Marina Owsjannikowa, eine Angestellte des russischen Channel 1 Erster Kanal nutzt die Nachrichten, um ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen

30.000 Rubel Strafe für russische Redakteurin nach TV-Protest

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Nach ihrem Protest im Staatsfernsehen und ihrer Verhaftung war die russische TV-Redakteurin Marina Owsjannikowa für Stunden nicht auffindbar. Anwälte suchten nach ihr, in Russland und auch international will man ihr helfen. Vor Gericht bekannte sie sich nicht schuldig, sie kam mit einer Geldstrafe davon.

Marina Owsjannikowa arbeitete schon seit Jahren für russische Medien, bis sie am Montagabend zur besten Sendezeit mit einem Protestplakat im Live-TV auftauchte. Ihre Message "Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen", teils auf englisch, teils auf russisch, war nur wenige Sekunden zu sehen, bis der Sender von der Moderation auf einen anderen Beitrag umschaltete. 

Owsjannikowa, geboren in Odessa und Tochter eines Ukrainers und einer Russin, wurde nach ihrem Protest von der Polizei abgeführt. Bereits am Dienstag musste sie sich vor Gericht verantworten, sie bekannte sich nicht schuldig und wurde zu 30.000 Rubel (226 Euro) Geldstrafe verurteilt. Sie wurde nicht wie zuerst befürchtet nach dem neuen russischen Mediengesetz angeklagt, das bis zu 15 Jahre Haft für die Verbreitung von "Falschnachrichten" über das Militär vorsieht.

Von Verbrechen Russlands überzeugt

Ich erkenne meine Schuld nicht an", sagte Owsjannikowa im Saal des Bezirksgerichts Ostankino, wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete. "Ich bin überzeugt, dass Russland ein Verbrechen begeht", meinte sie weiter. Russland sei "der Aggressor in der Ukraine", fügte sie hinzu.

Ihr Anwalt Daniil Berman hatte eine Anklage auf Grundlage des neuen Mediengesetzes befürchtet, wie er der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag sagte. "Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Behörden daran ein Exempel statuieren, um andere Protestierende zum Schweigen zu bringen", betonte Berman. Er beklagte zudem, dass er zu seiner Mandantin keinen Zugang habe und nicht wisse, wo genau sie festgehalten wurde.

In Russland wird in den Medien zwar vom Protest berichtet, aber selbst kremlkritische Medien müssen ihre Nachricht unkenntlich machen, um nicht selbst straffällig zu werden. International wurde der Clip jedoch sofort viral. Weltweit wird der jungen Frau für ihren Mut gedankt. Ihre Facebook-Seite bekam laut "Spiegel" schon über 100.000 Likes und es werden ständig mehr. 

Unauffindbar für Anwälte, Kreml: "Hooliganismus"

17 Stunden wurde ihr Aufenthaltsort geheim gehalten, Anwälte von Menschenrechtsorganisationen machten sich auf die Suche nach ihr, liefen jedoch gegen eine Wand des Schweigens. Kremlsprecher Dmitrij Peskow nannte den Protest "Hooliganismus".

Team Nawalny bietet finanzielle Hilfe ...

Viele Stellen stehen bereit, um der Redakteurin zu helfen. Das Team des inhaftierten Oppositionspolitikers Alexej Nawalny bot Owsjannikowa via Twitter an, ihre Geldstrafen zu übernehmen. 

... Macron Schutz im Konsulat

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bot Owsjannikowa konsularischen Schutz an. "Wir leiten diplomatische Maßnahmen ein, damit sie unter den Schutz der (französischen) Botschaft gestellt wird", sagte Macron am Dienstag.

In Österreich zollte die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Ewa Ernst-Dziedzic, der Journalistin Respekt für ihre Protestaktion: "Diese mutige Frau ist uns allen ein Vorbild, wenn es darum geht, für unsere Grundwerte und unsere Grundfreiheiten einzutreten - dies allen Repressalien und Sanktionen zum Trotz", sagte Ernst Dziedzic laut einer Aussendung am Dienstag.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach ihrem Protest im Staatsfernsehen und ihrer Verhaftung war die russische TV-Redakteurin Marina Owsjannikowa für Stunden nicht auffindbar.
  • Anwälte suchten nach ihr, in Russland und auch international will man ihr helfen.
  • Vor Gericht bekannte sie sich nicht schuldig.
  • Sie wurde zu einer Geldstrafe von 30.000 Rubel (226 Euro) verurteilt.