Andreas Babler und Hans Peter Doskozil

Babler vs. Doskozil: Was sie wollen, wo das Geld herkommt und wen sie vergessen

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Andreas Babler und Burgenlands Hans Peter Doskozil sind beide für Lohnerhöhungen, die Krux liegt aber im Detail - und: Wie soll sich das bezahlen lassen? Laut Ökonom Stephan Schulmeister kein Problem, in den 1960ern sei das "gang und gäbe" gewesen. Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle hingegen ist aufgefallen, wen und welche Themen die beiden Kandidaten stillschweigend unter den Tisch fallen lassen. 

Babler habe sein Wirtschafts-Programm "sehr breit" angelegt, sagt Ökonom Stephan Schulmeister im PULS 24 Interview. Es geht um Fragen der Erneuerung des Sozialstaates, um Stärkung der Kinder- und Frauenrechte. Hans Peter Doskozil fordert hingegen einen Netto-Mindestlohn von 2.000 Euro.

Mehr Freizeit, mehr Lohn

Babler möchte also eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn. So bringe jede Arbeitsstunde mehr Geld und damit eine Lohnerhöhung. Es würden auch bessere Chancen für Arbeitslose und Teilzeitbeschäftigte geschaffen. Wenn die Arbeitszeit tatsächlich um etwa 20 Prozent reduziert würde, dann werde das zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Doskozils Forderung hingegen komme Leuten zugute, die bereits einen Job haben. 

Wer soll das bezahlen? 

"Wir sehen seit 40 Jahren langfristig eine Umverteilung zugunsten der Unternehmergewinne. Die hat sich in den letzten 1,5 Jahren massiv verschärft durch die Inflation. Die Inflation ist zu einem erheblichen Teil dadurch bedingt, dass die Profitmargen erhöht wurden", sagt Schulmeister. Sowohl Doskozil als auch Babler haben mit unterschiedlichen Mitteln "eine teilweise Rückverteilung" vor. In den 1960er-Jahren sei das "gang und gäbe" gewesen, Reallohnsteigerungen auf Kosten der Unternehmergewinne durchzusetzen.

"Rückverteilung": Ökonom Stephan Schulmeister erklärt die Lohn-Forderungen von Babler und Doskozil

"Wir dürfen nicht vergessen, dass wir seit Jahrzehnten eine dauernde Verkürzung der Arbeitszeit haben", rechnet der Ökonom vor. Durch Arbeitslosigkeit, durch Teilzeitarbeit und besonders schlecht bezahlte prekäre Arbeit wie zum Beispiel Leiharbeit. "Arbeitszeitverkürzung gibt es die ganze Zeit, aber sie ging einher mit einer rechtlichen Schlechterstellung der Arbeitnehmer." Babler fordert nun eine "Verkürzung der Normalarbeitszeit, die seit 40 Jahren nicht mehr geändert wurde, obwohl die Produktivität der Arbeitnehmer in diesem Zeitraum ganz massiv gestiegen ist".

Freizeit statt Wirtschaftswachstum

Schulmeister hält es "langfristig für eine gute Idee", auch wegen Auswirkungen der Klima-Katastrophe, die wir zunehmend zu spüren bekommen werden, nicht auf mehr Wirtschaftswachstum zu setzen, sondern einen Teil der "Produktivitätsgewinne in mehr Freizeit, in mehr Lebenszeit auszuzahlen und nicht in höheren Realeinkommen". Das sei auch der größte Unterschied zwischen den Forderungen von Babler und Doskozil. 

Schellhorn: "Ökonomischer Selbstmord"

Franz Schellhorn, Leiter der wirtschaftsliberalen Denkfabrik Agenda Austria, sieht die Finanzierung der 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich anders. Die Inflation macht Arbeitskraft für Unternehmer schon jetzt massiv teurer, sie noch einmal um 20 Prozent durch Arbeitszeitverkürzung zu verteuern sei "ein riskantes Spiel". "Ob sich das für den Wirtschaftsstandort Österreich ausgeht, wage ich zu bezweifeln", meint er.

Der Druck, die Produktivität zu erhöhen, würde dadurch zunehmen. Überall, wo man 10 Prozent mehr Leistung in der gleichen Zeit erbringen könne, könne man die Löhne erhöhen. Aber nur dort, denn überall anders würde sich dadurch das Produkt verteuern. Konkurrenten, die die Arbeitszeit nicht verkürzen, würden dadurch, relativ gesehen, billiger. "Österreich verliert Marktanteile, verliert Umsatz und verliert letzten Endes Arbeitsplätze." Schellhorn: "Wirtschaftspolitisch ist das ein guter Ansatz für einen ökonomischen Selbstmord."

Leichter umsetzen lasse sich Bablers Forderung nach einer Millionärssteuer. Die Frage sei, wie man das Vermögen misst, einige Staaten seien daran schon gescheitert. Denn entweder würde sie sich nicht rentieren, weil es zu teuer ist, herauszufinden, wer was besitzt, oder es wird eine reine Immobiliensteuer daraus. "Die Letzten beißen die Hunde. Die, die nicht wegkönnen mit ihrem Vermögen, sind übergeblieben, andere haben Vermögen ins Ausland verlagert, und deshalb waren die Kosten immer höher als die Erträge." 

Mindestlohn: "10, 20 Jahre" warten

Schellhorn warnt auf vor einer österreichweiten Umsetzung von Doskozils 2.000-Euro-Mindestlohn. Man solle sich erst "10, 20 Jahre" anschauen, wie sich der Mindestlohn im Burgenland bewährt.

 

Franz Schellhorn, Leiter der wirtschaftsliberalen Denkfabrik Agenda Austria, zum Programm von Andreas Babler und Hans Peter Doskozil. 

Doskozil vergisst die Frauen, Babler Asyl

Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle fiel bei den Programmen von Babler und Doskozil auf, was sie nicht erwähnen. Babler erwähnt die Themen Asyl und Migration nicht, bei Auftritten nimmt er dazu aber sehr wohl Stellung. Und während bei ihm Frauen Thema sind, erwähnt sie Doskozil mit keinem Wort. Der Burgenländer spricht dafür über Polizei und Korruption.

Mehr dazu: 

Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle vergleicht die Programme von Babler und Doskozil

ribbon Zusammenfassung
  • Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler und Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil sind beide für Lohnerhöhungen, die Krux liegt aber im Detail - und: Wie soll sich das bezahlen lassen?
  • Laut Ökonom Stephan Schulmeister kein Problem, in den 1960ern sei das "gang und gäbe" gewesen.