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Alaba, Asyl und Après-Ski: Die Auf und Abs von Günther Platter

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Günther Platter war 14 Jahre lang Landeshauptmann und mischte nicht nur als Minister in der Bundespolitik mit. Nun gab er seinen Rücktritt bekannt - ein Überblick über die gravierendsten Momente in Platters Karriere.

Nach 14 Jahren im Amt will sich Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) zurückziehen. Platter blickt auf eine durchwachsene Politkarriere zurück, die sich keineswegs auf die Landesebene beschränkte. Länger als Platter war nur Eduard Wallnöfer (ebenfalls ÖVP) Tiroler Landeshauptmann - er war 24 Jahre, von 1963 bis 1987, im Amt.

Platter, gelernter Buchdrucker und Gendarm, startete seine politische Karriere in den 1980er Jahren als Gemeinderat in Zams, wo er kurz darauf Bürgermeister wurde. 1994 kam er als Nationalratsabgeordneter nach Wien, wo er bis 2000 im Parlament tätig war. Dann ging er für drei Jahre zurück nach Tirol, wo er zunächst ÖAAB-Chef wurde, allerdings in der Wahl zum Parteivorsitz gegen Herwig Van Staa scheiterte.

Landeshauptmann Günther Platter gibt Rücktritt bekannt.

Platter kam wieder nach Wien. Zwischen 2003 und 2007 war er Verteidigungsminister unter Wolfgang Schüssel (ÖVP). In diese Zeit fallen unter anderem die umstrittene Anschaffung der Eurofighter-Kampfflugzeuge für das Bundesheer und die 2004 begonnene umfassende Heeresreform mit der Verkürzung des Präsenzdienstes auf sechs Monate. 

Der Fall Arigona Zogaj

Von 2007 bis 2008 war Platter schließlich Innenminister im Kabinett von Alfred Gusenbauer (SPÖ). In dieser Zeit stand Platter wegen seiner harten Migrationspolitik - vor allem in der Causa Arigona Zogaj in der Kritik. Die aus dem Kosovo stammende Familie Zogaj sollte 2007 abgeschoben werden. Die Gemeinde Frankenburg in Oberösterreich, wo die Familie jahrelang gelebt hatten, wollte das allerdings verhindern - ebenso wie die Mitschüler der damals 15-Jährigen. 

Laut "Krone"-Journalist Erich Vogl haben auch die Affären der Bundes-ÖVP und das Management der Corona-Krise zum Ende der Karriere beigetragen.

Als die Polizei kam, um die Familie abzuschieben, war Tochter Arigona plötzlich verschwunden. Ihr Vater und ihre Geschwister mussten in den Kosovo ausreisen, ihre Mutter durfte bleiben, um nach der Tochter zu suchen. Nach zwei Tagen meldete sich die damals 15-Jährige: Sie werde sich umbringen, wenn ihre Familie nicht zurückkommen dürfe. Sogar die oberösterreichische Regierung appellierte schließlich an Platter, das Verfahren wieder aufzunehmen. Österreichweit gab es Demonstrationen. 

Platter entschied, eine Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs abzuwarten. Arigona, die bei einem Pfarrer untergekommen war, und ihre Mutter durften vorerst bleiben. Im Dezember 2007 wies das Höchstgericht die Beschwerde der Familie zurück, betonte aber, dass Platter ein humanitäres Aufenthaltsrecht gewähren könnte, was er nicht tat. Platter sah damals unter anderem auch die Schuld für zu lange dauernde Asylverfahren bei den NGOs und Asylwerbern selbst. SOS-Mitmensch etwa war Platter damals das Fehlen jeglichen "rechtsstaatlichen Bewusstseins" vor. 

Platter zu Alaba: "How do you do?"

Als Van Staa bei Wahlen in Tirol Niederlagen einfuhr, kehrte Platter 2008 schließlich zurück. Seinen größten Erfolg fuhr Platter bei den Landtagswahlen 2018 ein - die Tiroler ÖVP erreichte 44,26 Prozent. 

Für (inter)nationale Schlagzeilen sorgte Günther Platter aber auch noch in der Landespolitik. 2012 etwa, als er nicht nur beim Fußballer David Alaba für Verwunderung sorgte, weil er den österreichischen Nationalspieler beim Trainingscamp in Seefeld auf Englisch ansprach. "How do you do?", soll Platter gesagt haben. "Danke, gut. Sie können ruhig Deutsch mit mir reden, ich bin Österreicher", soll Alaba geantwortet haben. Platter sagte später, dass ihm das peinlich gewesen sei und er durch ein davor auf Englisch geführtes Gespräch verwirrt gewesen sei.

Corona-Ausbruch nach Après-Ski

Spätestens mit der europaweiten Ausbreitung des Coronavirus nach Infektionen im Après-Ski-Lokal Kitzloch in Ischgl erlangte Platter internationale Bekanntheit. Den Tiroler Behörden wurde vorgeworfen, zu spät bzw. nachlässig auf Infektionsfälle in der Wintersporthochburg reagiert haben. Platter bestritt dies stets, sagte in einem Interview "alles richtig" gemacht zu haben und verwies auf die Eigenverantwortung der Touristen. 

Zum Ende seiner Karriere dürften nun aber vor allem schlechter werdende Umfragewerte, Personalrochaden beim grünen Koalitionspartner sowie die Skandale in der eigenen Partei geführt haben. 

ribbon Zusammenfassung
  • Günther Platter war 14 Jahre lang Landeshauptmann und mischte nicht nur als Minister in der Bundespolitik mit. Nun gab er seinen Rücktritt bekannt.
  • Ein Überblick über die gravierendsten Momente in Platters Karriere: von Eurofighter über Arigona bis Alaba.