"Lauft nicht geradeaus"
"Alligator Alcatraz": Abschiebehaft im Käfig, Reptilien gegen Flucht
Unter dem weißen Zeltdach stehen riesige Metallkäfige, spartanische Stockbetten reihen sich darin eng aneinander. Schon bald sollen hinter den Gittern Migranten darauf warten, außer Landes gebracht zu werden.
Als "Alligator Alcatraz" wird die Abschiebehaftanstalt in einem Sumpfgebiet im US-Bundesstaat Florida inoffiziell genannt, Heimatschutzministerin Kristi Noem benutzte den Namen auch in einer Presseaussendung.
Die vier weißen Zelte wurden innerhalb von rund einer Woche errichtet, insgesamt 5.000 Betten hat die Einrichtung. Noch in der ersten Juliwoche sollen Migranten in das Lager gebracht werden, so Floridas "Attorney General" James Uthmeier im Vorfeld.
Das Gelände liegt isoliert mitten in den Everglades, schilderte Karoline Leavitt, Pressesprecherin des Weißen Hauses. Nur eine Straße führt zu der ansonsten von Wasser, subtropischer Wildnis und gefährlichen Tieren umgebenen Anlage. Ein natürlicher Schutz vor Fluchtversuchen, wie die US-Regierung anpreist.
"Alligator Alcatraz" sei ein "effizienter und kostengünstiger Weg" für die angekündigten Massenabschiebungen, so Leavitt.
Flucht vor Alligatoren: "Lauft nicht geradeaus"
US-Präsident Donald Trump besuchte die Abschiebeanstalt vor ihrer Eröffnung. Bezogen auf die gefährliche Tierwelt rundherum um das Gelände malte Trump ein Zick-Zack-Muster in die Luft.
Wer fliehen wolle, müsse lernen, richtig wegzulaufen: "Lauft nicht geradeaus. Lauft so. Dann steigen eure Chancen um etwa ein Prozent", witzelte er.
Ob die Geflüchteten gefressen werden sollen? "Ich schätze, das ist das Konzept. Das ist kein nettes Geschäft", erklärte Trump, scheinbar scherzhaft. Schlangen seien schnell.
Sein Vorgänger, Ex-Präsident Joe Biden, "wollte mich hier drinnen", sagte Donald Trump bei der Eröffnung zwischen den Käfigen. "Es ist nicht so gekommen, aber er wollte mich hier, dieser Hurensohn."
100-Quadratkilometer-Haftanstalt in der Wildnis
Die Abschiebehaftanstalt steht auf einem ehemaligen Flughafengelände, das zuletzt verlassen war. Das Gelände umfasst eine Gesamtfläche von mehr als 100 Quadratkilometern (39 Quadratmeilen), wie CNN berichtet.
Der Unterhalt der Haftanstalt dürfte den Staat pro Jahr rund 450 Millionen Dollar kosten, wie ein Sprecher von "Homeland Security" erklärte.
Bürgermeisterin Daniella Levine Cava, in deren Gemeinde Miami-Dade County das Gelände liegt, äußerte Zweifel an der Einrichtung - auch in Hinblick auf Umweltauswirkungen. "Alligator Alcatraz" liegt in unmittelbarer Nähe eines Nationalparks.
"Das hohe Tempo dieser Unternehmung brachte wenig Gelegenheit für eine sorgfältige Prüfung seitens unserer Gemeinde", so Levine Cava.
Alcatraz vor San Francisco bald wieder in Betrieb?
Nur wenige Wochen zuvor hatte Trump angekündigt, das berüchtigte Gefängnis Alcatraz auf einer Insel vor San Francisco wieder in Betrieb nehmen zu wollen. Dort sollen den Plänen des US-Präsidenten zufolge jedoch keine Migranten, sondern Schwerverbrecher untergebracht werden.
An der neuen Abschiebehaftanstalt "Alligator Alcatraz" gibt vonseiten der US-Demokraten und nicht zuletzt in den sozialen Medien heftige Kritik.
Zahlreiche Postings ziehen mit Videos aus dem Inneren der Zelte eine Parallele zu Konzentrationslagern der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg.
Zusammenfassung
- Im Sumpfgebiet der Everglades in Florida wurde innerhalb einer Woche eine Abschiebehaftanstalt mit vier weißen Zelten und insgesamt 5.000 Betten errichtet.
- Das als von der US-Regierung als "Alligator Alcatraz" bezeichnete Lager liegt isoliert auf über 100 Quadratkilometern, ist nur über eine Straße erreichbar und von Wasser sowie gefährlichen Tieren umgeben.
- Vor seinem Besuch anlässlich der Eröffnung machte US-Präsident Donald Trump "Witze" über Fluchtversuche aus der Anstalt.
- "Lauft nicht geradeaus", riet er Migranten angesichts von Schlangen und Alligatoren.