebende - heimbringe, forderte er. Im Frühjahr kommenden Jahres müsse es dann eine Neuwahl geben, an einem gemeinsam vereinbarten Datum. "Unsere Geiseln sind in Lebensgefahr, ihre Zeit läuft ab", sagte Gantz.
"Regierung zur Freilassung der Geiseln"
Der Ex-Verteidigungsminister hatte Netanyahus Regierung 2024 nach Meinungsverschiedenheiten verlassen. Er forderte nun andere Oppositionspolitiker dazu auf, sich mit ihm gemeinsam für ein halbes Jahr einer "Regierung zur Freilassung der Geiseln" anzuschließen. "Wenn Netanyahu nicht zustimmt, dann wissen wir, dass wir alles getan haben." Die Chancen für ein solches Bündnis gelten allerdings als äußerst gering.
Um politisch überleben zu können, ist Ministerpräsident Benjamin Netanyahu auf die Unterstützung seiner teils rechtsextremen Partner angewiesen.
Einer von ihnen, Finanzminister Bezalel Smotrich, soll unbestätigten Medienberichten zufolge gegenüber Angehörigen der Geiseln erklärt haben, er werde aus der Regierung austreten, sollte Netanyahu einem Waffenruhe-Abkommen mit der Hamas zustimmen.
Angehörige der Geiseln, die seit fast zwei Jahren im Gazastreifen festgehalten werden, haben unterdessen ihre Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe im Krieg Israels gegen die militante Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen bekräftigt.
"Seit 687 Tagen werden unsere Kinder in der Hölle von Gaza festgehalten", sagte Einav Zangauker, deren Sohn Matan am 7. Oktober 2023 entführt worden war, vor dem Eingang des Militärhauptquartiers in Tel Aviv.
"Es ist jetzt oder nie"
"Ich wende mich an das Volk Israel: Netanyahu kann noch heute einen Deal unterzeichnen, der zehn lebende Geiseln zurückbringt und 18 Leichen", sagte Zangauker. Sollte der Premier dies tun, könnte er sofort Verhandlungen über die Rückführung der restlichen Geiseln im Gegenzug für ein Ende des Krieges aufnehmen, sagte sie. "Netanyahu kann meinen Matan zurückbringen, und die restlichen Geiseln, die eine Shoah durchmachen."
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Sie warf dem Ministerpräsidenten vor, eine Vereinbarung mit der islamistischen Hamas gezielt zu torpedieren: "Statt einem Deal zuzustimmen, galoppiert er in Richtung der Einnahme von Gaza." Netanyahu verurteile die Geiseln damit zum Tode und das Volk Israel zu einem ewigen, überflüssigen Krieg.
"Uns bleiben nur noch wenige Tage, um dies zu stoppen", sagte Zangauker. "Wenn die Einnahme von Gaza beginnt, wird es keinen Deal geben. Es ist jetzt oder nie."
Netanyahu ist auf Hamas-Angebot nicht eingegangen
Die Terrororganisation Hamas hatte am Montag erklärt, sie habe den Vermittlern eine "positive Antwort" auf einen neuen Vorschlag für eine Waffenruhe vorgelegt.
Dabei handelt es sich nach Medienberichten um eine angepasste Fassung eines zuvor bereits verhandelten Vorschlag des US-Sondergesandten Steve Witkoff. Dieser sieht eine 60 Tage lange Feuerpause vor, während der zehn lebende Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge freigelassen werden.
Netanyahu hat den Plan zur Einnahme Gazas gebilligt, aber gleichzeitig neue Verhandlungen über eine Waffenruhe mit der Hamas in Aussicht gestellt. Bisher wurde aber nach Medienberichten keine israelische Delegation auf den Weg geschickt.
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Zusammenfassung
- Benny Gantz fordert die Bildung einer vorübergehenden Einheitsregierung, um einen Deal mit der Hamas zur Freilassung aller 50 Geiseln, darunter 20 Lebende, zu ermöglichen.
- Seit 687 Tagen werden Geiseln im Gazastreifen festgehalten, während Angehörige und Oppositionspolitiker eine sofortige Waffenruhe und Verhandlungen fordern.
- Die Hamas hat eine 60-tägige Feuerpause und die Freilassung von zehn lebenden Geiseln angeboten, doch Premier Netanyahu hält an der Einnahme von Gaza fest und entsandte bislang keine Verhandlungsdelegation.